Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Märkte >

Ölpreis – Konflikt im Nahen Osten birgt große Unsicherheit

Der Ölpreis ist nach dem Hamas-Angriff auf Israel wieder angestiegen, wobei die Sorte Brent die Marke von 89 USD pro Barrel erreichte und damit einen Teil der schweren Verluste im Oktober wieder wettmachte. Folgende Dinge könnten in den kommenden Wochen das Preisgeschehen und die Marktreaktion prägen und beeinflussen.

(Foto: hiroshi teshigawara / Shutterstock)

Der Ölpreis ist nach dem Hamas-Angriff auf Israel wieder angestiegen, wobei die Sorte Brent die Marke von 89 USD pro Barrel erreichte und damit einen Teil der schweren Verluste im Oktober wieder wettmachte. Folgende Dinge könnten in den kommenden Wochen das Preisgeschehen und die Marktreaktion prägen und beeinflussen.

Von Konstantin Oldenburger, Marktanalyst CMCMarkets

Wie wirkt sich der Nahost-Konflikt auf den Ölpreis aus?

Erstens: Die unmittelbaren Auswirkungen des Konflikts waren entlang der gesamten Future-Kurve zu beobachten. So stieg der Prompt-Spread für Brent - die Differenz zwischen den beiden nächstgelegenen Kontrakten - auf 1,64 USD pro Barrel in Backwardation, einem bullishen Preismuster. Dennoch haben es die Banken noch nicht eilig, ihre Preisprognosen zu erhöhen.

Auch wenn die jüngsten Ereignisse in Israel keine unmittelbare Bedrohung für die Versorgung darstellen, bleibt das Risiko einer Eskalation in der gesamten Region akut, insbesondere die Möglichkeit, dass der Hamas-Unterstützer Iran in den Konflikt hineingezogen wird. Dies könnte ein Risiko für die Lieferungen aus Teheran darstellen, vornehmlich wenn die USA die Sanktionen mit größerer Strenge durchsetzen.

Marktbeobachter richten ihr Augenmerk auch auf die Folgen für Saudi-Arabien, das einerseits die Produktion drosselt, um die Preise zu stützen, und andererseits versucht, die Beziehungen zu Israel zu normalisieren. Wenn sich letzteres nun als weitaus schwieriger erweist, könnten die freiwilligen Lieferbeschränkungen länger andauern.

Die OPEC+-Mitglieder signalisieren ebenfalls, dass sie ihre gemeinsame Haltung nicht sofort ändern werden. Die Energieminister Saudi-Arabiens, Kuwaits und der Vereinigten Arabischen Emirate betonten alle ihre Unterstützung für die OPEC+-Politik und erklärten, dass eine weitere Zusammenarbeit erforderlich sei.

Obwohl die Ölpreise in der letzten Woche vor dem Angriff gefallen sind, bleibt der globale Ölmarkt nach den Angebotskürzungen der OPEC+ sehr angespannt. Ein weiterer Abbau der Lagerbestände in den kommenden Wochen, speziell am Umschlagplatz Cushing, könnte einen weiteren Preisanstieg auslösen.

Saudi-Arabien und Russland halten an den Förderkürzungen fest

Der saudische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman wiederholte in dieser Woche erneut, dass Riad beabsichtigt, die freiwilligen Ölförderkürzungen bis Ende des Jahres zu verlängern. Der Minister stellte klar, dass Saudi-Arabien den Markt genau beobachtet, und fügte hinzu, dass die Maßnahmen des Landes in Bezug auf Produktionskürzungen oder Angebotssteigerungen von der Marktentwicklung abhängen werden.

"Vielleicht noch einen Monat, zwei, vier, fünf. Solange es Zeit braucht, damit wir sicherstellen können, dass wir uns entsprechend verhalten, um für Ruhe auf dem Markt zu sorgen, um Stabilität auf den Markt zu bringen", fügte er hinzu. Zuvor hatte der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Novak während des Besuchs des saudischen Ministers in Moskau anlässlich der Russischen Energiewoche angekündigt, dass Russland beschlossen habe, seine Erdöllieferungen an Saudi-Arabien zu erhöhen.

Ölangebot soll weiter knapp bleiben  

Die US-amerikanische Energy Information Administration (EIA) gibt in seinen neuesten Schätzungen an, dass die OPEC+ die Ölproduktion von 2023 bis 2024 um 300.000 Barrel pro Tag reduzieren wird.

Der kurzfristige Energieausblick (Short-Term Energy Outlook, STEO) der EIA für Oktober zeigte auch, dass sie einen Rückgang der globalen Ölvorräte um 200.000 Barrel in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 erwartet, "weil eine freiwillige Produktionskürzung von Saudi-Arabien und reduzierte Produktionsziele unter den OPEC+-Ländern die globale Ölproduktion unter dem globalen Ölverbrauch halten. Infolgedessen erwarten die EIA einen Aufwärtsdruck auf die Rohölpreise, wobei der Brent-Kassapreis im Jahr 2024 auf durchschnittlich 95 USD pro Barrel ansteigen könnte, so die EIA.

Wie könnte es mit dem Ölpreis weitergehen?

Nach der starken Rally seit Juni dieses Jahres kam Anfang Oktober jetzt die verdiente Korrektur. Innerhalb von 2 Wochen fiel der Preis um fast 13 %. Die aktuelle Erholung startete demnach am 50 % Retracement der vorherigen Anstiegsbewegung. Aktuell wird es darum gehen den Bereich bei 91,60 USD zu überwinden, damit die Rally auch in Richtung des Septemberhochs bei 96,45 USD weiterlaufen kann. Auf der anderen Seite dürfte ein nachhaltiges Unterschreiten der 82,01 USD Marke die Möglichkeit eröffnen den Abwärtstrend fortzuschreiben und einen weiteren Test der Tiefpunkte bei rund 71 USD zu erzeugen.