Rüstungsausgaben? Handelskrieg!
Beim NATO-Gipfel hat Trump zunächst seine Maximalforderung für Rüstungsausgaben in Höhe von zwei Prozent des BIP nochmals auf vier Prozent verdoppelt, wie das ein guter Vertreter eben tut, wenn er auf einem Basar Teppiche oder in Manhattan Hochhäuser kaufen will. Die Verbündeten sind irritiert und desillusioniert. Ob ein Handelskrieg aber so einfach zu gewinnen ist wie ein Krieg gegen die eigenen militärischen Verbündeten? Sascha Sadowski rechnet nach.
Beim NATO-Gipfel hat Trump zunächst seine Maximalforderung für Rüstungsausgaben in Höhe von zwei Prozent des Bruttoinlandspoduktes nochmals auf vier Prozent verdoppelt, wie das ein guter Vertreter eben tut, wenn er auf einem Basar Teppiche oder in Manhattan Hochhäuser kaufen will, um dann die ursprüngliche, zweiprozentige Maximalforderung zu einem Minimalziel zu erklären. Die Verbündeten sind irritiert und desillusioniert. Ob ein handelskrieg aber so einfach zu gewinnen ist wie ein Krieg gegen die eigenen militärischen Verbündeten?
Von Sascha Sadowski
Donald Trump ist ein echter Salesman. Und nun leitet er die größte Firma: die USA. Und er ist der Meinung, dass ein Handelskrieg leicht zu gewinnen sei. Seiner Ansicht nach haben die Länder mit einem Exportüberschuss gegenüber den USA deutlich mehr zu verlieren als die USA selbst. Also müssten sie sich logischerweise seinem Willen unterwerfen, die Strafzölle akzeptieren und auf entsprechende Gegenmaßnahmen verzichten. Für einen amerikanischen Präsidenten enormer Größe, als den er sich selbst sieht, ist die Argumentation anderer Staaten noch lange kein Grund, nachzugeben und seine Politik zu ändern. Diese Kompromisslosigkeit könnte sowohl für die USA als auch für den Rest der Welt deutliche Konsequenzen nach sich ziehen.
Nein, Donald Trump ist nicht unbedingt dafür bekannt, eigene Fehler einzugestehen. Daher kann man davon ausgehen, dass er seinen Konfrontationskurs weiter beibehalten wird. Kommt es zu negativen Auswirkungen auf die US-Wirtschaft durch den Handelskrieg, wird er mit einiger Sicherheit den Fehler nicht bei sich selbst, sondern bei anderen suchen. Derzeit spielt ihm dabei noch die starke US-Wirtschaft und die niedrige Arbeitslosigkeit in die Karten, aber auch das könnte sich ändern. Es gibt indessen erste Anzeichen dafür, dass Trumps Rechnung nicht aufgeht. Mit Harley Davidson hat bereits ein amerikanisches Traditionsunternehmen reagiert und plant weitere Teile seiner Produktion ins Ausland zu verlagern, um mögliche Gegenzölle aus der EU und anderen Ländern zu umgehen.
Obst aus China – leicht verderblich!
Und nun kommt Apple. Fast alle Hochglanzprodukte mit dem Apfel werden in China hergestellt. Apple wird nicht umhinkommen, sich etwas einfallen zu lassen, wenn die Produkte nicht deutlich teurer werden sollen, denn das Unternehmen ist auf seine Zulieferer und Produktionsstätten in China definitiv angewiesen. Hinzu kommt, dass China nicht so wehrlos ist, wie Trump das vielleicht anfangs angenommen hat. Mit den Strafzöllen auf Sojabohnen aus den USA trifft es genau die amerikanischen Bundesstaaten, in denen Trumps Wählerschaft sitzt. Diese bleibt jetzt womöglich auf ihrer Ernte sitzen. Außerdem häufen sich die Berichte, dass der chinesische Zoll amerikanische Produkte langsamer abwickelt und so die Einfuhr verzögert.
Einer Untersuchung der Wirtschaftsberatung Oxford Economics zufolge könnte der Handelskrieg beiden Ländern massiv schaden und das Wirtschaftswachstum um 0,1 bis 0,2 Prozent bremsen. Das bedeutet laut Studie einen Verlust zwischen 30 und 60 Milliarden US-Dollar und dabei werden weitere nachteilige Effekte wie Verzögerungen in der Lieferkette oder wirtschaftliche Unsicherheit nicht mit einbezogen. Darüber hinaus öffnet sich China immer weiter auch westlichen Unternehmen, wenn auch nicht in dem Maße, wie Donald Trump sich das vielleicht vorstellt. Die Strafzölle gegen amerikanische Produkte, die China nun als Vergeltung einführt, kommen also zur Unzeit. Nun haben andere internationale Unternehmen, beispielsweise diejenigen aus Europa, eine reelle Chance, sich im Reich der Mitte weit besser zu etablieren als zuvor. Ein weiterer Faktor, der besonders vielen US-Konsumenten sauer aufstoßen könnte, ist die Tatsache, dass viele in die USA importierte Produkte teurer werden dürften. Das schadet dann auch nicht nur den Herstellern im Ausland, sondern auch den Verkäufern und Kunden in den USA.
Der größte Salesman aller Zeiten?
Zwar gehen China und die USA auf Konfrontationskurs zueinander und stehen im Mittelpunkt des Handelskriegs, allerdings sollte man nicht vergessen, dass der amerikanische Präsident in einem Rundumschlag auch Europa, Mexiko und Kanada mit seinen Zöllen unter Druck setzt. Insbesondere die europäischen Autohersteller werden die Strafzölle zu spüren bekommen und damit eine der Kernindustrien der Union. Auch hier dürften die Forderungen nach Gegenmaßnahmen daher nicht leiser werden. Sollte es tatsächlich zu einem großen internationalen Handelskrieg kommen, könnte das globale Bruttosozialprodukt Berechnungen der Bank of England zufolge um 2,5 Prozent sinken. In diesem Fall wird es aber einen großen Verlierer geben: Den Initiator des ach so leicht zu gewinnenden Handelskriegs, denn im Szenario der Bank of England sank das Bruttosozialprodukt der USA um ganze fünf Prozent, also doppelt so stark wie im weltweiten Durchschnitt.
Sascha Sadowski ist Marktexperte beim Online-Broker LYNX.