Trumps erste 100 Tage: Was können Anleger erwarten?
100 Tage ist Donald Trump im Amt. Nach anfänglicher Euphorie, vor allem an den Börsen, macht sich Ernüchterung breit. Und was sagt er selbst? „I thought this would be easier.“ Ein bemerkenswert offenes Eingeständnis. Speziell an den Finanzmärkten herrschten zunächst extrem hohe Erwartungen vor; die Ausichten sind inzwischen aber nur noch „heiter bis wolkig“. Eine Standortbestimmung.
100 Tage ist Donald Trump als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika im Amt. Nach anfänglicher Euphorie, vor allem an den Börsen, macht sich Ernüchterung breit. Und was sagt er selbst? „I thought this would be easier.“ Ein bemerkenswert offenes Eingeständnis, verbunden mit der Mitteilung, dass das Amt viel mehr Arbeit mit sich bringe, als er gedacht habe. Speziell an den Finanzmärkten herrschten zunächst extrem hohe Erwartungen vor; die Ausichten sind inzwischen aber nur noch „heiter bis wolkig“. Eine Standortbestimmung.
„Nach 100 Tagen im Amt prallt die politische Realität auf die von Präsident Trump geschürten Erwartungen. Während er an seinen Vorstellungen festhält, dürfte sich deren Umsetzung wahrscheinlich zögerlich gestalten“, meint Neil Dwane, Global Strategist von Allianz Global Investors. Zu den Projekten, die später realisiert werden, gehören demnach marktfreundliche Kernelemente der „Trumponomics“ wie Steuerreform und Infrastrukturausgaben, in denen die Unterstützung des US-Kongresses von entscheidender Bedeutung sein wird. Zwei große Niederlagen hatte er in dieser Zeit zu verkraften: Obamacare konnte erstens nicht ersetzt werden. Zweitens ist sein per Dekret verfügter Einreisestopp für Reisende aus bestimmten muslimischen Ländern gleich zweimal vor Gericht gescheitert.
Die ARD sieht Donald Trump nach 100 Tagen bei 39 Prozent Zufriedenheit – bei Barack Obama lag dieser Wert zum gleichen Zeitpunkt bei 64 Prozent. „Ich mag Arbeit, aber das hier ist wirklich ein ganzer Haufen Arbeit“, klagte der Trump. Das jüngste Interview mit ihm ist deshalb so bemerkenswert, weil der Präsident damit offen zugibt, dass er auf seinen Job nicht wirklich vorbereitet war.
Die ersten 100 Tage des Präsidenten Trump
Bei seinem Amtsantritt hatte US-Präsident Trump seine Prioritäten für die ersten 100 Tage klar skizziert, wie Dwane feststellt. Nun, da dieser Meilenstein erreicht ist, wirft er einen Blick auf die bisher tatsächlich erzielten Fortschritte. Nach 100 Tagen seiner Präsidentschaft ist es unrealistisch zu erwarten, dass Trump in Bezug auf jede Dimension seines Programms schon Erfolge vorzuweisen hätte, doch dieser Meilenstein hat sich für eine erste Zwischenbilanz eines neuen Präsidenten etabliert.
Mit Donald Trump zogen hohe Erwartungen ins Weiße Haus ein, die er mit seinen vollmundigen Wahlversprechen erzeugt hatte. An den Finanzmärkten spiegelten sich diese hohen Erwartungen in Form von höheren Aktienkursen wider, die von der Aussicht auf Steuersenkungen und andere unternehmensfreundliche Maßnahmen des neuen Präsidenten angeheizt wurden.
Schon bald aber traf Trump auf Widerstände, angefangen bei einem kämpferischen Kongress, der nicht die notwendigen Stimmen für die Außerkraftsetzung von „Obamacare“ aufbringen konnte. Mit seiner Niederlage musste Trump feststellen, was vor ihm bereits viele erfahren hatten: In der politischen Realität kann Fortschritt sehr langwierig sein.
Mit einer kühnen Vision ins Weiße Haus
Die vision ist das eine, die Realität das andere. So haben viele der von Trump geplanten und angekündigten Maßnahmen bislang nur wenig Fortschritte gemacht. Die Unterstützung durch den Kongress scheint der Schlüssel zum Erfolg für viele von Trumps Initiativen zu sein; ohne sie dürfte es ihm schwerfallen, seine Agenda weiter voranzubringen.
Aufschluss über die 100-Tages-Bilanz von Donald Trump kann eine nach Prozenten sichtbar gemachte Übersicht bieten. Für Anleger und Börsinaer besonders interessant ist dabei die Lage bei den „Trumponomics“. Die Verringerung des privaten Steuersatzes ist demanch zu knapp 50 Prozent umgesetzt, ein aktueller Vorschlag sieht Senkung des Steuersatzes bei gleichzeitiger Verringerung steuerlicher Abzugsmöglichkeiten vor. Die Reform erinnert an das, was einst Friedrich Merz vorschlug, als er die „Steuerreform auf einem Bierdeckel“ propagierte, und das ist wahrlich keine schlechte Idee gewesen!
Die deutliche Verringerung der Körperschaftssteuer ist ebenfalls zur Hälfte umgesetzt. Sie soll die Unternehmensgewinne kräftig ankurbeln. Bei der Rückführung von Cash-Beständen sieht Dwane hingegen kaum Fortschritt, aber er rechnet auch nicht damit, dass diese Maßnahme deutliche Impulse für die US-Wirtschaft bringt. Auch die Effekte der Deregulierung, die Trump angekündigt hat, lassen demnach auf sich warten. Klar ist hingegen die Position des Allianz-Mannes zu Trumps Gesundheitspolitik: den Versuch der Abschaffung von „Obamacare“ sieht er als handfesten politischen Fehler.
Was heißt das für Anleger?
Der Staatshaushalt der USA hat indirekt Auswirkungen auf alle Belange des Börsengeschehens. Seinen vorläufigen Haushalt hat Trump, wenn auch ausschließlich mit Angaben zu Ermessensausgaben, vorgelegt. Dwane sieht seine Wahlversprechen zu rund 50 Prozent erfüllt, immerhin. Die angekündigten Steuerkürzungen hingegen, die über die Körperschaftssteuer hinausgehen, wird es in dieser form kaum geben, und der Grund dafür sind ausgerechnet Trumps Parteifreunde. Die Neubesetzung des Fed-Offenmarktausschusses, für Börsianer und Akteure auf den Finanzmärkten von besonderem Interesse, erfolgt hingegen erst 2018.
Insgesamt dürften die Fortschritte langsamer als erwartet realisiert werden. Der Markt sollte seine Erwartungen für die „Trumpflation“ zurückschrauben, meint Dwane. Trumps Versprechen eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums von drei bis vier Prozent dürfte nur schwer zu erzielen sein. Die Realisierung solcher Zahlen hängt nicht so sehr von politischen Entscheidungen, sondern in erster Linie von Beschäftigungs- und Produktivitätswachstum ab. Falls es allerdings Trump gelänge, die Regulierung zurückzufahren, dürfte davon in erster Linie der Finanzsektor und profitieren.