Überraschung aus Down Under!
In den vergangenen Monaten hatten auch die australischen Währungshüter wegen der Finanz- und der daraus folgenden weltweiten Wirtschaftskrise ihren Leitzinssatz kräftig gesenkt. Vor der Krise bei 7,25% gelegen, wurde er in sechs, teils deutlichen Schritten um 4,25 Prozentpunkte reduziert – zuletzt im April 2009.
Als erste Industrienation schwenkten sie nun um und sorgten für eine dicke Überraschung, indem sie den Leitzins zum ersten Mal seit März 2008 wieder erhöhten. Bislang mit 3,00% auf dem niedrigsten Niveau seit 49 Jahren gelegen, stieg er nun auf 3,25%. Notenbankchef Glenn Stevens begründete den Schritt mit den vorliegenden Daten, die eine sich verbessernde Konjunktur zeigen und betonte, dass das Risiko einer schwerwiegenden Rezession vorbei sei. Offenbar hat das Land die weltweite Wirtschaftsflaute besser verkraftet als andere Industrieländer. Es profitierte dabei von stabilen Banken, dem staatlichen Konjunkturpaket und vor allem von der Stärke Chinas, das einen stützenden Effekt auf die wichtige Rohstoffindustrie Australiens hatte.
Die Meinungen über den jüngsten Schritt gehen dennoch auseinander. Einige Volkswirte hätten gern erst weitere Daten gesehen, die eine Stabilisierung der Wirtschaft zeigen. Allerdings liegen die Zinsen nach wie vor niedrig und stellen somit weiterhin relativ günstiges Geld für den Wirtschaftskreislauf zur Verfügung. Auch die Aktienmärkte reagierten nach einem ersten Zögern positiv, wurde der Schritt doch scheinbar als Signal für eine sich wieder erholende Wirtschaft interpretiert. Vielleicht half in erster Linie aber auch die freundliche Wall Street. Deren weitere Kursentwicklung dürfte zudem auch in Australien die weitere Richtung beeinflussen. So könnte die leichte Schwäche der australischen Indizes vor dem Wochenende die Sorgen vor einer schwachen US-Berichtssaison zum Ausdruck bringen. Zur Vorwoche legten die Leitindizes in Sydney dennoch zu. Der S&P/ASX 200 stieg um 3,3%. Der All Ordinaries (siehe Chart) kletterte um 3,2%.