USA: Mit Steuersenkungen zu neuen Höhen
2018 wird sie wohl kommen, die große US-Steuerreform. Sowohl US-Repräsentantenhaus als auch US-Senat votierten dafür, und in der größten Volkswirtschaft der Welt steht eine ganze Reihe weiterer Entscheidungen an. Auch für die Aktienmärkte wird 2018 damit ein spannendes Jahr, wie die Bayern-LB-Expertin Christiane von Berg vorausblickend feststellt.
2018 wird sie wohl kommen, die große US-Steuerreform. Sowohl US-Repräsentantenhaus als auch US-Senat votierten dafür, und in der größten Volkswirtschaft der Welt steht eine ganze Reihe weiterer Entscheidungen an. Auch für die Aktienmärkte wird 2018 damit ein spannendes Jahr, wie die Bayern-LB-Expertin Christiane von Berg vorausblickend feststellt.
Von Christiane von Berg
2018 wird ein Jahr der Taten in den USA. 2017 wurde viel geredet, aber wenig in die Realität umgesetzt. Dies dürfte sich im kommenden Jahr ändern. Dann sollten nicht nur Erwartungen, sondern vor allem die Umsetzung politischer Maßnahmen konjunkturelle Impulse auslösen. Allen voran steht die Steuerreform, die derzeit vom US-Kongress erarbeitet wird. Wir erwarten, dass sich das Repräsentantenhaus und der Senat bis Ende 2017 auf einen Gesetzestext einigen, der dann zu Beginn des zweiten Quartals 2018 in Kraft tritt. Die Reform dürfte deutliche Steuersenkungen für Haushalte und Unternehmen enthalten, in ihrem Umfang jedoch spürbar hinter den ursprünglichen Plänen der Trump-Administration bleiben. Wir gehen davon aus, dass die Unternehmenssteuersenkung zeitgleich mit den anderen Maßnahmen der Steuerreform in Kraft tritt. Davon abgesehen sollte der Kongress im Laufe des Jahres 2018 ein kleines Infrastrukturprogramm erarbeiten und verabschieden, dessen Maßnahmen aber erst 2019 wachstumswirksam werden.
Unklar bleiben bis jetzt die Ergebnisse der Neuverhandlungen des nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA. In mehreren Runden verhandeln die USA bessere Bedingungen für sich aus. Handfeste Ergebnisse sind bisher nicht vorzuweisen und auch nicht in unseren Prognosen berücksichtigt. Generell erwarten wir von der Handelspolitik unter Präsident Trump auch 2018 vereinzelte Strafzölle für spezielle Produkte aus einzelnen Ländern. Umfassende Zölle gegen ein ganzes Land oder den Ausstieg aus bestehenden Handelsverträgen sehen wir dagegen nicht. Vor diesem Hintergrund sollte die US-Wirtschaft nach einem verhaltenen Jahresstart ab dem zweiten Quartal den Turbogang einlegen. Ein starker Privater Konsum sowie private und gewerbliche Investitionen sollten dabei Quartalswachstumsraten von etwa 3,5 Prozent (annualisiert) möglich machen. Da die Wirtschaft bereits stark ausgelastet ist und einige Maßnahmen recht bald wieder auslaufen werden, sollte dieser Wachstumsimpuls nicht lange anhalten und 2019 allmählich auslaufen. Die leicht protektionistische Handelspolitik der Regierung dürfte dabei keine größeren konjunkturellen Folgen haben. Zusammengenommen ergeben sich dadurch Jahreswachstumsraten von jeweils 2,8 Prozent für 2018 und 2019. Ein Wachstumsniveau von dauerhaft drei Prozent, wie es Finanzminister Mnuchin erwartet, sehen wir nicht.
Nach der Wahl ist vor der Wahl
Gefühlt ist die Präsidentschaftswahl gerade erst vorbei, da beginnt bereits der Wahlkampf für die nächste Kongresswahl im Herbst 2018. Am 6. November stehen die Posten aller 435 Mitglieder des Repräsentantenhauses ebenso wie 33 der insgesamt 100 Senatssitze zur Wahl. Dabei ist es unwahrscheinlich, dass sich die Machtverhältnisse in Washington deutlich ändern. Aufgrund der aktuellen Form der Wahlkreise sollten die Republikaner ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus halten können. Im Senat stehen die Sitze von 23 Demokraten, zwei Unabhängigen (diese stimmen mit den Demokraten) und acht Republikanern
zur Wahl. In den Umfragen gilt die Wiederwahl der meisten Kandidaten als sicher. Lediglich die Wahl von zwei Republikanern und vier Demokraten ist offen. Daher ist es wahrscheinlich, dass die republikanische Mehrheit auch im Senat bestehen bleibt. Da die Republikanische Partei in sich gespalten ist, wird der legislative Prozess allerdings auch nach der Wahl schwierig bleiben.
Arbeitsmarkt und Inflation: Fed-Ziele werden langsam erreicht
Die guten konjunkturellen Vorgaben der letzten Quartale dürften sich auch weiterhin am Arbeitsmarkt bemerkbar machen. Hier erwarten wir allerdings wegen der bereits hohen Auslastung, dass 2018 der Stellenaufbau etwas geringer ausfallen sollte als 2017. Dies dürfte ausreichen, die Arbeitslosenrate unter die Vier-Prozent-Marke zu drücken. Die zunehmende Marktmacht der Arbeitnehmer sollte sich im Jahresverlauf in einen langsam einsetzenden, stetigen Lohndruck bemerkbar machen. Dieser sollte sich mit kurzer Verzögerung auch in einem zunehmenden Preisdruck der Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittelpreise) widerspiegeln. Entsprechend dürfte die Kerninflationsrate nach einem, durch einen Basiseffekt bedingten Rücksetzer zum Jahresanfang, langsam auf den Zielwert der Fed von zwei Prozent zum Jahresende hinsteuern. Die Gesamtinflationsrate wird dagegen kurzfristig von Basiseffekten künstlich nach oben getrieben, sollte aber danach von einem niedrigeren Ölpreis gebremst werden.
Fed legt einen Schritt zu
Die Fed startet ins Jahr mit einem Personalwechsel. Ab Anfang Februar übernimmt Fed-Gouverneur Jerome Powell die Leitung der US-Notenbank. Bis dato gilt er als neutraler Geldpolitiker, der die Politik eines nur graduellen Zinsanstiegs in den kommenden Jahren unterstützt. Entsprechend dürfte Powell im Jahr 2018 mindestens drei Zinsschritte durchführen. Aufgrund steigender Inflationserwartungen, die auf die starke Konjunkturdynamik zurückzuführen sind, erwarten wir sogar vier Zinsschritte. Diese sollten sich auf die großen Sitzungen mit Pressekonferenz im März, Juni, September und Dezember verteilen. Zudem wird die Fed die Bilanzreduzierung wie geplant fortsetzen. Entsprechend wird die Kürzungshöhe im Quartalsrhythmus von 20 Mrd. Dollar pro Monat zum Jahresanfang auf 50 Milliarden pro Monat zum Jahresende steigen. Wir gehen dabei nicht davon aus, dass mögliche personelle Neubesetzungen, wie die des Fed Vice-Chair für Geldpolitik (es gibt zwei Fed-Vizeposten, einen zur Geldpolitik und einen zur Bankenregulatorik), die geldpolitische Strategie der Fed merklich ändern.
Christiane von Berg ist Volkswirtin bei der BayernLB.