Von Gebührenmaschinen und Erfolgsmodellen
Mit strukturierten Fonds konnten Anleger die Erträge aus den beliebten Bonus-, Expressund Discount-Strukturen noch ein halbes Jahr länger steuerfrei gestalten, als dies mit Zertifikaten möglich war. Nach Wegfall dieses Vorteils ist es um die einstigen Shootingstars ruhig geworden. Doch es gibt einen unbekannten Überraschungssieger.
Gleichgültig, ob Bonus-, Index- oder Discount-Zertifikate: Für sie alle galt eine kürzere Übergangsfrist als für Fonds, Aktien und Anleihen. Stichtag für Zertifikate war der 30. Juni 2008: Wer nach diesem Datum Zertifikate kaufte, muss auf Kursgewinne 25% Abgeltungsteuer zahlen, zuzüglich Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer. Das war ein halbes Jahr ein großer Nachteil gegenüber Fonds, denn diese wurden noch ein halbes Jahr länger – bis zum 31.12.2008 – nach den alten Regeln besteuert.
Die Steuerspar-Kombination
Strukturierte Fonds selbst sind hierzulande aber keineswegs etwas Neues. Bereits im Jahr 2003 startete Allianz Global Investors hierzulande seinen ersten strukturierten Fonds und auch die DWS hat seit 2005 verschiedene Fonds dieses Typs am Markt. Weil sich mit diesen speziellen Produkten der Abgeltungsteuer jedoch zumindest kurzfristig ein Schnippchen schlagen ließ, wurden Fonds und Zertifikate im letzten Jahr immer öfter kombiniert. Die Emittenten hatten damit zum richtigen Zeitpunkt gleich zwei Argumente an der Hand, mit denen sich vortrefflich werben ließ: Zum einen werden die eingezahlten Gelder bei strukturierten Fonds wie bei ihren herkömmlichen Brüdern in einem Sondervermögen, also getrennt vom Vermögen des Emittenten, verwaltet. Anders als bei Zertifikaten, bei denen es sich grundsätzlich um Schuldverschreibungen handelt, besteht hier somit kein Emittentenrisiko. Zum anderen sorgte die Konstruktion dafür, dass die Gewinne – eine Haltedauer von mehr als einem Jahr und einem Einstieg im Jahr 2008 vorausgesetzt – steuerfrei vereinnahmt werden konnten.
Der Trend geht zum Eigenbau
Dabei entwickelten sich zwei Vorgehensweisen: Einerseits sogenannte Zertifikate-Fonds, die das Geld der Anleger einfach in Zertifikate verschiedener Emittenten investieren, und andererseits strukturierte Fonds. Diese nutzen die rechtliche Hülle von Fonds und bilden Zertifikatstrukturen direkt ab. Das Spektrum der strukturierten Fonds reicht von – dem Tagesgeld ähnlichen – Produkten bis zum Schwellenländerfonds mit Kapitalsicherung (Global Emerging Markets 80% Protected Fund; WKN: A0NBRH). Obwohl noch immer viele Zertifikatefonds am Markt sind, enthalten diese immer weniger Zertifikate. Das liegt schlichtweg daran, dass diese Konstruktion seit der Einführung der Abgeltungsteuer nicht mehr interessant ist. Stattdessen werden die Strukturen auch bei diesen Produkten nun selbst abgebildet. Dies ist zwar grundsätzlich sinnvoll, da damit die Gebühren der Zwischenebene eingespart werden, die Ergebnisse der Produkte sind jedoch insgesamt zumeist enttäuschend.
Ergebnisse können nicht überzeugen
So kommt der DWS Diskont Basket (WKN: A0D8UU) auf Sicht der letzten 12 Monate auf ein Minus von 12,3%. Der vom Deutschen Derivate Verband veröffentlichte Benchmark Index für Discounter kommt im gleichen Zeitraum nur auf ein Minus von ca. 8%. Auch die Kombination aus Geldmarkt- und Aktienanlage in Form der beiden strukturierten Fonds TopGeld 90SI (WKN: ) und TopGeld 97SI (WKN: A0LCHH) hat sich für den Anleger bislang nicht ausgezahlt. Beide Produkte richten sich nach Angaben des Emittenten an Anleger, die ihr Geld parken und gleichzeitig gute Ertragschancen haben möchten. Um dies zu gewährleisten, investieren die Fonds ihre Mittel zu mindestens 90% bzw. 97% auf dem Geldmarkt. Der Rest wird in eine monatlich rollierende Komponente auf Basis des EURO STOXX 50 investiert und soll so für einen Extrarenditekick sorgen. Auf Jahressicht liegt das „spekulativere“ Produkt jedoch sogar mit -1,42% im roten Bereich und schneidet damit für ein Geldmarktprodukt (Benchmark: Citigroup Euroland Money Market Index: +2,9%) katastrophal ab, zumal sich dazu noch ein Ausgabeaufschlag von 3% addiert. Der TOPGELD 97SI schafft mit +1,04% zwar immerhin eine positive Performance auf 12-Monats-Sicht – auch hier ist man jedoch von der Benchmark meilenweit entfernt.
Gut strukturierte Gebührenmaschine
Weil die Anleger im Zuge der Finanzkrise zudem nach einfachen und transparenten Strukturen Ausschau halten, bläst den strukturierten Fonds der Wind mittlerweile ins Gesicht. Dazu kommt, dass für die „Neulinge“ – wie bei Fonds üblich – nur einmal am Tag ein Preis >> berechnet wird, während bei Zertifikaten laufend ein Kurs ermittelt wird. Auch bei den Gebühren hat sich die Branche an dem lukrativen Vorbild der Investmentfonds orientiert: Während Anleger Discount-, Bonus- oder Expresszertifikate ohne Ausgabeaufschlag und mit Spreads von rund 1% handeln können, liegt der Abstand zwischen An- und Verkaufskurs bei strukturierten Fonds zwischen 3% und 4%. Hinzu kommen jährliche Managementgebühren und ein ordentlicher Ausgabeaufschlag. Bei dem oben vorgestellten DWS Diskont Basket betragen die Gebühren beispielsweise: Ausgabeaufschlag: 3,00%; Rücknahmegebühr: 2,50%; Verwaltungsgebühr: 1,20%. Unter dem Strich sind damit viele strukturierte Fonds so mit Kosten belastet, dass eine attraktive Rendite nahezu unmöglich ist. Der Steuervorteil gegenüber Zertifikaten hat sich seit Jahresanfang ohnehin erledigt und der Status als Sondervermögen ist damit der letzte Pluspunkt.
Hidden Champions
Trotzdem sind die zugrunde liegenden Mechanismen für Anleger interessant. Wie bei Zertifikaten erlauben sie es dem Anleger, je nach Risikoprofil und Börsensituation das optimale Ergebnis herauszuholen. Genau dies ist mit Aktien und Anleihen allein nicht möglich. Das Problem war bislang die teure Verpackung. Doch auch dafür gibt es eine Lösung: Denn mittlerweile können verschiedene strukturierte Handelsansätze auch durch ETFs – und damit ebenfalls unter dem Mantel eines Sondervermögens – nachgebildet werden. Möglich ist dies, weil die Deutsche Börse einige Indizes berechnet, die derivative Komponenten enthalten. So bildet beispielweise der DAX Plus Covered Call (WKN: LYX0AE) für eine Managementgebühr von nur 0,4% eine seit Langem bewährte Strategie ab: Eine Longposition am Aktienmarkt wird mit dem Verkauf eines Calls kombiniert. Das Ziel des Ansatzes ist eine Glättung der Erträge und damit ein, im Vergleich zu einer reinen Aktienposition, konstanterer Wertzuwachs. Der defensivere DAX Plus Protective Put (WKN: LYX0BU) wiederum bietet die Teilhabe an einem aus Aktien- und Verkaufsoption zusammengesetzten Index und damit einem reduzierten Verlustrisiko. Dass der Fonds dieses Versprechen trotz geringer Kosten halten kann, zeigt ein Blick auf die turbulente Historie: Seit Auflage (Anfang Mai 2007) liegt der Fonds mit lediglich -14,3% im Minus – beim DAX sind es im gleichen Zeitraum -29%. Auch gegenüber Zertifikaten haben die ETF-Strategieindizes einen signifikanten Vorteil: Aufgrund der Konstruktion als Sondervermögen besteht kein Emittentenrisiko.
FAZIT
Gerade in unruhigen Zeiten bieten strukturierte Anlageprodukte die Möglichkeit, das Risiko-Ertrags-Profil optimal zu gestalten. Anleger sollten ausschließlich in transparente Produkte investieren, die sie verstehen und gleichzeitig eine niedrige Gebührenbelastung aufweisen. Aufgrund der Kombination aus Sicherheit und niedriger Kostenbelastung eigenen sich strukturierte ETFs damit besonders gut für langfristig orientierte Investoren.