Baumwolle: China als treibende Kraft?
Der Preis für US-Baumwolle erreichte jüngst ein Niveau wie seit Mai 2012 nicht mehr. Zudem wurde eine charttechnische Hürde nachhaltig geknackt, was für weitere Zuwächse sprechen könnte.
Seit dem Zwischentief von November 2012 zeigt die Tendenz bei Baumwolle aufwärts, in den vergangenen beiden Wochen mit zunehmender Dynamik. Aus charttechnischer Sicht ist nun interessant, dass die Hürde bei 78,02 US-Cent (Zwischenhoch von August 2012) nachhaltig überwunden worden zu sein scheint. In der Vorwoche knapp darüber gelugt, setzte sich der Preis jetzt deutlich ab. Dies könnte für weiter steigende Kurse sprechen. Allerdings wartet mit dem Zwischentief von Dezember 2011 (84,70 US-Cent) ein nächstes Hindernis.
Aus fundamentaler Sicht könnten zuletzt die jüngsten Konjunkturdaten und Frühindikatoren aus China getrieben haben, die für Zuversicht sorgen, dass das Land nach der seit 2010 auszumachenden Schwächephase mit abnehmenden Wachstumsraten im ersten Halbjahr 2013 wieder mehr konjunkturellen Schwung gewinnt. Dies könnte die Nachfrage nach Baumwolle anheizen, ist das Reich der Mitte doch der größte Verbraucher der Pflanzenfaser. Allerdings gibt es auch Stimmen, die diesen Optimismus nicht teilen. Sie verweisen darauf, dass China zur Stützung der eigenen Bauern große Teile, etwa 84%, der eigenen Ernte 2012/13 aufgekauft und damit die Läger weiter gefüllt hat. Diese künstliche Verknappung des Angebots im Inland sorgte wohl für eine höhere Nachfrage auf dem Weltmarkt und trug mit zum Preisanstieg in den vergangenen Monaten bei. Die Vorräte sind inzwischen jedoch sehr hoch. Sollten sie dem Markt wieder zugänglich gemacht werden, könnte dies die Nachfrage aus China im Jahresverlauf 2013 dämpfen. Zudem hat das US-Landwirtschaftsministerium in seiner Einschätzung von Januar die Prognose eines weltweiten Überschusses zwischen Angebot und Nachfrage im Wirtschaftsjahr 2012/13 (bis Ende Juli) noch etwas angehoben. Die Frage ist nun, ob die Zuversicht bezüglich einer wirtschaftlichen Erholung in China nachhaltig die preisdämpfenden Faktoren überkompensieren kann.