Baumwolle: Faden gerissen
In den voran gegangenen beiden Wochen hatte der Preis für US-Baumwolle kräftig zugelegt. Charttechnisch betrachtet gab es sogar ein klares mittelfristiges Long-Signal. Es erwies sich jedoch als falsch und mit dem jüngsten Kurseinbruch ist der bullische Faden schnell wieder gerissen.
Der Chart spricht eine deutliche Sprache. Rund zehn Prozent ging es zur Vorwoche abwärts. Dabei löste sich der Anstieg aus den beiden Vorwochen komplett in Luft auf. Außerdem erwies sich der Ausbruch über die Hürde von 89,20 US-Cent, was als mittelfristiges Long-Signal interpretiert werden konnte, als Fehlsignal. Die jüngsten Verkaufssignale bei einigen Indikatoren wie MACD und RSI runden das technisch angeschlagene Bild ab. Was ist passiert?
Auslösendes Moment für den jüngsten Preisverfall sind fundamentale Faktoren. Es gibt Gründe, die für eine gute weltweite Versorgungslage sprechen. Zum einen wird wegen günstiger Wetterbedingungen eine steigende Produktion in Indien erwartet. Der Regen kam zur rechten Zeit. Daher rechnet der indische Baumwollverband im Wirtschaftsjahr 2013/14 mit einem Ernteplus von 4,6 Prozent. Das Land ist nach China der weltweit zweitgrößte Produzent und nach den USA der zweitgrößte Exporteur von Baumwolle. Zuvor hatte bereits das US-Landwirtschaftsministerium über eine relativ gute Verfassung der US-Pflanzenbestände berichtet. Bis zum 18. August waren davon 46 Prozent in einem guten bis exzellenten Zustand. Vor einem Jahr waren es zum gleichen Zeitpunkt 41 Prozent. Dies könnte für eine besser als erwartete Ernte sprechen. Weltweit hohe Lagerbestände, über die jüngst auch der österreichische Faserspezialist Lenzing klagte, der zudem erst einmal einen anhaltenden Preisdruck für möglich hält, rundete die Gemengelage ab, die für fallende Preise sorgte. Angesichts der Talfahrt dürften zudem große Spekulanten ihre Long-Positionen, die zuletzt ein so hohes Volumen erreicht hatten wie seit Februar 2008 nicht mehr, vermehrt Kasse gemacht und damit den jüngsten Einbruch beschleunigt haben. Die Frage ist nun, in welcher Region der Preis für Baumwolle einen Boden findet?