Gold bei Investoren wieder beliebt – Ist das die Wende?
Ein turbulenter Börsen-Oktober beschert dem Goldpreis nach einem bislang dürftigen Jahr den dringend benötigten Schub. Investoren scheinen offensichtlich wieder Gefallen an dem Edelmetall gefunden zu haben. Aber reicht das auch für einen längerfristigen Ausbruch nach oben? Oder handelt es sich – mal wieder – nur um ein kurzes Aufbäumen?
Ein turbulenter Börsen-Oktober beschert dem Goldpreis nach einem bislang dürftigen Jahr den dringend benötigten Schub. Investoren scheinen offensichtlich wieder Gefallen an dem Edelmetall gefunden zu haben. Aber reicht das auch für einen längerfristigen Ausbruch nach oben? Oder handelt es sich – mal wieder – nur um ein kurzes Aufbäumen?
Es wird wieder Gold gekauft. Das zumindest belegt der vor kurzem veröffentlichte Report des World Gold Council zum dritten Quartal des laufenden Jahres. So nahm im Oktober unter anderem das Gesamtvolumen der Goldfonds um 24 Tonnen zu, was einem Gegenwert von rund einer Milliarde Dollar entspricht. Zum Vergleich: Von Juli bis September hatten Investoren noch über 100 Tonnen oder vier Milliarden Dollar aus den Fonds abgezogen. Überhaupt verlief das Jahr für Gold-Anleger bis dato alles andere als golden. Von Januar bis Oktober verbilligte sich eine Feinunze um knapp zehn Prozent von 1.313 auf 1.190 Dollar. Im August rutsche der Kurs sogar bis auf 1.175 Dollar ab, markierte damit den tiefsten Stand seit fast zwei Jahren. Die 2.000 Dollar, die eine Feinunze 2011 einmal wert war, blieben –salopp formuliert – ein Relikt aus vergangenen Tagen. Rekorde schrieb der Goldhandel ausschließlich im negativen Sinne. Vor kurzem noch wetteten Investoren mit einer Summe gegen steigende Preise, die alles in allem dreimal so groß war wie diejenige, die in Kontrakten steckte, welche auf steigende Kurse setzten.
Risiken zurück in den Köpfen der Anleger?
Dabei häuften sich vor allem in diesem Jahr politische wie wirtschaftliche Risiken. Da sind der Unsicherheitsfaktor Brexit und das italienische Schuldenchaos in Europa, ein das globale Wirtschaftswachstum bedrohender Handelskonflikt zwischen China und den USA und mit Blick auf die Märkte freilich auch der eingeleitete Ausstieg der Notenbanken aus der ultralockeren Geldpolitik, womit den Aktienmärkten ihr wichtigster Treiber abhandenkommen zu droht. Die steigenden Zinsen in den USA setzen zudem die Wall-Street unter Druck.
Gold als Alternative blieb dem Groß der Investoren dennoch lange fremd, es lief trotz aller Risiken immer noch zu gut an den Märkten. Zudem wurden durch die US-Zinserhöhungen auch Staatsanleihen wieder zur Alternative. Ein starker Dollar sprach ebenfalls gegen ein Investment in Edelmetalle.
Im Oktober nun aber griffen Investoren überraschend beherzt zu, ließen den Preis für eine goldene Feinunze um fast vier Prozent von 1.190 auf 1.236 Dollar in die Höhe klettern, den höchsten Stand seit Juni. „Die Anleger nehmen die Risiken an den Finanzmärkten wieder wahr und deswegen wird wieder Gold gekauft“, erklärt sich World Gold Council-Analyst Alistair Hewitt den jüngsten Preisanstieg. „Gold als Krisenmetall hat wieder funktioniert“, sieht es Incrementum-Analyst Ronald-Peter Stöferle ähnlich. Auch Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch schrieb, Gold werde wieder als „sicherer Hafen entdeckt.“
Doch wie sicher ist der Hafen wirklich? „In diesem Jahr könnten noch 1.350 Dollar drin sein“, schätzt Experte Stöferle. Und tatsächlich spricht neben den gestiegenen Investitionen in Goldfonds auch die anziehende Gold-Nachfrage der Zentralbanken für steigende Preise. Im dritten Quartal haben diese weltweit 148 Tonnen des Edelmetalls zugekauft, 22 Prozent mehr als im Jahr zuvor und 50 Prozent mehr als noch von April bis Juni. Die Nachfrage nach physischem Gold, sprich nach Münzen und Barren stieg ebenfalls um rund 20 Prozent auf 298 Tonnen. Zudem rechnen Experten in China und Indien mit anziehender Nachfrage im Schmuckgeschäft. Und das zeichnet immerhin für rund die Hälfte der globalen Goldnachfrage verantwortlich.
Spielen Spekulanten eine zu große Rolle?
Aber ob das für einen längerfristigen Preisanstieg reicht, muss fraglich bleiben. Nicht nur das im Chart „noch nicht viel Aufbruchsstimmung zu sehen“ sei, wie es die Commerzbank jüngst formulierte, es sind auch die vielen Spekulationen rund um das Edelmetall, dass es mit Blick auf den eigenen Werterhalt längst nicht mehr so sicher wirken lässt, wie es vor vielen Jahren einmal gewesen sein mag. So dürfte beispielsweise ein großer Teil des jüngsten Preisanstiegs daher kommen, dass die zu Beginn erwähnte große Masse an Leerverkäufern nach Ablauf ihrer Kontrakte Gold zukaufen musste. Investoren also, die auf fallende Kurse setzten, waren es, die am Ende auf einmal die Nachfrage ansteigen ließen und damit quasi unfreiwillig als Kursstütze dienten.
Wie beliebt Gold aus einem längerfristigen Anlagehorizont heraus derzeit also wirklich ist, lässt sich kaum beurteilen. Von einer Wende zu sprechen, wäre daher vermessen. Etwas mehr als ein „kurzes Aufbäumen“ könnte aber im Rahmen der zuletzt immer heftiger werdenden Turbulenzen an den Aktienmärkten drin sein. Denn immerhin: Es wird wieder Gold gekauft.