Kaffee: Sehr gute Ernteprognosen belasten
Der Preis für die an der US-Terminbörse ICE gehandelte Kaffeeart Arabica stand in der vergangenen Woche weiter unter Druck. Die Erwartung einer sehr guten Ernte in Brasilien spricht für ein weltweit gutes Angebot, was den Preis entsprechend drückt.
Brasilien, der weltweit größte Kaffeeanbauer, dürfte im Wirtschaftsjahr 2012/13 (bis Ende Juni) eine Rekordernte einfahren. Conab, die für Ernteprognosen zuständige Behörde des brasilianischen Landwirtschaftsministeriums, rechnet mit einem Anstieg der Kaffeeproduktion (Arabica und Robusta) auf 52,3 Mio. Sack (je 60 kg). Dies wären gut 20% mehr als in der Saison 2011/12. Einige Analysten gehen für 2012/13 sogar von bis zu 55 Mio. Sack aus. Der bisherige Rekord lag laut Conab bei 48,5 Mio. Sack und datiert aus der Saison 2002/03. Bei Arabica werden 37,71 Mio. Sack für 2012/13 prognostiziert, womit dessen Rekord von 2002/03 von fast 38 Mio. Sack zwar nicht ganz erreicht, gegenüber dem Vorjahr die Produktion jedoch um 22% zulegen dürfte. Verantwortlich für die insgesamt üppigen Kaffeeprognosen sind um mehr als 3% größere Anbauflächen sowie der Umstand, dass 2012/13 wieder die ertragreichere Zeit des zweijährigen Erntezyklus angebrochen ist.
Zwar beginnt die Ernte in Brasilien erst im Mai und läuft dann im Zeitraum Juli bis September auf Hochtouren, dennoch stand derzeit auch der aktuell aktivste Kontrakt an der ICE, der für Mai, kräftig unter Druck. Nachdem viele der brasilianischen Kaffeeproduzenten auf höhere Preise gewartet haben, schmeißen sie nun, um Platz für die nächste Ernte zu machen, verstärkt ihre Bestände auf den Markt. Dies belastet den Preis weiter, der seit Jahresbeginn kräftig nachgab und damit an die seit dem Hoch im Mai 2011 übergeordnete sinkende Tendenz anknüpfte. Nun hat der Mai-Kontrakt die untere Abwärtstrendlinie erreicht. An dieser könnte sich der Preis weiter nach unten hangeln. Denkbar ist jedoch auch eine Stabilisierung oder sogar eine Gegenbewegung, weil die Kaffeeröster das derzeit vergleichsweise günstige Niveau als Kaufgelegenheit ansehen könnten, um ihre Vorräte aufzustocken.