Kakao: Erst steil nach oben, dann steil nach unten
Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Ein Naturgesetz, das auch für den Kakaobaum gilt. Im übertragenden Sinne trifft es auch für den Preis der Kakaobohnen zu, der nach einem steilen Anstieg seit Jahresbeginn bis Anfang März ebenso dynamisch wieder einknickte. Auch in der vergangenen Woche setzte sich die Korrektur seit dem Zwischenhoch vom 4. März bei 3.775 US-Dollar fort.
Hauptimpulsgeber für die Rallye seit Jahresbeginn und den folgenden Einbruch sind die Ereignisse an der Elfenbeinküste, dem weltweit größten Kakaoproduzenten. Dort spitzte sich die Lage nach der Präsidentschaftswahl im November vergangenen Jahres zu und es drohte ein Bürgerkrieg, weil der abgewählte Präsident Laurent Gbagbo seine Wahlniederlage nicht akzeptieren wollte. Er besaß nach wie vor großen Einfluss und kontrollierte Teile des Landes, wie die beiden wichtigen Hafenstädte Abidjan und San Pedro und damit auch die wichtigsten Umschlagplätze für Kakao. Der international als Wahlsieger anerkannte neue Präsident Alassane Ouattara verhängte daraufhin ein Exportverbot, um dem alten Machthaber eine wichtige Einkommensquelle abzuschneiden. Hinzu kamen EU-Sanktionen und der Zusammenbruch des lokalen Bankensystems, sodass der Handel stark eingeschränkt wurde und sich das Angebot auf dem weltweiten Kakaomarkt verknappte, was entsprechend die Preise trieb, auch zusätzlich angeheizt durch Spekulanten.
Häfen im Visier
Die Spekulationen lösten sich aber schnell wieder auf, wie die heftige Korrektur in den vergangenen Wochen zeigte. Der abgewählte Präsident verlor an Einfluss. Jüngst starteten zudem die Truppen des neuen Präsidenten eine Offensive, um Gbagbo zu entmachten. Sie nahmen dabei die offizielle Hauptstadt Yamoussoukro ein und machen sich nun auf, die wichtigen Hafenstädte Abidjan und San Pedro unter Kontrolle zu bringen. Sollte dies gelingen, könnten die Exporte wieder aufgenommen werden. Weil zunehmend die Gefahr besteht, dass die vorhandenen Bestände Qualitätsverluste erleiden, könnten sie dann schnell auf den Markt kommen. Diese Spekulationen drückten zuletzt entsprechend auf den Preis.