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Ein sicherer Hafen in Zeiten des Handelstreits

In Zeiten des Handelsstreits zwischen den USA und China gilt Gold, wie so häufig in unruhigen Marktphasen, als sicherer Hafen und steigt kurzerhand auf sein Fünfwochenhoch. Auch der Rohölpreis ist in dieser Woche geklettert, während der Kakaopreis deutlich nachgegeben hat. Was sind die Gründe? Wir schauen genauer hin.

BÖRSE am Sonntag

In Zeiten des Handelsstreits zwischen den USA und China gilt Gold, wie so häufig in unruhigen Marktphasen, als sicherer Hafen und steigt kurzerhand auf sein Fünfwochenhoch. Auch der Rohölpreis ist in dieser Woche geklettert, während der Kakaopreis deutlich nachgegeben hat. Was sind die Gründe? Wir schauen genauer hin.

Rohöl: Spannungen am Persischen Golf treiben die Preise

In den vergangenen Wochen war es um den Ölpreis recht ruhig bestellt. Der Brent-Preis bewegte sich in engen Bahnen rund um die Marke von 70 US-Dollar je Barrel. Sogar der Konflikt zwischen den USA und Iran hat sich zunächst nicht in höheren Notierungen widergespiegelt. Die neuesten Spannungen am Persischen Golf lassen nun aber auch den Ölpreis nicht länger unbeeindruckt. Am Montag stieg die Brent-Notiz bis zum Nachmittag bis auf 72,40 US-Dollar je Barrel. Auslöser waren Berichte über Sabotageakte an Öltankern in der Region.

Nach Angaben des saudischen Energieministers Khalid Al-Falih sind zwei saudische Öltanker vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) in der Nähe von Fudschaira bei einem Sabotageangriff schwer beschädigt worden. Der Hafen liegt in der Nähe der Straße von Hormuz, einer der wichtigsten Ölexportwasserstraßen der Welt. Nach Angaben der Vereinigten Arabischen Emirate habe es „staatsfeindliche Operationen“ gegen mehrere Schiffe aus verschiedenen Ländern gegeben. Auch Iran nannte die Vorfälle „bedauerlich“ und „besorgniserregend“ und forderte eine Überprüfung. Saudi-Arabien und die VAE gehören zu den größten Produzenten im Ölkartell OPEC.

In der vergangenen Woche standen noch Sorgen sowohl um das Ölangebot als auch um die Ölnachfrage im Fokus der Marktteilnehmer. Die Verschärfung der US-Sanktionen gegen Iran, diesmal ohne Ausnahmen, könnten zu einer deutlichen Verknappung des Ölangebots führen. Auf der anderen Seite könnte der Handelskonflikt der USA mit China über eine Beeinträchtigung der Konjunktur zu einer geringeren weltweiten Nachfrage nach Öl führen.

Berichten zufolge ist die iranische Ölproduktion bereits deutlich eingebrochen. Die Rede ist von bis zu einer Mio. Barrel pro Tag in den vergangenen zwölf Monaten. Die Exporte des Landes tendieren gegen Null. Ob Saudi-Arabien die Ölmengen ausgleichen wird, die Iran weniger exportieren kann, bleibt bis dato noch unklar. Am 25. Juni treffen sich die OPEC-Staaten, um über die Zukunft ihrer Förderbeschränkungen und eine mögliche Aufweichung zu beraten.

Sicheres Gold

Der Preis für Gold konnte zu Wochenbeginn kräftig zulegen. Davor hatte die Notiz über ihrem 200-Tage-Durchschnitt eine Trendlinie bestätigt, die die Unterseite des aktuellen Aufwärtstrendkanals darstellt. Mit der neuerlichen Attacke auf die 1.300-Punkte-Marke bekräftigt das Edelmetall seine bullishen Ambitionen. Edelmetalle sind als Fluchtinvestment bekannt und dass Gold nun wieder nachgefragt wird, erfolgt vor dem Hintergrund der Zuspitzung gleich mehrerer geopolitischer Entwicklungen.

Derzeit pokern die USA im Mittleren Osten mit hohem Einsatz, während sie dem Iran den Geldhahn zudrehen. Washington will zumindest offiziell keine militärische Auseinandersetzung, wenngleich inzwischen ein Flugzeugträger in die Region entsendet wurde. Das Ziel sei vielmehr, den Iran zu Verhaltensänderungen zu bewegen, so US-Außenminister Mike Pompeo. Das Land sei der größte destabilisierende Faktor in der Region. Gerüchte über Angriffe auf Öltanker und die unbeugsame Haltung des Mullah-Regimes in Teheran lassen die Börsianer darüber hinaus vorsichtig werden.

Der Handelskonflikt zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten USA/China hat zu Wochenbeginn zudem eine neue Eskalationsstufe erreicht, nachdem Peking Importwaren aus den USA im Wert von 60 Mrd. US-Dollar mit Strafzöllen von bis zu 25 Prozent belegen will. US-Präsident Donald Trump hatte den chinesischen Präsidenten Xi Jingping zuvor über Twitter vor diesem Schritt gewarnt: Sollte China einem „Deal“ nicht zustimmen, würde das Land schwer leiden. Unternehmen würden ihre Produktion in andere asiatische Länder verlegen, um Zölle zu umgehen, drohte Trump. Washington hatte zuvor eine weitere Verschärfung der Zollpolitik vorbereitet mit dem Ziel, sämtliche noch zollfreie Importe im Wert von rund 300 Mrd. Dollar aus China mit Einfuhrzöllen zu belegen.

An den Börsen reagierten die Investoren erschüttert und wendeten sich den als sicher geltenden Anlagehäfen, u. a. den Edelmetallen, zu. Der Goldpreis ist am Dienstag auf ein knappes Fünfwochenhoch bei 1.303,40 US-Dollar je Feinunze gestiegen. Infolge der chinesischen Vergeltungsaktion wertete auch der Dollar ab. Gold wird international in US-Dollar gehandelt. Fällt der Kurs, wird Gold für Anleger außerhalb des Dollarraums rechnerisch günstiger. Das heizt in der Theorie oftmals die Nachfrage an und kann in der Folge den Goldpreis stützen.

Kakao: Sorgen um die aktuelle Ernte in der Elfenbeinküste

Der Kakaopreis hat zu Wochenbeginn deutlich nachgegeben. Im Tief wurde die Tonne bei 2.282,50 US-Dollar gehandelt. Die Kakaoanlieferungen in den Häfen der Elfenbeinküste, dem weltweit wichtigsten Anbauland, beliefen sich zwischen dem 1. Oktober 2018 und dem 12. Mai 2019 auf 1,900 Mio. Tonnen, was einem Anstieg von 14 Prozent gegenüber den 1,661 Mio. Tonnen im gleichen Zeitraum der letzten Saison entspricht.

Gleichzeitig nehmen aber die Sorgen zu, dass die Zwischenernte von April bis September in Qualität und Dauer durch ausbleibenden Regenfälle beeinträchtigt werden könnte. „Es ist sehr heiß und wir brauchen jetzt gute Regenfälle, damit sich die kleinen Schoten gut entwickeln können“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters Basile Yoro, die in der Nähe der westlichen Region von Soubre im Herzen des Kakaogürtels arbeitet.

Reuters-Daten zur Elfenbeinküste zufolge lagen die Niederschlagsmengen in Soubre, zu dem auch die Regionen Sassandra und San Pedro gehören, letzte Woche mit 5,5 Millimetern (mm) um 28,5 mm unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Ähnliche Prognosen wurden in den südlichen Regionen Agboville und Divo sowie in der östlichen Region Abengourou gemacht, wo die Niederschlagsmengen ebenfalls unterdurchschnittlich ausfielen. Auch in der mittelwestlichen Region Daloa, wo ein Viertel der nationalen Gesamtmenge produziert wird, zeigten sich die Bauern über das Wetter besorgt.

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