Öl: Säbelrasseln und Heizsaison
Während zunehmende Unsicherheit wegen der europäischen Schuldenkrise und die daraus, aber auch aus einigen anderen Daten resultierenden Konjunktursorgen jüngst bei den Industriemetallen zu Abschlägen führten, präsentierten sich die ebenfalls konjunktursensitiven Ölpreise robust.
Der Preis für das Nordseeöl Brent versuchte erneut, die mittelfristige Abwärtstrendlinie zu überwinden und kletterte zwischenzeitlich deutlich darüber, fiel dann aber wieder etwas zurück. Das US-Öl WTI setzte sich indes von der in den zwei Wochen zuvor zurückeroberten langfristigen Aufwärtstrendlinie ab. Eine jüngst treibende Kraft waren die zunehmenden Spekulationen über einen Konflikt mit dem Iran. In einem Bericht der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) wurde dem Land vorgeworfen, geheim an der Entwicklung von Kernwaffen zu arbeiten. Die Führung in Teheran bestreitet dies zwar vehement, dennoch gab es Diskussionen über Sanktionen und auch das politische Säbelrasseln nahm zu. So heizten Medienberichte die Stimmung an, wonach es in Israel Pläne für einen Militäreinsatz gegen die iranischen Atomanlagen geben soll.
Weil der Iran ein wichtiger Ölproduzent ist, spiegelt sich die durch den Atomstreit angefachte Unsicherheit in der Preisbildung wider. Die Gefahr scheint zwar derzeit nicht sonderlich groß, dennoch wird das Risiko eines Abbruchs der iranischen Öllieferungen, von denen ein Großteil nach China geht, eingepreist, könnten eventuelle Sanktionen oder gar militärische Auseinandersetzungen doch zu einer Verknappung des weltweiten Ölangebots führen. Neben diesem Effekt ist die derzeit saisonal bedingt steigende Nachfrage nach Heizöl in Nordamerika und Europa eine treibende Kraft. Auch weil die Rohöl-, insbesondere aber die Benzin- und Destillatvorräte in den USA weiter kräftig abnahmen und sich damit die Verengung der Bestände an raffinierten Ölprodukten fortsetzt. Den preisstützenden Faktoren steht jedoch die Unsicherheit bezüglich der europäischen Schuldenkrise gegenüber. Zwar entspannte sich die Lage vor dem Wochenende etwas, dies kann sich jedoch schnell wieder ändern.