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Ölpreis: tiefster Stand seit sieben Monaten

Allen Bemühungen und Förderbeschränkungen zum Trotz will der Ölpreis nicht an Fahrt aufnehmen. Zumindest nicht langfristig. Nach der jüngsten Erholung Anfang Mai ging es im Anschluss ungebremst bergab. Am Dienstag hat das „Schwarze Gold“ den tiefsten Wert für das Jahr 2017 erreicht. Während sich die einen auf Förderkürzungen einigen, steigern die anderen die Produktion. Das kann nicht funktionieren.

BÖRSE am Sonntag

Allen Bemühungen und Förderbeschränkungen zum Trotz will der Ölpreis nicht an Fahrt aufnehmen. Zumindest nicht langfristig. Nach der jüngsten Erholung Anfang Mai ging es im Anschluss ungebremst bergab. Am Dienstag nun hat das „Schwarze Gold“ den tiefsten Wert für das Jahr 2017 erreicht. Der Grund dafür ist schnell gefunden: Während sich die einen auf Förderkürzungen einigen, steigern die anderen die Produktion. Das kann nicht funktionieren.

45,90 US-Dollar war ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent am Dienstag wert. Mitte Mai waren es noch 53,90 Dollar pro Fass gewesen. Und auch der Wert der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) sackte mit einem Abschlag von 2,2 Prozent an einem Tag auf 42,90 Dollar weiter in den Keller. Beide markierten damit ein Sieben-Monats-Tief.

Noch im Mai stand es gar nicht schlecht um den Wert des fossilen Brennstoffs. Die von der Opec und elf weiteren Staaten beschlossene Förderbegrenzung schien Wirkung zu zeigen. Sie hatte im Mai wohl immerhin minus 110 Prozent betragen.

Die Hauptursache für den Ölpreisverfall bleibt weiterhin das vorherrschende Überangebot am Weltmarkt. Allein in der vergangenen Woche ist die Zahl der Bohrlöcher in den USA um sechs auf 747 gestiegen, womit man sich auf dem höchsten Niveau seit April 2015 befindet, berichtet die Nachrichtenagentur dpa und beruft sich dabei auf Zahlen von Baker Hughes. Hinzu kommt die ebenfalls angestiegene Ölproduktion in Libyen und Nigeria. Die libysche Förderung des Rohstoffs ist inzwischen auf dem höchsten Stand seit vier Jahr angelangt. Beide Länder beteiligen sich nicht an der von der Opec durchgesetzten Förderbegrenzung.

Und genau da liegt das Hauptproblem. Die Tatsache, dass sich nicht alle erdölexportierenden Staaten an der Angebotsverknappung beteiligen, mindert die Wirkung der Opec-Kürzung fast bis hin zur Bedeutungslosigkeit. Das sieht auch Eugen Weinberg von der Commerzbank so: Zwar würden die beteiligten Staaten die beschlossenen Produktionskürzungen weiterhin strikt umsetzen, dafür lege die Ölförderung aber anderswo zu.

Die Rohölpreise dürften also noch für lange Zeit auf niedrigem oder sogar sehr niedrigem Niveau verharren. Die teils extremen und kurzfristigen Schwankungen bieten aber viel Spielraum für Spekulationen an den Märkten.