Wer hat Angst vor Schweinefleisch?
In der vergangenen Woche stand an den Rohstoffmärkten ein Begriff ganz oben in den Schlagzeilen: „Schweinegrippe“. Die Annahme, dass die Verbraucher aus Angst, sich anzustecken, weniger Schweinefleisch konsumieren, ließ die Future-Preise für „Mageres Schwein“ an der US-Terminbörse CME kräftig purzeln!
Die Sorge vor einem Nachfrageeinbruch scheint groß, wenn man auf die Reaktion der Preise schaut. Die seit dem Zwischenhoch von Juli 2008 ohnehin schon unter Druck stehenden Notierungen gaben daher weiter nach. Allein von Freitag der Vorwoche bis Donnerstag rutschte der Mai-Kontrakt der „Lean Hog Futures“ um mehr als 15% ab. Und auch der aktuell bei den Zertifikaten als Basiswert fungierende Juni-Kontrakt (siehe Chart) gab mit 10% deutlicher nach. Aus charttechnischer Sicht löste er dabei einerseits die seit Februar gebildete Konsolidierungsformation nach unten auf, was für eine Fortsetzung des übergeordneten Abwärtstrends spricht. Andererseits wurde auch das Tief von März 2008 bei 69,65 US-Cent je amerikanischem Pfund (etwa 0,453 kg) nach unten durchstoßen sowie die Abwärtstrendlinie aus der Verbindung der Tiefs von Oktober 2008 und Februar 2009 verletzt.
Verluste gerechtfertigt?
Die Frage ist jetzt, ob die durch die Annahme einer sinkenden Schweinefleischnachfrage ausgelösten Kursverluste gerechtfertigt oder nur eine Übertreibung sind, und sich die Kurse womöglich schnell wieder erholen? Dabei wird es darauf ankommen, ob die Bevölkerung den Wissenschaftlern Glauben schenkt, die immer wieder betonen, dass es sich um eine Humaninfektion und nicht um eine Tierseuche handelt. Auch wenn Schweine bei der Entstehung des Virus wohl eine Schlüsselrolle spielten, ist ferner die Bezeichnung „Schweinegrippe“ irreführend. Andere Namen wie „Neue Grippe“ oder „Influenza A (H1N1)“ sollen daher nun mit zur Beruhigung beitragen und helfen zu verdeutlichen, dass vom Verzehr von Schweinefleisch keine Gefahr ausgeht. Ob die Beruhigung gelingt, bleibt jedoch abzuwarten, und es ist denkbar, dass das Fleisch von einem der am längsten domestizierten Haustiere vorerst etwas häufiger vom Speisezettel gestrichen wird.