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Dachfonds besser als ihr Ruf

Die Renditen von Dachfonds können sich sehen lassen. Neue Produkte streuen das Geld der Anleger über immer mehr Assetklassen. Das zahlt sich aus, denn damit sinken die Risiken. Gerade für langfristig orientierte Anleger sind die einst als Gebührenmonster verschrienen Vehikel daher mehr als einen Blick wert.

BÖRSE am Sonntag

Dass sich dies auch bei den Anlegern herumgesprochen hat, zeigen die aktuellen Zahlen des Bundesverband Investment und Asset Management e.V. (BVI). Demnach verbuchten deutsche Dachfonds allein im Januar Mittelzuflüsse von 420 Mio. Euro. Der Anteil an den gesamten Nettomittelzuflüssen in Publikumsfonds lag damit im Januar bei stolzen 10%. Das gesamte in Dachfonds verwaltete Vermögen stieg zwischen Ende Februar 2009 und Ende Februar 2010 von 45 Mrd. Euro auf 54,5 Mrd. Euro.

Steuerlich interessant

Ein wichtiger Pluspunkt der Produkte ist der indirekte Steuervorteil, der sich nach Einführung der Abgeltungsteuer ergeben hat und entgegen einiger Befürchtungen auch 2009 nicht nachträglich abgeschafft wurde: Bei einem Dachfonds lösen die Umschichtungen innerhalb des Portfolios nämlich keine Steuerpflicht aus, das Management kann mit dem gesamten Kapitalstock weiterarbeiten. Der Kunde profitiert damit gegenüber der Direktanlage von einem Zinseszinseffekt. Fällig wird die Abgeltungsteuer erst beim Verkauf des Dachfonds. Der oft angeführte Gebührennachteil wird dadurch für den Anleger mindestens minimiert.

Dachfonds oder Mischfonds

Grundsätzlich unterscheiden sich Dachfonds von anderen Fonds in einem wesentlichen Aspekt: Sie stecken ihr Geld nicht direkt in Aktien, Anleihen oder Hedgefonds, sondern investieren in Anteile anderer Investmentfonds. Zu diesem Zweck bedienen sie sich sogenannter Unter- oder Zielfonds. International sind die Produkte unter der Bezeichnung „fund of funds“ bekannt. Genau genommen handelt es sich bei den Dachfonds um eine spezielle Form der Mischfonds. Während Dachfonds wie oben erläutert ausschließlich in andere Fonds investieren, stecken Mischfonds das Vermögen direkt in einzelne Aktien, Renten oder in den Geldmarkt. Das hat Vor- und Nachteile: So wird das Risiko bei Dachfonds automatisch breiter gestreut, dafür sind die Gebühren konstruktionsbedingt meist deutlich höher. Für den Anleger zählt jedoch das Ergebnis. Und hier schnitten die Dachfonds zuletzt besser ab. Wie aus einem Bericht der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hervorgeht, belegen die Dachfonds in einer allgemeinen Mischfonds-Rangliste, die die Performance ins Verhältnis zum Risiko setzt (Sharpe Ratio), die vorderen Plätze. Auf Platz eins lag hier der Ariqon Konservativ (WKN: A0KFXB) mit einer Rendite von 19% in drei Jahren. Natürlich gibt es Mischfonds mit einer höheren Rendite, wie beispielsweise den Carmignac Patrimoine A (WKN: A0DPW0), doch bei der risikoadjustierten Rendite, sprich unter Berücksichtigung der Volatilität, haben die Dachfonds eindeutig die Nase vorn.

Erfolg mit Risikomanagement

In den letzten drei Jahren waren besonders erfolgreich: der ETF-Dachfonds P (WKN: 556167) mit einer Wertentwicklung von 35%, der RAM konservativ (WKN: 988726) mit einer Wertentwicklung von 27% und der C-QUADRAT arts total return bond (WKN: A0B6WZ) mit einer Wertentwicklung von 28%. Da Dachfonds im Gegensatz zu den Mischfonds grundsätzlich auch in Rohstoffe und andere alternative Assetklassen investieren dürfen, ist das Konzept auch insgesamt flexibler. Dass diese Freiheiten tatsächlich genutzt werden, zeigen die jüngsten Neuemissionen. Mitte März startete beispielsweise die Gesellschaft Frankfurt-Trust mit dem FT MultiAsset VolaTarget 9 (WKN: A0YCBJ) einen Dachfonds, der in die Anlageklassen Aktien, verzinsliche Wertpapiere, Rohstoffe, Private-Equity, Immobilien und Geldmarkt investiert und somit nahezu das gesamte Spektrum der Kapitalanlage abdeckt. Das Interessante an den Dachfonds ist dabei, dass die großen Freiheiten vor allem zur Risikominimierung eingesetzt werden: Während die meisten Investmentfonds das Renditeziel in den Vordergrund stellen und das Risikomanagement demgegenüber häufig in den Hintergrund tritt, konzentriert sich das Fondsmanagement auch beim FT MultiAsset VolaTarget 9 besonders auf die Kontrolle der Risikokomponente. Die im Vergleich mit den Mischfonds höhere risikoadjustierte Rendite ist also kein Zufall, sondern ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen den beiden Fondskategorien. Eine Positionierung, die von den Anbietern auch ganz bewusst verfolgt wird. So äußerte beispielsweise Dr. Christoph Kind, Leiter Asset Allocation bei Frankfurt-Trust, bei der Emission des neuen Fonds: „Im bewussten Umgang mit dem Risiko liegt eine große Chance für den langfristigen Anlageerfolg“. 

Krise eröffnet Chancen

Doch natürlich gibt es auch Produkte für risikofreudigere Investoren. Wer sich beispielsweise gezielt die Krise der offenen Immobilienfonds zunutze machen möchte, kann dies mit dem neuen offenen Immobiliendachfonds Shedlin Real Estate & Infrastructure (WKN HAFX4C) bequem umsetzen: „Momentan ist ein sehr guter Zeitpunkt für uns, da wir unser Portfolio auf einem ermäßigten Marktniveau nach dem Platzen der US-Immobilienblase aufbauen können“, erläutert Stefan Thomas-Barein die Strategie. „Es gibt derzeit einige interessante Produkte, die sich die gesunkenen Preise von Immobilien zunutze machen. Zudem können viele Fonds mit deutlichen Abschlägen an der Börse gekauft werden“ so Thomas-Barein weiter. Weniger freuen dürften sich allerdings die Inhaber der Dachfonds, die jene abgewerteten oder geschlossenen Immobilienfonds schon länger im Portfolio haben. Nach einer Auswertung des Anbieters Eurofonds waren beispielsweise unter anderen auch zehn Dachfonds von der massiven Abwertung des Degi Global Business im Februar dieses Jahres betroffen. Qualitäten bewiesen besonders flexible Dachfonds auch in der Hochphase der Finanzkrise. Zwischen Januar 2008 und Ende Mai 2009, als gängige Aktienindizes um mehr als 30% abstürzten, generierten Produkte wie der ETF-Dachfonds, der RAM Wachstum und der Veritas SG Balance solide Wertzuwächse. Dass sie bei der anschließenden, rasanten Erholung der Aktienmärkte nicht mit reinen Aktienfonds mithalten konnten, liegt auf der Hand, dass sie ihr Geld - aufgrund der Stärke in der Krise - wert sind, auch.   

Konkurrenz belebt das Geschäft

Eine zusätzliche Belebung erfährt die Dachfondsbranche vor allem durch den Eintritt der Exchange Traded Funds, kurz ETFs. Im April 2007 wurde der erste ETF-Dachfonds (WKN: 556167) mit einem aktiven Vermögensverwaltungskonzept des Anbieters Veritas emittiert. Wie der Name andeutet, wird das Geld der Anleger hier in börsengehandelten Indexfonds investiert. Die spesengünstigen Zielfonds ermöglichen es, den Fonds, ganz im Gegensatz zu herkömmlichen Produkten, ohne Ausgabeaufschlag zu vertreiben. Die Aktien- und Rentenfondsquote ist hierbei völlig flexibel (zwischen 0% und 100%). Bislang hat sich das Produkt in dem turbulenten Marktumfeld sehr ordentlich geschlagen und führt - wie oben erwähnt - die Performancewertung über 3 Jahre an. Die jährliche Managementgebühr beträgt 1,5%, dazu kommt eine Performance Fee (15% des 5% Performance übersteigenden Betrages). Letztere hat sich zwischenzeitlich bei aktiv verwalteten Dachfonds eingebürgert, ist aber aufgrund der Ergebnisse ihr Geld wert.  

Fazit

Qualitativ hochwertige Dachfonds sind in der Lage, den konstruktionsbedingten Kostennachteil mehr als wettzumachen. Dank der niedrigen Schwankungsbreite und des Steuervorteils eignen sich die Produkte insbesondere für konservative Anleger mit langfristigem Anlagehorizont.