Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Märkte >

„Die meisten nachhaltigen Fonds haben mit Nachhaltigkeit herzlich wenig zu tun“

Womöglich sind schon bald ein Großteil der deutschen Fondsanlangen nachhaltig – zumindest auf dem Papier. Die Realität ist eine andere, sagt Gunter Greiner, Geschäftsführer der WIWIN Green Impact Fund GmbH. Viele Unternehmen, die in den Fonds stecken, könnten beim besten Willen nicht als nachhaltig bezeichnet werden.

(Foto: RWE)

Womöglich sind schon bald ein Großteil der deutschen Fondsanlangen nachhaltig – zumindest auf dem Papier. Die Realität ist eine andere, sagt Gunter Greiner, Geschäftsführer der WIWIN Green Impact Fund GmbH. Viele Unternehmen, die in den Fonds stecken, könnten beim besten Willen nicht als nachhaltig bezeichnet werden.

Börse am Sonntag: Das Thema Nachhaltigkeit nimmt auch bei der Geldanlage immer mehr an Bedeutung zu: Sehen Sie das eher als kurzfristigen Trend oder werden grüne Investments wirklich zum neuen Standard?

Gunter Greiner: Nachhaltige Investments sind aktuell sicherlich noch ein Nischenprodukt, aber das wird sich in den kommenden Jahren definitiv ändern. In der Zukunft wird es kaum mehr ein Unternehmen mehr geben, das sich nicht an CSR-Richtlinien hält oder diese sogar ganz in den Mittelpunkt stellt. Dafür sorgt beispielsweise auch die Corporate Sustainability Reporting Directive, die in der EU ab 2023 alle Kapitalgesellschaften mit einem Umsatz von mindestens 40 Millionen Euro Umsatz und 250 Mitarbeiter dazu verpflichtet, deutlich umfassendere Nachhaltigkeitsberichte vorzulegen. Der Druck auf die Unternehmen, nachhaltiger zu wirtschaften, steigt momentan von allen Seiten. Und das wird sich auch an der Börse bemerkbar machen.

Das Investmentvolumen in nachhaltige Finanzprodukte steigt aktuell immer weiter.

Das stimmt. Ende 2020 waren in Deutschland noch etwa fünf Prozent des gesamten Fondsvolumens mehr oder weniger nachhaltig investiert. Im ersten Quartal 2021 waren es mit rund 254 Milliarden Euro schon knapp zehn Prozent. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, wird es gar mehr so lange dauern, bis der Großteil am Fondsmarkt tatsächlich nachhaltig investiert ist.

Hat Corona den nachhaltigen Geldanlagemarkt noch weiter befeuert?

Definitiv. Die Staaten und Zentralbanken haben aufgrund der Coronakrise die finanziellen Schleusen noch weiter geöffnet. Diese Geldmenge sucht sich jetzt Anlageobjekte - und grüne Investments sehen aktuell nun mal am zukunftsfähigsten aus. Für die erneuerbaren Energien und den kompletten Nachhaltigkeitsbereich war die durch die COVID-19-Pandemie ausgelöste Liquiditätsschwemme natürlich ein extremer Treibstoff – in nahezu allen Bereichen haben sich die Bewertungen nach oben bewegt. Auch die Investoren und Investorinnen sind aktuell natürlich verzweifelt auch der Suche nach Optionen, ihr Geld anzulegen.

Worauf sollten Anleger und Anlegerinnen aktuell bei der Auswahl eines nachhaltigen Aktienfonds achten?

Wer als Anleger oder Anlegerin in einen wirklich grünen Aktienfonds investieren will, der muss sich schon etwas genauer mit dem entsprechenden Fonds beschäftigen. Denn die meisten nachhaltigen Fonds, die aktuell am Markt zu finden sind, haben mit Nachhaltigkeit leider herzlich wenig zu tun. Sie enthalten oftmals Unternehmen, die wir beim besten Willen nicht als grün bezeichnen würden. Schon beim Blick auf die Unternehmen, die im Aktienfonds enthalten sind, können potenzielle Anleger und Anlegerinnen also gut erkennen, ob das Produkt nachhaltig genug ist.

Was sind Titel, die nichts in einem grünen Aktienfonds verloren haben? Haben Sie ein konkretes Beispiel?

Beispiele gibt es mehr als genug: Wenn Sie aktuell in einem als nachhaltig bezeichneten Aktienfonds eine große Airline, einen Sportartikelhersteller oder eine weltbekannte Software-Firma finden, kann es mit der Nachhaltigkeit nicht so weit her sein. Denn ein einzelner angebotener Turnschuh aus recycleten Materialien mag zwar eine tolle Innovation sein, macht aus besagtem Sportartikelhersteller aber noch lange kein grünes Unternehmen. Die Fondsanbieter reden sich dann gerne heraus, indem sie behaupten, sie würden nun mal auf einen Best-in-Class-Ansatz setzen - also aus jeder Branche die “grünste” Firma auswählen. Wenn Sie allerdings aus einer Branche mit ausschließlich schwarzen Schafen das dunkelgrauste Schaf herauspicken, macht das Ihren Fonds noch lange nicht grün.

Sie setzen bei Ihrem eigenen Aktienfonds nicht auf Best-in-Class, sondern auf einen Stock-picking-Ansatz. Warum?

Wir setzen bei unserem Aktienfonds WIWIN just green impact auf Small und Mid Caps, die wir durch unser eigenes Research sehr gezielt auswählen. Big Player sind häufig Mischunternehmen, die eher ein diversifiziertes Geschäftsportfolio haben und nie zu einhundert Prozent grün sein können. Bei kleinen und mittleren Unternehmen lassen sich die Pure Plays mit nur einem Geschäftsfeld im Nachhaltigkeitsbereich leichter herausfiltern. Bei diesen Unternehmen müssen wir diesbezüglich keine Kompromisse eingehen. Was noch dazu kommt: Small und Mid Caps sind häufig noch weniger im Blickfeld von Analysten und Rating-Agenturen. Dann kommt es schon mal vor, dass die Unternehmen noch als Hidden Champions unterbewertet sind und unseren Anlegern und Anlegerinnen attraktive Chancen eröffnen.

Gunter Greiner ist Geschäftsführer der WIWIN Green Impact Fund GmbH und Fonds-Advisor des nachhaltigen Aktienfonds “WIWIN just green impact” - justgreenimpact.de. Greiner bringt mehr als 15 Jahre Erfahrung im Bereich Impact Investing mit.