Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Märkte >

Erfolgreich unter einem Dach

Dachfonds haben sich in den letzten Jahren auch hierzulande etabliert. Im turbulenten Börsenjahr 2008 gehörten sie neben wertgesicherten Fonds und Immobilienfonds mit Abstand zu den absatzstärksten Fondskategorien. Gerade neuere Produkte sind einen Blick wert.

BÖRSE am Sonntag

Dass si ch dies auch bei den Anlegern herumgesprochen hat, zeigen die aktuellen Zahlen (30.11.2008) des Bundesverband Investment und Asset Management e.V. (BVI). Demnach verbuchten deutsche Dachfonds zwischen Januar und November Mittelzuflüsse von rund 8,2 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Aus Geldmarktund Rentenfonds zogen Anleger im gleichen Zeitraum 15 Mrd. Euro – beziehungsweise 25 Mrd. Euro ab. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der Produkte um 21% auf 707 gestiegen und laufend werden neue Fonds platziert. Der Grund für das hohe Tempo bei den Neuauflagen war die Einführung der Abgeltungsteuer. Wer vor dem 31. Dezember 2008 investierte, der genießt auch zukünftig die volle Steuerfreiheit auf alle Kursgewinne, vorausgesetzt, die Produkte werden länger als ein Jahr gehalten. Doch auch in Zukunft kann die Konstruktion der Produkte dem Anleger dabei helfen, Steuern zu sparen: Bei einem Dachfonds lösen die Umschichtungen innerhalb des Portfolios keine Steuerpflicht aus, das Management kann mit dem gesamten Kapitalstock weiterarbeiten. Der Kunde profitiert damit gegenüber der Direktanlage von einem Zinseszinseffekt. Fällig wird die Abgeltungsteuer dann erst beim Verkauf des Dachfonds. Trotzdem war die Finanzindustrie vom Absatz der Produkte enttäuscht – man hatte mit einer noch deutlich stärkeren Nachfrage gerechnet.

Unterschied Dachfonds – Mischfonds

Grundsätzlich unterscheiden sich Dachfonds von anderen Fonds in einem wesentlichen Aspekt: Sie stecken ihr Geld nicht direkt in Aktien, Anleihen oder Hedgefonds, sondern investieren in Anteile anderer Investmentfonds. Zu diesem Zweck bedienen sie sich sogenannter Unter- oder Zielfonds. Auch hier gilt „nomen est omen“, denn die angloamerikanische Bezeichnung gibt die Funktionsweise dieser Produkte sehr treffend wieder: fund of funds (fof). In Deutschland handelt es sich dabei noch um eine vergleichsweise junge Anlageart. Mittlerweile bedienen die auf dem Markt befindlichen Dachfonds die unterschiedlichsten Anlagewünsche. Zwar investieren die meisten Dachfonds in Aktien-, Rentenoder gemischte Fonds mit Schwerpunkt Eurowährungsraum, es kommen jedoch immer mehr Produkte auf den Markt, die Kleinanlegern den Einstieg in für sie sonst verschlossene Bereiche erlauben, z.B. über Dach-, Hedge- und Private-Equity-Fonds. Genau genommen handelt es sich bei den Dachfonds daher um eine spezielle Form der Mischfonds. Während Dachfonds, wie oben erläutert, ausschließlich in andere Fonds investieren, stecken Mischfonds das Vermögen direkt in einzelne Aktien, Renten oder in den Geldmarkt. Große Unterschiede gibt es aber auch bei den Managementkonzepten der Dachfonds. Bei manchen Produkten ist beispielsweise eine Aufteilung auf bestimmte Assetklassen vorgegeben – das Management passt in diesem Fall nur die Gewichtung an die jeweilige Marktlage an. Andere sind in der Allokation völlig flexibel, fahren beispielsweise auch einzelne Assetklassen zeitweise auf null zurück und können in alternative Vermögenswerte, wie Schiffe oder Lebensversicherungen, investieren.

Finanzkrise trifft auch Dachfonds

Mit der Verschärfung der Finanzkrise durch die Pleite von Lehman Brothers im September und dem daraus resultierendem Vertrauensverlust nahm die Neigung der Deutschen zu langfristigen Investments dramatisch ab. Dazu kamen hohe Verluste, auch bei den aufgrund der breiten Streuung als sehr stabil geltenden Dach- und Mischfonds. Die durchschnittliche Wertentwicklung der Dachfonds lag – laut einer Analyse von Visiofund – zwischen November 2007 und Oktober 2008 für den Defensivsektor bei -6,91%, den Balanced-Sektor bei -17,86%, den Offensivsektor bei -28,10% und den Chancensektor bei – 40,35%. Dieser enorme Wertverfall war dem durch die Finanzkrise verursachten gleichzeitigen Kurssturz in den verschiedenen Assetklassen geschuldet. Das Phänomen der steigenden Korrelation, das auch bereits in früheren Finanzkrisen beobachtet werden konnte, hebelte die Diversifikationsstrategie aus und beraubte die Dach- und Mischfonds – zumindest vorübergehend – um eine ihrer wesentlichsten Eigenschaften. Mittel- bis langfristig dürften sich die Korrelationen der einzelnen Assetklassen zueinander jedoch wieder normalisieren und die Schwankungen damit abnehmen.

Gute Qualität trotz sinkender Gebühren

Durch die eingangs erwähnte starke Zunahme der Zahl der Dachfonds, unter anderem gekennzeichnet durch den Markteintritt der unabhängigen Vermögensverwalter, hat sich die Dachfonds-Landschaft grundlegend gewandelt. Während in der Vergangenheit die Hausbanken und großen Fondsgesellschaften ihre Produkte überwiegend mit eigenen Produkten bestückten, ermöglicht die anbieterunabhängige Verwaltung eine höhere Qualität bei niedrigeren Kosten. Mit dem Auftauchen der ersten ETF-Dachfonds hat sich der Wettbewerb bei den Gebühren nochmals verschärft, was sich an einer niedrigeren Gebührenquote der Neuemissionen ablesen lässt. Als Richtwert für die Gesamtkostenbelastung gilt unter Fachleuten ein Wert (auch Total Expense Ratio, kurz TER) von 1,5% pro Jahr. Die steigende Qualität der Produkte lässt sich auch an den Ratings der renommierten Feri EuroRating Services ablesen: Die Zahl der Dachfonds mit guten und sehr guten Ratings ist nach einer Analyse aus dem Jahr 2008 rund dreimal so hoch wie die der Dachfonds mit Ratings, die unter dem Durchschnitt liegen. Der Schwerpunkt der Bewertungen liegt im (B)-Bereich und damit über dem Durchschnitt aller Fonds. Diese Entwicklung wird auch durch die Erkenntnis getrieben, dass Anleger heute in einen bestimmten Markt investieren möchten. Ist der Anlageschwerpunkt identisch, muss sich ein Dachfonds daher auch mit den traditionellen Fonds messen. Auf Basis dieser Erkenntnis nimmt die Agentur Feri EuroRating Services auch in den Rankings keine Trennung zwischen den Fondskategorien mehr vor.

Dachfonds jetzt auch spesengünstig

Eine zusätzliche Belebung erfährt die Dachfondsbranche vor allem durch den Eintritt von ETFs. Im April 2007 wurde der erste ETF-DACHFONDS (WKN: 556167) mit einem aktiven Vermögensverwaltungskonzept des Anbieters Veritas emittiert. Wie der Name andeutet, wird das Geld der Anleger überwiegend in börsengehandelte Indexfonds, sogenannte Exchange Traded Funds (kurz ETFs), investiert. Die spesengünstigen Zielfonds ermöglichen es, den Fonds ohne Ausgabeaufschlag zu vertreiben. Die Aktien- und Rentenfondsquote ist hierbei völlig flexibel (zwischen 0 und 100 Prozent). Bislang hat sich das Produkt in dem turbulenten Marktumfeld sehr ordentlich geschlagen und konnte den MSCI World klar outperformen: Während der Weltaktienindex ein Minus von 37% verkraften musste, konnten sich Anleger des ETF- Dachfonds auch im Jahr 2008 über einen Zuwachs von rund 2,5% freuen. Die jährliche Managementgebühr beträgt 1,5%, dazu kommt eine Performance Fee (15% von der 5% übersteigenden Performance). Letztere hat sich zwischenzeitlich bei aktiv verwalteten Dachfonds eingebürgert – ist aber aufgrund der Ergebnisse ihr Geld wert. Mittlerweile haben Anleger die Wahl zwischen 10 ETFDachfonds. Neben mehreren Produkten von Veritas sind dies beispielsweise der PEH Trust Balanced (WKN: A0M906), PEH Trust Chance (WKN: A0M904) oder Prima Trend (WKN: A0MSMX), die aber allesamt – trotz höherer fixer Gebühren – deutlich schlechter abgeschnitten haben.

Fazit

Qualitativ hochwertige Dachfonds sind also durchaus in der Lage, ihren tatsächlich vorliegenden Kostennachteil durch geschickte Managemententscheidungen mehr als wettzumachen. Für Anleger kann es sich deshalb durchaus lohnen, die Gattung einmal genau unter die Lupe zu nehmen. Mit der Einführung der Abgeltungsteuer und aufgrund der gestiegenen Zahl der Dachfonds guter Qualität, könnten die (Mehr-)Kosten gegenüber Einzelfonds zukünftig gut investiert sein.