Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Märkte >

Fonds 2009: Der Trend ist nicht immer Dein Freund

Die Fondsbranche wurde von der Finanzkrise schwer in Mitleidenschaft gezogen. Doch nach wie vor bietet keine andere Anlageform ein solches Maß an Transparenz, Risikostreuung, Insolvenzsicherheit und Auswahl wie Investmentfonds. Welche Produkte und Anlagekategorien 2009 im Blickpunkt stehen dürften, erfahren Sie hier.

BÖRSE am Sonntag

Im zweiten Halbjahr 2008 haben sich rund eine Million Bürger in unserem Land aus der Fondsanlage verabschiedet. Die Zahl der Fondsanleger für Aktienfonds oder gemischte Fonds beläuft sich laut einer von Infratest im Auftrag des Deutschen Aktieninstituts (DAI) durchgeführten Studie auf ca. 6,6 Millionen – ein Jahr zuvor waren es noch 7,7 Millionen. Damit hat sich rund jeder siebte Anleger trotz hoher Verluste von seinen Fondsanteilen getrennt.

Kaufen, wenn das Blut fließt

Trotzdem bleiben Fonds gerade für Privatanleger attraktiv, ist sich Stefan Seip, Hauptgeschäftsführer des BVI Bundesverband Investment und Asset Management, sicher: „Die Verunsicherung war teilweise immens, und Investmentfonds können sich von den Kursverlusten an den Märkten nicht abkoppeln. Ich bin aber davon überzeugt, dass Investmentfonds aufgrund ihrer Produktvorteile gestärkt aus dieser Krise hervorgehenwerden. Bei welchem Anlageinstrument erhalten Sie vergleichbare Transparenz, Risikostreuung und Insolvenzsicherheit? Wo gibt es – außer bei Investmentfonds – einen Gleichklang von Anleger- und Anbieterinteresse? Nicht zuletzt aufgrund dieser Vorteile werden Investmentfonds von der vergleichsweise hohen Sparrate in Deutschland überdurchschnittlich profitieren.“ Einen weiteren Grund, jetzt erst recht zu kaufen, nennt Dr. Mark Mobius, Präsident von Templeton Emerging Markets: „Es gab einen berühmten Ausspruch, dass die beste Zeit zu kaufen ist, wenn das Blut auf den Straßen klebt. Ich füge hinzu: Auch wenn es dein eigenes ist. Denn wenn es Krieg, Revolution, politische Probleme und Wirtschaftsprobleme gibt, dann fallen die Preise von Aktien, und jene Leute, die an diesem Tiefpunkt kauften, haben jede Menge Geld gemacht.“

Diversifikation ist auch 2009 Trumpf

Trotz der niedrigen Kurse eignet sich aber nicht jeder Fondstyp für jeden Anleger: „Wer für die Altersvorsorge spart, für den sind Aktienfonds bei langem Anlagezeitraum nach wie vor die renditestärkste Anlage. Bei mittelfristigem Anlagehorizont bis zu zehn Jahren kommen Mischfonds und bei kürzeren Zeiträumen Geldmarkt- oder Rentenfonds infrage. Bei der kurzfristigen Anlage sind auch Garantiefonds gut geeignet. Offene Immobilienfonds gehören als stabilisierendes Element in jedes Depot“, differenziert Seip. Dass das Vermögen möglichst breit gestreut werden sollte, ist natürlich keine neue Erkenntnis. Gerade in der derzeitigen Situation führt daran jedoch kein Weg vorbei: „Der Schlüssel zum Erfolg ist sicherlich die breite Diversifikation“, so Patrick Bucher, Senior Investment Strategist der Credit Suisse. Als sehr attraktiv werden von Credit Suisse inflationsgeschützte Anleihen eingeschätzt. Mit Fonds, wie dem Uni Euro Renta Real Zins A (WKN: A0CA69) setzen Anleger auf ein breites Portfolio inflationsgeschützter Anleihen aus dem Euroraum. Wem die Gebühren hier zu hoch sind, sollte einen Blick auf börsengehandelte Indexfonds (ETFs) werfen. Der iShares Euro Inflation Linked Bond (WKN: A0HG2S) bildet beispielsweise die Wertentwicklung inflationsindexierter Staatsanleihen aus der Eurozone besonders spesengünstig ab.

ETFs weiter auf dem Vormarsch

Doch nicht nur in diesem Bereich machen ETFs eine gute Figur. Nach aktuellen Zahlen konnten die Indexpapiere ihren Marktanteil in Europa 2008 weiter ausbauen und gehören damit eindeutig zu den Gewinnern der Krise: „2008 war ein gutes Jahr für ETFs“, so Deborah Fuhr von Barclays (iShares). Während Anbieter herkömmlicher Fonds damit weltweit Mittelabflüsse verzeichnen mussten, konnten sich ETF-Anbieter sogar über Zuflüsse in Höhe von rund 187,5 Mrd. US-Dollar freuen. Die Risikoaversion der Anleger schlägt sich dennoch auch bei den ETFs nieder: Mitte Dezember meldete die Deutsche Bank, dass mit dem db x-trackers II EONIA Total Return Index ETF zum ersten Mal in der Geschichte des europäischen ETF-Marktes ein Renten-Indexfonds zum größten ETF wurde. Aufgrund der anhaltenden Turbulenzen an den Finanzmärkten dürfte sich diese Entwicklung auch im laufenden Jahr weiter fortsetzen.

Hedgefonds werden Anspruch nicht gerecht

Auch alternative Anlagen konnten sich dem Wirbelsturm nicht entziehen. Dementsprechend hart traf es auch die erfolgsverwöhnten Hedgefonds. Mit einem Rückgang des Volumens um 500 Mrd. USDollar auf nunmehr 1.500 Mrd. US-Dollar und einer branchenweiten Performance von rund minus 18% verzeichnete die Branche ihren bislang schwersten Einbruch. Die deutschen Privatanleger bekommen die Auswirkungen dieser Entwicklung vor allem über die hiesigen Dach-Hedgefonds- Konstrukte zu spüren: Jüngst äußerten die Deutsche Bank Tochter DWS und die Union Investment Pläne, ihre Dach-Hedgefonds aufzulösen, nachdem zuvor bereits Allianz Global Investors, Cominvest, Pioneer und die UBS ihre Fonds geschlossen hatten. Von den großen deutschen Anbietern bleibt damit ausgerechnet nur noch die Sparkassentochter Deka übrig. Die meisten anderen alternativen Anlagen sind in Deutschland vor allem über geschlossene Fonds zugänglich.

Öko-Trend auch bei geschlossenen Fonds

In diesem Bereich sollten insbesondere Infrastrukturfonds von den weltweit geplanten Staatsinvestitionen in Infrastrukturprojekte profitieren. Ein weiterer Gewinner dürften sogenannte Cleantech Investments, also Investitionsobjekte aus den Bereichen Solar, Wind- und Wasserkraft sein. Bei den in den letzten Jahren boomenden Schiffsbeteiligungen rechnet Scope-Chefanalyst Steffen Möller im laufenden Jahr hingegen mit einem rückläufigen Volumen. Ebenfalls negativ sieht er Leasingfonds, vor allem Flugzeugfonds. Zwar hätten letztere noch im Jahr 2008 zu den Gewinnern gezählt, sie dürften jedoch nun von der Krise im Flugverkehr in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Trend zu sinkenden Fremdkapitalquoten bei den geschlossenen Konstruktionen dürfte sich dagegen fortsetzen: „Für den sicherheitsorientierten Investor ist das ein begrüßenswerter Effekt. Ob die dargestellten Renditen dabei konkurrenzfähig bleiben, wird sich zeigen“, so Möller.

Schwellenländer bieten die besseren Chancen

Die Antwort auf die Frage, welche Regionen bei der geografischen Aufteilung berücksichtigt werden sollten, ist für Ray Prasad von der Legg-Mason Tochtergesellschaft Batterymarch Financial Management eindeutig zu beantworten: Die Emerging Markets. Diese hätten noch immer weitaus bessere Aussichten für Ertragswachstum und Profitabilität als die Industrieländer. „In Indien und China werden bedeutende Infrastrukturprojekte aus privaten und öffentlichen Mitteln finanziert. Zusammen mit einer steigenden Binnennachfrage tragen diese Investitionen dazu bei, diese Volkswirtschaften zumindest teilweise gegenüber rückläufigen Trends in den USA und anderen Industrieländer abzuschirmen“, so Prasad in einem aktuellen Marktkommentar. Im Unterschied zu früheren Krisen zeichnen sich viele Schwellenländer heute durch attraktiv bewertete Währungen, hohe Devisenreserven und eine starke Binnennachfrage aus. Damit sind diese Volkswirtschaften gut gerüstet, um die weltweite Finanzkrise zu überstehen.

Nachhaltige Anlagen – der Mega-Trend

Ein wachsendes soziales Verantwortungsbewusstsein, steigende Aufmerksamkeit der Medien und nicht zuletzt das gestiegene öffentliche Interesse sind laut einer aktuellen Untersuchung von Booz & Company und Robeco die Haupttreiber des Interesses an Social Responsible Investments (SRI). Laut der Untersuchung darf für den SRI-Bereich in den nächsten Jahren weltweit mit jährlichen Zuwächsen beim Volumen von 25% gerechnet werden. Für rund die Hälfte aller Anleger kommen demnach Geldanlagen nach ökologischen Kriterien infrage, und rund ein Viertel interessiert sich auch für ethische Investments. Dies ergab eine repräsentative Umfrage der TNS Infratest im Auftrag der DZ Bank. Die Bedeutung nachhaltiger Investments dürfte daher in den kommenden Jahren weiter zunehmen.