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Healthcare-Markt in guter Verfassung

Für den Gesundheitssektor war 2017 insgesamt betrachtet ein gutes Jahr. Doch wie stehen die Chancen für 2018? Eine Betrachtung in Interviewform über die Flops und Tops der Branche und darüber, warum sich Healthcare-Anleger über Donald Trump eigentlich freuen sollten.

BÖRSE am Sonntag

Für den Gesundheitssektor war 2017 insgesamt betrachtet ein gutes Jahr. Doch wie stehen die Chancen für 2018? Über die Flops und Tops der Branche und darüber, warum sich Healthcare-Anleger über Donald Trump eigentlich freuen sollten, sprach die BÖRSE am Sonntag mit Michael Sjöström, CIO von Sectoral Asset Management, die auf die Verwaltung globaler Anlageportfolios im Gesundheitssektors spezialisiert sind.

BÖRSE am Sonntag: Herr Sjöström, wenn Sie auf das zu Ende gehende Jahr blicken: Können Healthcare-Investoren zufrieden sein?

Sjöström: In absoluter Hinsicht betrachtet, ja. Zum 8. Dezember 2017 lag der MSCI World Healthcare Index mit 18,7 Prozent im Plus. Die erfolgreichste Branche, Medizintechnologie und medizinischer Bedarf, hat im Verlauf des Jahres sogar fast 30 Prozent hinzugewonnen. Relativ betrachtet ist der Gesundheitssektor jedoch hinter dem Gesamtmarkt zurückgeblieben. Angeführt von zyklischen Sektoren haben die globalen Märkte 2017 um mehr als 20 Prozent zugelegt und somit insgesamt etwas besser abgeschnitten als die Healthcare-Branche. Wir sind dennoch sehr zufrieden!

BaS: Wo lief es denn nicht so gut?

Sjöström: Es gab einfach deutliche Unterschiede, insbesondere unter den therapeutischen Unternehmen, das heißt den Pharma- und Biotechnologie-Unternehmen. Da haben sich die großen Namen teilweise sehr viel schwächer entwickelt als Small und Mid Caps, von denen einige wirklich sehr gut gelaufen sind. Dies spiegelt im Übrigen die Risikobereitschaft unter den Healthcare-Investoren wider, die aus meiner Sicht für 2017 über weite Strecken hinweg symptomatisch war.

BaS: In Anbetracht der niedrigen Zinsen sind knapp 20 Prozent schon eine ziemlich gute Bilanz. Andererseits drängt sich einem allmählich die Frage auf, ob da nicht bald das Ende der Fahnenstange erreicht ist…

Sjöström: In der Tat erscheinen die Märkte insgesamt recht teuer. Aus unserer Sicht ist das aber vor allem eine Folge des günstigen Zinsniveaus und des anziehenden Wirtschaftswachstums. Das Level des Gesundheitssektors ist hingegen immer noch vergleichsweise moderat. In der Vergangenheit lag das Niveau des Healthcare-Marktes teilweise zehn bis 20 Prozent über dem des Gesamtmarktes. Jetzt liegen beide gleichauf. Da ist also noch einiges an Luft nach oben. Eine Ausnahme sehen wir lediglich bei Medizintechnikunternehmen. Hier sollten Investoren Vorsicht walten lassen, denn im Vergleich zum Gesundheitssektor sind diese Titel derzeit historisch hoch bewertet.

BaS: Gerade die Biotech-Branche wird so häufig als attraktiv beschworen, hat jedoch in den letzten Wochen einen ziemlichen Dämpfer erlebt. Wie erklären Sie sich das? Wird da gerade eine Art Trendwende eingeläutet?

Sjöström: Tatsächlich hat es eine Welle an Gewinnmitnahmen gegeben, insbesondere bei Small und Mid Caps. Wir führen das aber in erster Linie auf die Steuerung der Portfolioperformance zum Jahresende zurück. An den Fundamentaldaten hat sich hingegen nichts geändert. Die sind nach wie vor sehr gut. Deshalb sind wir überzeugt davon, dass die Gewinnmitnahmen nur von kurzer Dauer sein werden und Biotechnologie-Aktien auch 2018 Jahr einiges an Aufwärtspotenzial bieten. Vergessen Sie nicht, dass der Nasdaq Biotech Index aktuell immer noch 20 Prozent unter seinem Höchstwert vom März 2015 notiert.

BaS: Ein ganz anderes Thema, was nicht nur Investoren 2017 bewegt hat, war die neue US-Regierung. Aber gerade in Hinblick auf die US-Gesundheitspolitik hat sich unter Trump nicht viel getan. Andererseits ist er auch immer wieder für eine politische Überraschung gut. Was meinen Sie: Wird er gesundheitspolitisch doch noch etwas bewegen?

Sjöström: Im Augenblick konzentrieren sich die Republikaner unter Trump auf die Steuerreform. Kurzfristig dürfte an der Gesundheitspolitik also definitiv nicht gerüttelt werden. Aber auch auf mittlere Sicht rechnen wir nicht mit einem erneuten Versuch der Regierung, den Affordable Care Act aufzuheben. Tatsächlich hat die Trump-Administration erst kürzlich einigen Änderungen der bestehenden Gesetzgebung zugestimmt. Wenn Sie mich fragen: Das Risiko, dass sich unter Trump in der US- Gesundheitspolitik etwas ändern wird, ist ziemlich gering. Und so umstritten er als Mensch und Politiker im Übrigen auch sein mag: Der Machtwechsel im Weißen Haus hat sich auf den Healthcare-Markt insgesamt positiv ausgewirkt. Insbesondere die Biotech-Branche kann sich über Trump eigentlich nur freuen, da er für einen politischen Kurs der Deregulierung steht und sich dafür ausgesprochen hat, therapeutische Innovationen zu fördern.

BaS: Ein Blick nach vorne: Welche Healthcare-Sektoren sind Ihre Favoriten für 2018?

Sjöström: Die Biotechnologie-Branche bleibt unser klarer Favorit. Auf der Basis der jüngsten Produktzulassungen dürfte die Umsatzdynamik weiter anziehen. Die Pipelines der Unternehmen sind prall gefüllt. Und auch das aufsichtsrechtliche Umfeld ist positiv – sowohl in den USA als auch hier in Europa. Daher rechnen wir 2018 mit einem konstanten Strom an neuen Produkten, die es durch das Zulassungsverfahren der FDA schaffen werden.

BaS: Wir danken Ihnen für das Gespräch, Herr Sjöström!