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Schweizer Aktien: sicherer Hafen in volatilen Zeiten?

Die Schweiz ist flächenmäßig kein allzu großes Land im Zentrum Europas. Allerdings sind die Eidgenossen ein wahrer Riese, wenn es um die Wirtschaftskraft geht. Zu den Stärken des Landes gehören unter anderem die hohe Konzentration auf den Dienstleistungssektor sowie die Stärke kleiner und mittlerer Unternehmen.

(Foto: Kavalenkava / Shutterstock)

Die Schweiz ist flächenmäßig kein allzu großes Land im Zentrum Europas. Allerdings sind die Eidgenossen ein wahrer Riese, wenn es um die Wirtschaftskraft geht. Zu den Stärken des Landes gehören unter anderem die hohe Konzentration auf den Dienstleistungssektor sowie die Stärke kleiner und mittlerer Unternehmen.

Gleichzeitig hat die schweizerische Wirtschaft auch dank ihrer Exportstärke sowie ihrer Stabilität eine ganze Reihe von erfolgreichen, weltweit tätigen Unternehmen hervorgebracht. Auch deshalb gilt die Schweiz gerade in Zeiten von Krisen als beliebter Anlagestandort.

Gemessen an der Fläche liegt die Schweiz in Europa hinter Ländern wie Estland, Kroatien oder Bosnien und Herzegowina. Bei einem Blick auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf, das in vielen Fällen als Ausdruck des Reichtums eines Landes angesehen wird, sieht die Sache jedoch ganz anders aus.
Weltweite Spitze in Sachen Wettbewerbsfähigkeit

Starkes BIP, starke Wirtschaft

Laut Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) belegte die Schweiz im Jahr 2020 mit einem nominalen BIP von 87.367 US-Dollar pro Einwohner weltweit Rang zwei, vor Ländern wie Irland, Norwegen und sogar den USA. Die Schweiz musste sich lediglich Luxemburg geschlagen geben.

Die Stärke der schweizerischen Wirtschaft drückt sich in vielerlei Hinsicht aus. So gelten vielerlei Schweizer Unternehmen in vielen Wirtschaftsbereichen als führend. Und dies nicht nur in der Uhrenindustrie oder der Schokoladenherstellung.

2020 entfielen laut EDA (das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten) knapp 74 Prozent des BIP auf den Dienstleistungssektor, mehr als 25 Prozent trug die Industrie bei, während die Landwirtschaft etwas weniger als 1 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmachte.

Exporte der Schweiz

In Sachen Aussenhandel ist die EU der wichtigste Handelspartner. 48 Prozent der Exporte gingen in die Europäische Union, während sogar 66 Prozent der Importe aus der EU stammen. Bei den Exporten dominierten mit einem Anteil von rund 52 Prozent die chemisch­pharmazeutischen Produkte. Uhren kamen auf etwa 8 Prozent. Zudem exportierte die Schweiz Kaffee im Wert von mehr als 2,5 Mrd. Schweizer Franken. Der Exportanteil betrug mehr als 3,8­mal mehr als der von Schokolade und 4-­mal mehr als der von Käse.

Grosse Vielfalt und starke Währung

Es ist auch diese Vielseitigkeit der Schweizer Wirtschaft, die dafür sorgt, dass der schweizerische Aktienmarkt Investoren von überall auf der Welt anzieht, während die starke schweizerische Währung, der Franken, gerade in Krisenzeiten von vielen Investoren als ein sogenannter «Sicherer Hafen» angesehen wird. Zumal sich die Attraktivität der Schweizer Wirtschaft auch in ihrer hohen Wettbewerbsfähigkeit ausdrückt.

Schweiz ganz vorne bei Wettbewerbsfähigkeit

Dies zeigt ein Blick auf das World Competitiveness Ranking des International Institute for Management Development (IMD). Dabei dient das 1989 erstmals veröffentlichte IMD World Competitiveness Yearbook (WCY) als umfassender Jahresbericht und weltweiter Bezugspunkt für die Wettbewerbsfähigkeit der Länder. Dieser analysiert und ordnet die Länder danach ein, wie sie ihre Kompetenzen verwalten, um eine langfristige Wertschöpfung zu erzielen.

Die Schweiz ist regelmässig in der Spitzengruppe zu finden. 2021 reichte es sogar zu Platz eins, 2022 musste man sich dagegen ganz knapp Dänemark geschlagen geben. Dafür war die Schweiz in einzelnen Bereichen wie den Institutionellen Rahmenbedingungen, der Finanzierung, Gesundheit & Umwelt sowie Bildung führend.

Schweiz: Sicherer Hafen in schwierigen Zeiten

Die jüngsten Ereignisse in der Ukraine, eine hohe Inflation, die Aussicht auf eine Rezession sowie die Sorgen vor einer mangelnden Gasversorgung der Industrie und der Haushalte im kommenden Winter haben dem Euro in diesem Jahr stark zugesetzt. Mitte Juli hatte die europäische Gemeinschaftswährung die Parität im Vergleich zum US-­Dollar erstmals seit mehr als 20 Jahren.

Auch im Vergleich zum Schweizer Franken rutschte der Euro in diesem Jahr unter die Parität. Dies passierte in der Historie bisher sehr selten. Zuletzt im Januar 2015, als die Schweizer Nationalbank den Mindestkurs von 1,20 Schweizer Franken (CHF) für 1 Euro aufgegeben hatte. Die Euro­-Notierungen hatten sich jedoch schnell wieder erholt. Zum Vergleich: Im Herbst 2007 hatte es noch knapp 1,70 CHF für 1 Euro gegeben.

Weshalb kann sich der Schweizer Franken behaupten?

Die Gründe für die jüngste Stärke der Schweizer Währung im Vergleich zum Euro sind vielfältig. Neben der Schwäche des Euro infolge der jüngsten makroökonomischen Ereignisse und der Entwicklung in der Weltpolitik liegen die Gründe auch in der Schweiz selbst.

Die auf dem Weltmarkt erfolgreichen schweizerischen Unternehmen sorgen dafür, dass die Schweizer Wirtschaft neben den USA oder Japan als ein sogenannter «Sicherer Hafen» von Anlegern angesehen wird, in dem sie ihr Geld vor Wertverlusten relativ gut schützen können. Entsprechend lässt es sich häufig beobachten, dass in Krisenzeiten gerade der US­Dollar, der japanische Yen und der Schweizer Franken gegenüber anderen Währungen aufwerten.

Vergleichsweise tiefe Inflation in der Schweiz

Die Schweiz konnte zuletzt auch in einem anderen Punkt vergleichsweise gut abschneiden. Zwar leiden auch die Eidgenossen unter den Teuerungsraten infolge steigender Energiepreise und stockender Lieferketten. Die Teuerung lag beispielsweise im Monat Juni 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat laut Angaben des Bundesamtes für Statistik (BFS) lediglich bei 3,4 Prozent, während in der Eurozone und in Deutschland im gleichen Zeitraum laut der Statistikbehörde Eurostat eine Inflation von 8,6 bzw. 8,2 Prozent gemessen wurde.

Der harmonisierte Verbraucherpreisindex der Schweiz (HVPI), der eher mit den Werten zur Inflation in der Eurozone vergleichbar ist, stieg sogar «nur» um 3,2 Prozent gegenüber Juni 2021 an. Die Erfolge der schweizerischen Wirtschaft und des heimischen Aktienmarktes haben sich unlängst auch bei Anlegern weltweit herumgesprochen.

Aushängeschilder Nestlé & Co.

Im Fokus stehen einige weltweit operierende Konzerne. Dabei stehen Bereiche wie die Finanz­- oder Uhrenindustrie oder die Chemie­- und Pharmaindustrie mit den Branchengrössen Novartis und Roche häufig im Fokus. Allerdings kommen die weltweit erfolgreichen Schweizer Unternehmen auch aus vielen anderen Bereichen.

Besonders bekannt ist unter der Anlegerschar Nestlé. Bei dem Unternehmen aus Vevey handelt es sich schliesslich um den weltweit grössten Nahrungsmittelkonzern und das grösste Industrieunternehmen der Schweiz. Zudem wartet Nestlé mit der höchsten Marktkapitalisierung im schweizerischen Leitindex SMI® auf.

Heute ist Nestlé mit seinen rund 2.000 Marken in den Bereichen Babyprodukte, Cerealien, Eis­- und Milchprodukte, Kaffee und warme Getränke, kulinarische Produkte, Mineralwasser, Schokolade sowie Tiernahrung in 186 Ländern der Welt vertreten.

In seiner nun mehr als 155-­jährigen Geschichte hat Nestlé so einige globale Wirtschafts-­ und Finanzkrisen sowie angespannte politische Situationen erlebt. Diese konnte das Unternehmen nicht nur überstehen, sondern sich auch in der Anlegergemeinde einen Ruf als verlässlicher, attraktiver Dividendenzahler erarbeiten. Auch in der aktuellen von Unsicherheiten geprägten Phase kann der Konzern mit einigen Vorteilen aufwarten.

Der Inflation trotzen: defensive Unternehmen mit Preissetzungsmacht

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen die Inflation als zusätzlicher Belastungsfaktor hinzukommt, müssen die Konsumenten viele ihrer Ausgaben genau überdenken. Dies bringt sogenannten defensiven Werten – zu denen auch Nestlé gehört – einen Vorteil. Diese Werte kommen herkömmlich aus Bereichen wie Gesundheit, Pharma, Konsumgüter oder Nahrungsmittel. Ihr Vorteil: Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten müssen die Menschen an ihre Gesundheit, die tägliche Körperhygiene oder Essen denken. Zudem bedeutet es in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und in Phasen steigender Preise, dass sich Konsumenten stärker auf bekannte und beliebte Marken konzentrieren und auch eher bereit sein könnten, etwas mehr Geld auszugeben als im Fall von weniger bekannten Produkten und Marken.

In dieser Hinsicht gehört Nestlé zu denjenigen Firmen, die sich in der Phase der hohen Inflation relativ gut schlagen. Nestlé ist jedoch bei weitem nicht das einzige erfolgreiche Unternehmen aus der Schweiz von Weltrang.

Auch KMU’s mit von der Partie

Die besonders erfolgreichen Konzerne sind aber nicht nur in der Kategorie der globalen Riesen wie Nestlé zu verorten. Viele kleine und mittelständische Unternehmen kommen aus der Schweiz. Daher ist an der Börse auch ein Blick abseits des Leitindex SMI® in die zweite und dritte Börsenreihe interessant. Das mehrfach ausgezeichnete Research-­Team von Vontobel hilft dabei sowohl heimischen als auch ausländischen Investoren, besonders aussichtsreiche Unternehmen zu identifizieren.

Eine Analyse von Vontobel