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Sollten Anleger jetzt in China investieren?

Der chinesische Markt ist an einem Wendepunkt angelangt. Institutionelle Marktteilnehmerinnen- und Teilnehmer weltweit kehren allmählich zum chinesischen Aktienmarkt zurück, nachdem sich die Anleger-Stimmung zum Positiven gewendet hat.

(Foto: zhu difeng / Shutterstock)

Der chinesische Markt ist an einem Wendepunkt angelangt. Institutionelle Marktteilnehmerinnen- und Teilnehmer weltweit kehren allmählich zum chinesischen Aktienmarkt zurück, nachdem sich die Anleger-Stimmung zum Positiven gewendet hat.

Seit Anfang Mai (2022) ist der MSCI China um 3 Prozent gestiegen, während der S&P 500 in der gleichen Zeitspanne bis zum 22.06.2022 9,1 Prozent verloren hat. Nach dem Exodus der Anlegerinnen und Anleger im ersten Quartal diesen Jahres ist der Anstieg im MSCI China auf Nettozuflüsse im „northbound“- Handel zurückzuführen. Unter dem Begriff „northbound“ sind jene Aktien anzusiedeln, die für ausländische Investoren außerhalb Chinas zum Handel verfügbar sind und an der „Shanghai Stock Exchange“ gehandelt werden können.

Investoren suchen die Diversifikation

Die Inflation der großen Industrieländer hat inzwischen seit Jahrzehnten nicht mehr gesehene Höchststände erreicht. Die FED, gefolgt von anderen Zentralbanken, kündigte eine mögliche Beschleunigung der Zinserhöhungen an, um die Inflation zu dämpfen. Anlegerinnen und Anleger spekulieren darauf, dass die Faktoren, die die Inflation derzeit antreiben, nicht unter der Kontrolle der Zentralbank stehen. Zu nennende Beispiele sind zum einen die geopolitischen Spannungen in Osteuropa, sowie die strengen COVID-Regelungen in China. Aggressive Zinserhöhungen in Verbindung mit einer anhaltend hohen Inflation könnten das Wirtschaftswachstum stark beeinträchtigen und zu einer Rezession führen. Der darauffolgende Marktausverkauf der letzten Monate hat sich auf fast alle Anlageklassen ausgewirkt. So blieben neben den Aktien auch Anleihen oder Kryptowährungen nicht verschont. Aufgrund dieser positiven Korrelation suchen Anlegerinnen und Anleger nach Alternativen, um das Portfolio zu diversifizieren und Risiken zu reduzieren.

Im Gegensatz zu den großen Zentralbanken senkte die „People’s Bank of China“ (PBoC) im Mai (2022) den Leitzins für fünfjährige Kredite, eine Referenz für Hypotheken, um 15 Basispunkte auf 4,45 Prozent. Außerdem wurden neue Regeln für die Kreditvergabe zur Unterstützung von Kleinstunternehmen herausgegeben, um den wirtschaftlichen Schaden der COVID-Politik auszugleichen. Da die schrittweise Wiedereröffnung Shanghais im Juni (2022) nach zwei Monaten strikter Schließung weitergeht und die chinesische Regierung einige ihrer Regeln allmählich lockert, könnte ein Wirtschaftsrückgang vermieden werden.

Zu guter Letzt liegt die Inflation im Mai mit 2,1 Prozent immer noch weit unter dem 3 Prozent-Ziel der PBoC und damit weitaus tiefer als die Inflationsraten der Zentralbanken Europas und Nordamerikas liegen. Eine mögliche Diversifizierung der Anlegerinnen und Anleger in Bezug auf den US- und europäischen Markt wird in den historischen Daten der zweiten Abbildung deutlich: Der chinesische Aktienmarkt weist mit einer durchschnittlichen Korrelation von 0,12 eine eher geringe Korrelation mit dem US-Markt auf. In den letzten Monaten diesen Jahres (2022) ist die gleitende Korrelation zwischen den beiden Märkten sogar bis auf 0,08 gesunken (Quelle: vescore AG).

Zu beobachtende Faktoren

Trotz einer besseren Stimmung der Investoren sollte das Risiko, dass von den strikten COVID-Regelungen der Regierung ausgeht, weiter im Auge behalten werden. In Verbindung damit stehen die Einzelhandelsumsätze, sowie die Beschäftigungsquote der Bevölkerung. Erstere gingen in China im Mai (2022) im Jahresvergleich um 6,7 Prozent zurück, während die Arbeitslosenquote 5,9 Prozent erreichte, was nur geringfügig unter dem Höchststand von 2020 liegt. Die Arbeitslosenquote der 16- bis 24-Jährigen stieg dahingegen im April sogar auf besorgniserregende 18,4 %.

Die vergangenen Lockdowns hatten außerdem negative Auswirkungen auf die Nachfrage verschiedener Güterklassen. Während eine resistente Nachfrage nach lebensnotwendigen Gütern zu beobachten, ging der Bedarf nach zyklischen Konsumgütern wie Luxusartikel oder Kraftfahrzeuge zeitweise im zweistelligen Prozentbereich zurück (Mai 2022, National Bureau of Statistics of China).
Anpassung der „China New Vision“ Strategie

Angesichts der Tatsache, dass die COVID-Regelungen für einen längeren Zeitraum geltend bleiben können, könnte die Stärke des chinesischen Verbrauchers weiter unter Druck geraten. Aus diesem Grund werden entsprechende Anpassungen der Zielsektorallokation des „China New Vision“-Index im Juni (2022) wie folgt gestaltet: Reduzierung der zyklischen Konsumgüter um 5 bis 30 Prozent, Erhöhung der Kommunikationsdienste um 1 bis 16 Prozent, Erhöhung der Industriewerte um 1 bis 6 Prozent, Erhöhung des Technologiesektors um 2 bis 14 Prozent und Erhöhung der Rohstoffsektors um 1 bis 3 Prozent.

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