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Sparpläne kommen wieder in Mode

Fondssparpläne, insbesondere als Element der privaten Altersvorsorge, gewinnen in Deutschland immer mehr an Bedeutung. Die Verschärfung der Finanzkrise und die Einführung der Abgeltungsteuer haben die Spielregeln jedoch deutlich verändert. Was Anleger beachten sollten, erfahren Sie hier.

BÖRSE am Sonntag

Neben der staatlichen und der betrieblichen Altersvorsorge kommt der dritten Säule, dem privaten Vermögensaufbau eine immer stärkere Bedeutung zu. Doch seit dem 01.01.2009 haben sich gerade beim langfristigen Vermögensaufbau deutliche Veränderungen ergeben.

Abgeltungsteuer verändert die Rahmenbedingungen

Bei Fondssparplänen und Direktinvestments führt die Abgeltungsteuer beispielsweise dazu, dass die Gewinne jährlich mit 25% zzgl. Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer versteuert werden. Demgegenüber unterliegen zwar auch die Fondspolicen im Versicherungsmantel der Einkommensteuer, allerdings gibt es einen feinen Unterschied: Läuft der Vertrag mindestens zwölf Jahre und erfolgt die Auszahlung erst nach Vollendung des 60. Lebensjahres, werden die Erträge nur zu 50% mit dem individuellen Steuersatz belastet. Auf diese Weise bleibt der Zinseszins- Effekt während der Laufzeit voll intakt, während bei Fondssparplänen – mit Ausnahme staatlich geförderter Verträge – die Zinserträge und Dividenden jedes Jahr sofort besteuert und damit gemindert werden. Wie wichtig der Zinseszinseffekt als Performancetreiber beim langfristigen Sparen ist, zeigt das folgende Beispiel: Wer beispielsweise bereits im Alter von 20 Jahren beginnt, 100 Euro pro Monat anzusparen, kann bei seinem Renteneintritt mit 65 Jahren und einer jährlichen Verzinsung von 5% auf ein angespartes Vermögen von rund 200.000 Euro zurückgreifen. Um auf den gleichen Betrag mit 65 zu kommen, muss ein 30-Jähriger bereits 175 Euro pro Monat aufbringen und ein 40-Jähriger sogar 340 Euro. Der Grund dafür: Im Laufe der Sparzeit kommt den Zinsen und Zinseszinsen eine weit größere Bedeutung zu, als dem tatsächlich eingezahlten Kapital. Ab diesem Zeitpunkt macht das Sparen Spaß, denn nach einer 35-jährigen Ansparphase machen Zins und Zinseszins häufig über 75% des so aufgebauten Kapitalstocks aus. Der steuerliche Vorteil ist aufgrund dessen ebenfalls desto größer, je länger die Laufzeit und je niedriger der persönliche Steuersatz ist. Dass Letzterer nach dem Eintritt in die Rente normalerweise deutlich absinkt, macht die fondsgebundenen Versicherungen im Rahmen der Altervorsorge noch attraktiver.

Die 3 Vorteile des unbekannten Riester-Zwillings

Die Riester-Fondspolicen haben jedoch noch weitere interessante Eigenschaften. Erstens: Gleichgültig für welchen Anbieter oder welche zugrundeliegenden Fonds sich die Vorsorgesparer entscheiden, immer gilt: Am Ende der Laufzeit müssen mindestens die eingezahlten Beiträge und zwar inklusive der Zulagen zur Verfügung stehen. Verluste sind also ausgeschlossen. Zweitens: Entschließt sich der Sparer dazu, seine Fonds entsprechend der Kapitalmarktsituation häufiger auszutauschen, würde hier beim klassischen Fondssparplan jedes Mal die Abgeltungsteuer fällig – bei der Fondsvariante indes nicht. Drittens: Jeder Bundesbürger kann sogenannte ungeförderte Riester-Fonds abschließen, also beispielsweise auch Selbstständige und Freiberufler. Für diese Verträge gelten aber trotzdem die oben genannte Beitragsgarantie und interessanterweise auch die Besteuerung nach den Regeln der Lebensversicherung. Konkret bedeutet dies, das bei einer Laufzeit von mindestens 12 Jahren und einer Auszahlung erst nach Vollendung des 60. Lebensjahres auch ungeförderte Riester-Fonds, während der Einzahlungsphase frei von Abgeltungsteuer bleiben und bei der Auszahlung nur der halbe Gewinn zu versteuern ist. Im Gegensatz zu den staatlich unterstützten Verträgen darf bei den ungeförderten Fonds das angesparte Kapital zudem auf einen Schlag entnommen werden. Hier gilt es jedoch, auch auf die individuellen Bedingungen der Versicherung zu achten, da dies nicht jeder Anbieter zulässt. Die Abgeltungsteuer bevorzugt damit die Fondspolicen der Versicherungen und benachteiligt Aktienanlagen und langfristige Fondssparpläne.

Anlagehorizont entscheidend

Die steuerliche Bevorzugung der fondsgebundenen Policen bedeutet aber nicht automatisch, dass der Anleger auch in der Praxis wirklich immer besser fährt. Denn die Versicherungsprodukte sind meist mit deutlich höheren Kosten belastet. Diese belaufen sich in der Regel auf bis zu 20% und werden hauptsächlich in den ersten Ansparjahren einbehalten. Weil rund 50% der Anleger ihre Fondspolicen jedoch vorzeitig kündigen, müssen sie bei dieser Konstruktion meist finanzielle Einbußen hinnehmen. Die Performance bleibt in diesem Fall deutlich hinter der eines herkömmlichen Fondssparplans zurück. Für kürzere Zeiträume eignen sich die Fondspolicen der Versicherungen also nicht. Wer lediglich für ein paar Jahre regelmäßige Beträge sparen möchte, sollte stattdessen einen Blick auf ETF-Sparpläne werfen.

„Spare, spare – online kaufe“

Indexfonds haben gegenüber normalen Fonds eine ganze Reihe von Vorteilen. Für die rasante Entwicklung dieser Anlageform spielt aber vor allem die, empirisch belegte, Tatsache eine Rolle, dass der Großteil der aktiv gemanagten Aktienfonds nicht in der Lage ist, die jeweilige Benchmark dauerhaft zu schlagen. Dazu kommt, dass gerade über kürzere Zeiträume Verluste kaum wieder aufzuholen sind. Es kommt also darauf an, eine Anlageform zu wählen, die den Erhalt des investierten Vermögens sicherstellt. Genau dieses Anforderungsprofil erfüllen Renten-ETFs und können sich über eine dementsprechende Nachfrage freuen: Mitte Dezember meldete die Deutsche Bank, dass mit dem db x-trackers EONIA Total Return Index ETF zum ersten Mal in der Geschichte des europäischen ETF-Marktes ein Renten-Indexfonds zum größten ETF wurde. Für eine jährliche Verwaltungsgebühr von nur 0,15% ermöglicht der Fonds die Partizipation an der Entwicklung des EONIA-Index. Die Auswahl in diesem sehr kostengünstigen Segment ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen und insbesondere die Onlinebroker bieten mittlerweile zahlreiche Sparpläne für ETFs an. So stockte beispielsweise Cortal Consors das Angebot an sparplanfähigen ETFs im vergangenen September um 20 Produkte auf 31 ETFs auf. Bei der DAB bank, dem Vorreiter auf diesem Gebiet, sind mittlerweile sogar 60 ETFs ansparfähig. Die Kosten betragen hier 2,50 Euro plus 0,25% vom Kurswert. Bei allen Anbietern beträgt die monatliche Mindestanlage 50 Euro. Bei diesem Betrag sind die prozentualen Gebühren aber relativ hoch. Wer im Monat nicht mehr besparen kann, sollte daher einen anderen Einzahlungsrhythmus, z.B. vierteljährlich, wählen.

Es muss nicht immer ein Aktienfonds sein

Untersuchungen belegen, dass mittels Diversifikation das Portfoliorisiko gesenkt werden kann, ohne Verringerung der Renditechancen. Aus diesem Grund gehören neben Aktien- und Renten- auch Immobilien- und Geldmarktfonds in ein gut strukturiertes Depot. Die Kombination der verschiedenen Bausteine spielt vor allem bei herkömmlichen Fondssparplänen eine entscheidende Rolle, da der Kapitalerhalt bei diesen Produkten nicht automatisch sichergestellt ist. Dies wurde vielen Anlegern, die sich ausschließlich auf Aktienfonds konzentrierten, durch die Finanzkrise schmerzlich vor Augen geführt: Im Jahr 2008 haben Anleger, die in Aktien europäischer Unternehmen investierten, fast die Hälfte ihres Anlagevermögens verloren. Die entsprechenden Investmentfonds mussten nach Angaben des Branchenverbands BVI im Schnitt einen Verlust von 44,9% verkraften. International agierende Rentenfonds schafften dagegen in den vergangenen 30 Jahren ein Plus von rund 6,6% pro Jahr. Mit Aktien ausgewählter Regionen war zwar noch etwas mehr drin, jedoch bei deutlich höherem Risiko.

Fazit

Gleichgültig welche Verpackung der Anleger wählt und unabhängig vom Anlagehorizont, die überproportionale Berücksichtigung von Rentenfonds in einem Sparplan ist eine sichere Grundlage. Das Vehikel ETF bietet dabei ein Maximum an Leistung bei einem Minimum an Gebühren.