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Was ist heute noch eine realistische Rendite und wie erreiche ich sie?

Das Grundproblem deutscher Anleger ist, dass sie sehr auf Zinsen fixiert sind. Das macht in Zeiten hoher Zinsen Sinn, doch während einer Niedrigzinsphase, in der wir uns aktuell befinden, sieht man die Rendite dahinschmelzen. Rechnet man die Inflation mit ein, steht unterm Strich sogar ein Minus.

BÖRSE am Sonntag

Das Grundproblem deutscher Anleger ist, dass sie sehr auf Zinsen fixiert sind. Das macht in Zeiten hoher Zinsen Sinn, doch während einer Niedrigzinsphase, in der wir uns aktuell befinden, sieht man die Rendite dahinschmelzen. Rechnet man die Inflation mit ein, steht unterm Strich sogar ein Minus.

In den Köpfen vieler Anleger hat sich dieser neue Status quo noch nicht etabliert. Trotz minimaler Zinsen horten sie ihr Geld in Sparbüchern und Tagesgeldanlagen. Das handeln, hängt mit der Vergangenheit und einer gewissen Trägheit im Umdenken zusammen. Am Anleihemarkt waren die Anleger bisher gewohnt, dass man ohne großes Risiko gute drei bis vier Prozent Rendite einfahren konnte. Heute steht bei Bundesanleihen eine Null vor dem Komma – die kurzlaufenden drehten zeitweise auch schon ins Minus. Deutschland bekam also Geld fürs Schulden machen. Ein Zustand, den viele Anleger noch nicht realisiert haben.

Und auch am Aktienmarkt war die Lage vor einigen Jahren noch deutlich anders: Man kaufte sich einen Aktienfonds und hoffte auf solide sechs Prozent. Das ist heute kaum noch vorstellbar. Viele Anleger sind dazu übergegangen, Aktien mit einer hohen Dividenrendite zu kaufen. Allerdings muss man auch bei solchen Werten beachten, dass hohe Dividenden auf der anderen Seite den Wertzuwachs schmälern.

All diese Faktoren führen dazu, dass Anleger umdenken müssen und fast alle Anleger auf der Suche nach neuen Renditemöglichkeiten sind. Dabei müssen Anleger ihre Erwartungen an den „sicheren Zins“ herunterschrauben. Die als sicher geltenden Anlagen bringen nur noch Renditen im Nullbereich. Dem Anleger bleibt also aktuell nur noch die „Mehrrendite“.  Anders ausgedrückt: Selbst der konservative Anleger ist gezwungen, eine solche Mehrrendite zu erwirtschaften, wenn er sein Kapital nach Steuern und Inflation erhalten möchte. 

Wirklich realistisch ist demnach heute eine Rendite von etwa 2,5 Prozent. Diese Zahl berücksichtigt, dass Deutsche in der Regel eine niedrige Aktienquote haben. Doch selbst um diese zwei vor dem Komma zu erreichen, muss man schon ein gewisses Risiko eingehen. Eine sinnvolle Strategie, um eine Mehrrendite zu erwirtschaften, besteht aus mehreren Aspekten.

In erster Linie sollten Anleger eine individuelle Strategie verfolgen. Die Märkte sind deutlich volatiler geworden und man kann nicht einfach alles aussitzen. Zudem sollte jeder die eigene Risikobereitschaft analysieren und kennen. Bei der Umsetzung der Strategie sollte jeder Anleger breit streuen. Es sollte nicht nur in verschiedene Anlageklassen investiert werden, sondern auch in verschiedene Strategien. Geht eine Strategie nicht auf, so kann die andere noch greifen. Wer Geldmanager beschäftigt, sollte das Risiko auch auf mehrere Manager verteilen. Die Börsenweisheit, dass man nicht alle Eier in einen Korb legen sollte, ist immer noch aktuell.

Weiterhin sollten Anleger die Zyklen im Auge behalten. Sie sollten nicht auf jeden fahrenden Zug aufspringen. Sinnvoller ist es, antizyklisch Chancen zu nutzen und beispielsweise bei Rückschlägen nachzukaufen. Insgesamt sollten Anleger vom klassischen Zinsdenken abkehren und ihr Augenmerk auch auf riskantere Anlagen richten. Zu nennen wären hier unter anderem Hochzinsanleihen –sie bieten als Beimischung eine hohe Rendite, beinhalten aber auch ein hohes Risiko. Und auch bei Aktien sollten Anleger genauer hinschauen und unterbewertete Regionen oder Branchen  finden.

Fazit: Wer heute noch eine Rendite erwirtschaften möchte, die keine Null vor dem Komma hat, der muss auch ein gewisses Risiko eingehen. Mit der richtigen Strategie, guter Streuung und den passenden Beimischungen ist aber durchaus noch eine „vernünftige“ Rendite möglich.

Gastbeitrag von Anja Welz, Vorstand der Laureus AG Privat Finanz.