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Wie das Gehalt von Dax-Vorständen zukünftig berechnet werden könnte

Wieviel die Vorstände von Deutschlands börsennotierten Unternehmen verdienen, wird derzeit neu ausgerechnet. Langfristiger Erfolg soll dabei besser bezahlt werden als kurzfristige Gewinne.

Wieviel die Vorstände von Deutschlands börsennotierten Unternehmen verdienen, wird derzeit neu ausgerechnet. Langfristiger Erfolg soll dabei besser bezahlt werden als kurzfristige Gewinne.

Hinter den Kulissen rumort es gewaltig: In den deutschen börsennotierten Konzernen wird derzeit über die künftige Bezahlung der Vorstände gerungen. Anlass ist nicht etwa die Höhe der Gehälter, sondern die Begründung, warum, wer, wieviel verdient. Diese Begründung muss künftig in jeder Hauptversammlung gegenüber den Aktionären offengelegt werden „Say on pay“ heißt es dazu kurz und bündig in einschlägigen Vorschriften für börsennotierte Konzerne, die im nächsten Jahr in Kraft treten. Ausreden gelten nicht und wie bisher darf es nicht weitergehen. Laut einer Studie des Beratungshauses Kienbaum planen zwei Drittel der deutschen Unternehmen aus Dax, M-Dax und S-Dax eine Veränderung oder zumindest Überprüfung ihrer Systeme zur Vorstandsvergütung. Einige große wie Siemens oder SAP haben den Schritt bereits gewagt.

Ein bisschen bescheidener geworden

Wie es bisher läuft, zeichnet die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in ihrer alljährlichen Umfrage unter Dax-Unternehmen nach. Danach sind die Vorstände der Konzerne in DAX und MDax etwas bescheidener geworden. Die Gehälter an den Spitzen der 30 DAX-Unternehmen gingen im vergangenen Jahr zum zweiten Mal in Folge zurück, weil auch die Gewinne der Unternehmen sanken. Das Minus fiel bei den Vorstandsvergütungen mit 0,3 Prozent jedoch kleiner aus als 2018, wo ein Rückgang von 3,5 Prozent verzeichnet wurde.

Die Entwicklung lässt zwei Sichtweisen zu, wie Gunther Friedl feststellt. Er ist Professor der TU München, die in Zusammenarbeit mit der DSW die Umfrage betreut. Da die allgemeinen Löhne gestiegen seien, schließe sich die Schere zwischen Vorstandsgehältern und Bruttolöhnen ein wenig, lautet die eine Sichtweise. Gleichzeitig klafft zwischen Vorstandsgehalt und Durchschnittslohn der jeweiligen Mitarbeiter noch immer eine riesige Lücke, ist die andere Sicht auf die Dinge. „Im Schnitt verdienen Vorstände mit 3,4 Millionen Euro das 49-fache ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagt Friedl.

An der Spitze stand im vergangenen Jahr Volkswagen, das seinen Vorständen im Schnitt 5,7 Millionen Euro zahlte. Obwohl die Vergütung um acht Prozent sank, lagen die Vorstandsgehälter bei den Wolfsburgern 86-mal höher als die durchschnittlichen Bruttolöhne im Konzern. Mit 5,6 Millionen Euro folgt SAP auf Platz zwei. Dennoch, so meint Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der DSW: „Extreme Vergütungsexzesse“ gehörten der Vergangenheit an. Die Zehn-Millionen-Grenze werde nicht mehr überschritten.

Gehaltsabzug für Schlafmützen

Folgt man den Experten von Kienbaum wird sich an der Höhe der Gehälter auch vor dem Hintergrund der anstehenden Neuregelung der Vergütung wenig ändern. Konkret geht es um eine Neufassung der Regeln zur guten Unternehmensführung (Corporate Governance Codex) sowie der Aktionärsrechterichtlinie. Beide erfordern Änderungen bei der Vorstandsvergütung. Künftig sollten nachhaltige und langfristige Strategien belohnt und ein bloßes „Weiter so“ bei der Unternehmensstrategie eher bestraft werden, sagt Kienbaum-Experte Sebastian Pacher. „Hohe Vergütungen an Vorstände zu zahlen, die den Wandel verschlafen, ist falsch“, meint er. „Führungskräfte verdienen dann zu viel, wenn sie Millionen dafür erhalten, Geschäftsmodelle nur zu Ende zu führen.“

Künftig werden deswegen Faktoren wie Mitarbeiterzufriedenheit, möglicherweise auch die Nutzung von E-Mobilität oder Fortschritte in der Digitalisierung herangezogen, wenn Aufsichtsräte festlegen, wieviel der Vorstand verdient. Die Folgen beschreibt DSW-Geschäftsführer Tüngler so: „Nichtfinanzielle Ziele halten damit endlich Einzug in die Vergütungssysteme, nachdem dies bisher eher zurückhaltend der Fall war.“ Den Börsenkurs als Indikator für die Vorstandsvergütung einzubeziehen halten die Experten weiter für richtig, auch wenn sich die Kursentwicklung an den Börsen derzeit weit vom Corona geplagten Konjunkturverlauf abgekoppelt hat. „Aktienkurse von Unternehmen zu vergleichen“, sagt Pacher, „die in derselben Branche unterwegs seien, lässt schon einen Rückschluss auf den Erfolg dieser Unternehmen zu.“                              

oli

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