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Zwei Welten des Infrastruktur-Investments

Zu den populärsten Modeerscheinungen seit der Dotcom-Welle zählen Infrastrukturinvestments. Tatsächlich gehört die Schaffung von Infrastruktur seit Jahren weltweit zu den aussichtsreichsten Wachstumsmärkten. Doch obwohl das Angebot an entsprechenden Fonds und Zertifikaten sprunghaft zunimmt, ist es für Anleger nicht unbedingt einfach, von diesem Boom zu profitieren.

BÖRSE am Sonntag

Infrastruktur wie See- und Flughäfen, Mautstraßen, Brücken, Schienenverkehr sowie Netze für die Energieversorgung und Telekommunikation sind die Basis jeder modernen Volkswirtschaft. Während notwendige Investitionen in die Modernisierung der Infrastruktur in den Industriestaaten aufgrund der enormen Kosten und knappen Staatskassen lange Zeit vernachlässigt wurden, erleben die Schwellenländer dank der fortschreitenden Globalisierung seit einigen Jahren einen ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung und mit ihm enorme Investitionszuflüsse für den Aufbau neuer Infrastruktur. Mit zunehmender Industrialisierung und Urbanisierung sowie dem wachsenden Wohlstand von immer mehr Menschen wird der Bedarf langfristig weiter zunehmen.

Konjunkturpakete und Privatisierungswelle als Wachstumsmotoren

Die OECD schätzt den weltweiten Finanzbedarf für die Modernisierung und den Aufbau von Infrastruktur bis 2030 auf 71 Billionen US-Dollar. Auch wenn ein Großteil der weltweit aufgelegten staatlichen Konjunkturpakete in Höhe von insgesamt 4,35 Billionen US-Dollar kurzfristig in Infrastrukturprojekte fließt, werden die meisten dieser kostspieligen Projekte wegen knapper Staatshaushalte zunehmend durch die Beteiligung privater Investoren geplant, gebaut, betrieben und instandgehalten.

Direkte Infrastruktur-Investments: Chancen und Risiken

Die unmittelbare Beteiligung an Infrastrukturprojekten bietet den privaten Investoren eine Fülle von Vorteilen. Wesentlich zu nennen sind hier eine jährliche Rendite von etwa 8% bis 10%, ein langfristiger und prognostizierbarer Cashflow sowie eine geringe Korrelation zu den traditionellen Assetklassen, wie Aktien, Rentenpapieren oder Geldmarktfonds. Infrastrukturanlagen sind weniger anfällig gegenüber Konjunkturschwankungen. Und aufgrund der hohen Baukosten, langwierigen Genehmigungsverfahren und staatlichen Kontrollen sind die Markteintrittsbarrieren für Wettbewerber oft so hoch, dass bestehende Projekte eine langfristige Monopolstellung genießen.

Diese Merkmale machen Infrastrukturinvestments in erster Line für institutionelle Investoren, wie Versicherungen und Pensionsfonds, attraktiv. Durch die Änderung des Investmentgesetzes im November 2007 können sich nun aber auch vermehrt private Kleinanleger über deutsche Fonds, die direkt in konkrete Infrastruktur-Projekte investieren, beteiligen. Mit einem Mindestzeichnungsbetrag von 10.000 Euro bietet z.B. der nicht börsennotierte, geschlossene Beteiligungsfonds „Macquarie 7“ der marktführenden Macquarie Funds Group eine verhältnismäßig niedrige Einstiegsbarriere für diese Anlegergruppe. Aber Vorsicht! Die Risiken der Investitionen steigen auch in dieser Assetklasse proportional zur erwarteten Rendite. Neben den generellen unternehmerischen Risiken des operativen Geschäfts der Projekte sind gerade in vielen Schwellenländern Naturkatastrophen, Währungsschwankungen und die Veränderung der politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen nicht zu unterschätzende Risiken. Darüber hinaus sind gerade auch vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Finanzmarktkrise Leverage- Risiken zu nennen. Aufgrund der erheblichen Kosten sind Infrastrukturprojekte oft in hohem Maße zusätzlich über Kredite fremdfinanziert. Steigende Zinsen und Risikoprämien können den Kapitalbedarf für die Projekte erhöhen und somit die Rendite der Betreiber empfindlich schmälern. Institutionelle Anleger wirken diesen Risiken durch Diversifikation in verschiedene Beteiligungsfonds und Assetklassen sowie über eine sehr langfristige Investitionsdauer entgegen. Kleinanleger geraten hier sehr schnell an ihre finanziellen Grenzen.

Aktien, Fonds und Zertifikate als Alternative für Kleinanleger?

Auf der Suche nach spektakulären Renditen fließen weltweit Milliardensummen in Aktien von Infrastrukturunternehmen. Diese Spekulationen sind Mitauslöser für die fulminanten Kursentwicklungen an den Weltbörsen. Längst droht die Gefahr einer Überhitzung, die zu einer kräftigen Korrektur führen könnte.

Sicher bietet die Investition in die traditionelle Assetklasse Aktie gegenüber dem direkten Infrastrukturinvestment Vorteile für den Kleinanleger. Hierzu zählt die Möglichkeit des börsentäglichen Handels sowie die frei wählbaren Investitionssummen und Diversifikationsmöglichkeiten. Aber diese Vorzüge werden erkauft durch eine wesentlich höhere Volatilität, denn selbst die Aktie des aussichtsreichsten Infrastrukturunternehmens unterliegt maßgeblich den Gesetzen der Börse.

Anlegern, die das Risiko scheuen, auf eigene Faust aus dem Meer der Aktien von Infrastrukturunternehmen diejenigen mit dem günstigsten Chance-Risiko-Verhältnis auszuwählen, stellt die Finanzindustrie ein wachsende Flut an Produkten bereit, die eine erfolgreiche Teilnahme am Megaboom versprechen.

Hierzu gehören Aktienfonds und Zertifikate, die sich an neu konstruierten Infrastruktur- Indizes orientieren. Aber ein Blick etwa auf den 2006 veröffentlichten UBS „Global Infrastructure Index“, der 40 Unternehmen aus den Bereichen See- und Flughäfen, Kommunikation, Mautstraßen und diversifizierter Infrastruktur in verschiedenen Schwellenländern abbildet oder den 2007 von der Berenberg Private Capital und Goldman Sachs entwickelt „Infrax“-Index, der die 50 größten und liquidesten Unternehmen aus den Sektoren Transport, Energie, Bau, Wasser und Entsorger enthält, führt die Tatsache schmerzhaft vor Augen: Trotz kompetenter Selektion und Diversifikation der Wertpapiere über Branchen und Länder hinweg bilden sie ebenso wie die Kursverläufe vieler Fonds und Zertifikate mehr oder weniger die Schwankungen der Weltbörsen ab.

Fazit

Während die Direktinvestition in Infrastrukturprojekte über Beteiligungsfonds eine geringe Korrelation sowohl zu den Aktienmärkten als auch zu den Konjunkturzyklen aufweist und aus dem operativen Betrieb der Projekte relativ sichere Renditen von bis zu 10% pro Jahr erzielt werden können, unterliegen die Spekulationen auf die Kursgewinne der Aktien von Infrastrukturunternehmen, und damit auch die entsprechenden Aktienfonds und Zertifikate, im entscheidenden Maße den Schwankungen an den Finanzmärkten. Da einerseits die Eintrittsbarrieren für Kleinanleger in Beteiligungsfonds noch relativ hoch sind und andererseits die Aktienspekulationen einer erhöhten Volatilität unterliegen, die in diesem Jahr vermutlich noch deutlich zunehmen wird, sind private Kleinanleger zum jetzigen Zeitpunkt gut beraten, Gewinne aus Aktienspekulationen zu realisieren und das Pulver trocken zu halten, bis die Kanonen wieder donnern. Dann allerdings bieten Aktien, Fonds und Zertifikate erneut erhebliche Kurschancen; nicht nur im Infrastrukturbereich.