Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Unternehmen >

Lufthansa-Aktie: So groß ist die Schnäppchen-Chance

Die Ausbreitung des Coronavirus trifft Airlines wie die Deutsche Lufthansa hart. Anleger wenden sich ab. Doch der Sturzflug bietet Chancen, besonders für die großen Player. Die Kranich-Aktie könnte am Ende zum aussichtsreichen Schnäppchen werden.

Luthansa-Aktie: Sollten Anleger trotz oder gerade ob der massiven Turbulenzen einsteigen? (Foto: Hadi Khandani / Shutterstock.com)

Die Ausbreitung des Coronavirus trifft Airlines wie die Deutsche Lufthansa hart. Anleger wenden sich ab. Doch der Sturzflug bietet Chancen, besonders für die großen Player. Die Kranich-Aktie könnte am Ende zum aussichtsreichen Schnäppchen werden.

Chance und Risiko liegen an der Börse nah beieinander. Ganz besonders dann, wenn es turbulent wird. Geht es in großen Schritten abwärts, steigen die Risiken, die wiederum weitere Abverkäufe begünstigen. Gleichzeitig werden die Einstiegsmöglichkeiten zahlreicher, die Chancen ein Schnäppchen aufzuspüren größer. Turbulent wurde es bereits. Und es dürfte auch weiterhin wild zugehen an den Märkten, nachdem sich das Coronavirus weiter ausbreitet. Noch sind die wirtschaftlichen Folgen schwer abzuschätzen,  klar aber ist schon jetzt: Einen solchen externen Schock, auf den sie selbst keinerlei Einfluss hat, hat die Finanzwelt lange nicht mehr gesehen. Entsprechend energisch fallen die Reaktionen an der Börse aus, nachdem sich in den vergangenen Tagen weiter bestätigte, dass Covid-19 eine ernstzunehmende Pandemie auslösen wird. Innerhalb von zwei Wochen hat allein der Dax 14 Prozent an Wert verloren.

Damit tauchen sie nun wieder auf die Fragen. Rein ins Risiko, oder lieber raus? Aufmunternde Signale und positive Nachrichten abwarten oder gerade jetzt einsteigen, wo andere noch Panik schieben. Besonders an der Aktie der Deutschen Lufthansa scheiden sich da aktuell die Geister. Von 28 bei Bloomberg gelisteten Analysten raten genauso viele zum Kauf wie zum Verkauf des Papiers, nämlich acht. Zwölf sind unentschlossen und würden die Aktie halten.

Panikverkäufe oder angemessene Reaktion?

Tatsächlich befindet sich Europas umsatzstärkste Airline an der Börse derzeit in gewaltigen Turbulenzen. Innerhalb von zwei Wochen verlor die Kranich-Aktie fast 30 Prozent an Wert, in etwa doppelt so viel wie Deutschlands Leitindex. Auf Jahressicht steht der Kurs mit über 50 Prozent im Minus. Das Rekordhoch aus dem Dezember 2017 (31,05 Euro) ist längst in weite Ferne gerückt. Etwas über zwölf Euro kostet die Aktie inzwischen nur noch. Günstiger waren die Lufthansa-Anteilsscheine zuletzt im Herbst 2016. Die Frage sei nun, ob es sich um Panikverkäufe handele oder um eine angemessene Reaktion auf eine absehbar schwächere Nachfrage, schrieb Analyst Daniel Roeska von Bernstein Research.

Die Ausbreitung des Coronavirus trifft die Fluggesellschaften weltweit besonders hart. Auf einem Branchentreffen am vergangenen Dienstag räumten mehrere Airline-Chefs einen spürbaren Rückgang der Buchungszahlen ein. Allein bei der Lufthansa heben rechnerisch bereits 23 Langstreckenmaschinen weniger ab, als üblich. Dazu kündigte der Konzern mit Sitz in Bonn an, sein Angebot auf Kurz- und Mittelstrecken in den kommenden Wochen um ein Viertel zu kürzen.

Und das könnte ja erst der Anfang sein. Die weiteren Aussichten, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr der Deutschen Presse-Agentur (DPA), hingen sehr von der Entwicklung in Europa in den nächsten Tagen ab. Bislang sieht es nicht danach aus, als würde sich die Lage entspannen. In Italien sind inzwischen über 2.500 Menschen mit Coivid-19 infiziert. In Deutschland waren zur Wochenmitte knapp 200 Menschen nachweislich an dem Virus erkrankt. Frankreich meldete zum gleichen Zeitpunkt 201 Fälle, Spanien 165.

Es verwundert daher wenig, dass die Lufthansa-Aktie gerade den unfreiwilligen Sturzflug wagt. Auch, da Anleger ja schon vor der nun alles überschattenden Corona-Panik wenig Vertrauen in  Deutschlands größte Fluglinie hegten. Wiederkehrende Piloten- und Flugbegleiterstreiks sorgten für Unsicherheit und kosteten entsprechend Reputation. Hinzu kam das neue Umweltbewusstsein in Europa. Ob in Zukunft wirklich weniger geflogen wird, ist offen und bleibt unwahrscheinlich. Für Verunsicherung sorgt die Debatte dennoch und an Investitionen in die Modernisierung ihrer Flotten kommen die Fluggesellschaften nicht vorbei. Ebenso müssen Innovationen her, um in Zukunft klimafreundlicher zu fliegen. Das Testen alternativer Kraftstoffe gehört dazu und geht entsprechend ins Geld.

Analysten: Lufthansa-Aktie mit Aufwärtspotenzial von 35 Prozent

Die Lufthansa bietet Anlegern also eine ganze Menge an Unsicherheiten. Es sind damit aber auch keine Gewissheiten, weshalb der jüngste Kursverfall in seiner Vehemenz übertrieben sein könnte. Der Gegenwind für die Luftfahrtbranche werde zwar größer, schrieb UBS-Analyst Jarrod Castle, durch die jüngsten Kurseinbrüche seien aber schon bedeutende Abschwünge eingepreist worden. Castle blieb daher bis auf weiteres bei seinem Kursziel von 18 Euro und bei einer Kaufempfehlung. Auch HSBC-Analyst Andrew Lobbenberg schrieb in einer Studie von „neuen Herausforderungen für Fluggesellschaften“ durch die globale Ausbreitung des Coronavirus. Entsprechend kassierte er seine Schätzungen für das laufende Jahr, blieb jedoch mit Blick auf 2021 optimistisch. Er rechne sodann mit einer schnellen v-förmigen Erholung, erklärte er. Das durchschnittliche Kursziel der von Bloomberg aufgeführten Analysten liegt bei 16,23 Euro und entspräche damit einem Aufwärtspotenzial von 35 Prozent.

Sollten Anleger mitten im Sturzflug einsteigen?

Für Anleger könnte sich also nun ausgerechnet jetzt, da es scheint als würden die Risiken Tag um Tag mehr werden, ein Einstieg lohnen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 3,6 ist die Lufthansa-Aktie die günstigste Aktie im Dax. Die Marktkapitalisierung beträgt gerade einmal noch mickrige 5,2 Milliarden Euro, die Dividendenrendite dagegen sieben Prozent. Nun könnte man diese Zahlen auch als Abbild und Folge einer desaströsen Performance abtun. Doch die Lufthansa hat für 2019 mit 145 Millionen Fluggästen Rekordzahlen gemeldet. Und global wird die Zahl an Flugreisenden langfristig zunehmen, mag das Coronavirus auch kurzfristig für eine kräftige Delle sorgen. Ebenso dürften die Airlines im Allgemeinen von wieder günstigeren Kerosinpreisen profitieren. Weitere Streiks scheinen inmitten des vorherrschenden Ausnahmezustands äußerst unwahrscheinlich, noch dazu haben die Bonner längst Sparpakete aufgelegt. Das könnte sich auszahlen, wenn die Unwägbarkeiten rund um das Virus beseitigt sind.

Vor allem aber läuft in Europa schon seit längerem eine die Branche betreffende Marktkonsolidierung. Die könnte sich nun noch verstärken, da viele kleinere oder schlicht unprofitable Airlines, die ohnehin schon in Schwierigkeiten stecken, womöglich endgültig aufgeben müssen. Als großer und stärkster europäischer Player kann die Lufthansa davon profitieren und weitere Konkurrenten schlucken. All das würde zwar die Ergebnisse zunächst zusätzlich belasten, dürfte sich langfristig aber umso mehr auszahlen, sollten die Risiken irgendwann abebben. Dann wäre wohl allerdings auch die Chance aufs Schnäppchen wieder kleiner. Es bleibt dabei. Chance und Risiko liegen an der Börse nah beieinander. Egal ob es bergan oder bergab geht.

OG

Lesen Sie auch: Coronavirus beflügelt Anbieter vo Homeoffice-Software