Warum Online-Apotheken boomen
Immer mehr Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Vitamin D möglicherweise den Verlauf einer Corona-Erkrankung lindert oder sogar das Risiko eine Infektion mindert. Davon profitieren die Händler und Hersteller des Präparats. Insbesondere bei den Online-Apotheken explodieren die Aktienkurse.
Immer mehr Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Vitamin D möglicherweise den Verlauf einer Corona-Erkrankung lindert oder sogar das Risiko eine Infektion mindert. Davon profitieren die Händler und Hersteller des Präparats. Insbesondere bei den Online-Apotheken explodieren die Aktienkurse.
Mitten in der zweiten Welle der Corona-Krise schüren neue Forschungsergebnisse die Hoffnung, dass die Krise beherrschbar bleibt. Gleichzeitig machen diese Ergebnisse einer Branche weiter Mut, die schon jetzt zu den Profiteuren der Krise zählt. Es geht um Vitaminpräparate, die in Drogerien und Apotheken zu haben sind, und möglicherweise dabei helfen, den Verlauf einer Corona-Erkrankung zu lindern. Onlineapotheken wie die börsennotierte „Shop-Apotheke“ und die „Doc-Morris“-Mutter „Zur Rose“ profitieren bereits.
Vitamin D wird von verschiedenen Experten zunehmend mit einem glimpflicheren Verlauf einer Corona-Erkrankung in Verbindung gebracht und könnte sogar das Infektionsrisiko senken. So kommen die Autoren einer Studie, die in der Fachzeitschrift „Journal of Medical Virology“ online veröffentlicht worden ist, zu dem Schluss, dass diejenigen Personen, bei denen eine Corona-Erkrankung einen schweren Verlauf genommen hatte, einen deutlich niedrigeren Vitamin-D-Spiegel aufwiesen, als diejenigen, die nur leichte Symptome zeigten. Die Forscher, die 1400 Probanden untersucht haben, glauben daher, dass die Menge an Vitamin-D, die im Körper nachgewiesen werden kann, geeignet ist, um Prognosen über den Verlauf der Krankheit zu treffen.
Der Zusammenhang ist noch nicht ausreichend belegt
Kritiker warnen allerdings davor, nicht Ursache und Wirkung zu verwechseln. Ein niedriger Vitamin-D-Gehalt im Körper könne auch die Folge eines anderen Problems sein, sagt Manuel Battegay vom Universitätskrankenhaus Basel der Neuen Zürcher Zeitung, die über die Studie in der Schweiz berichtet, wo die Ergebnisse ebenfalls aufhorchen lassen. Dort ist mit dem „Doc-Morris“-Mutterkonzern „Zur Rose“ eine der größten börsennotierten Online-Apotheken in Europa beheimatet. Der Kurs der „Zur Rose“-Aktie hat sich in den vergangenen zwölf Monaten knapp verdreifacht. Die Nachfrage nach Vitaminpräparten könnte dem Umsatz des Arzneimittelhändler jetzt nochmal Schub verleihen.
An sich muss Vitamin D nicht gekauft und eingenommen werden, weil der Körper selbst den Stoff produziert, wenn Sonnenlicht auf die Haut trifft. Im Winter passiert das allerdings weniger als im Sommer, was eine Erklärung dafür sein könnte, dass Corona-Viren im Winter offenbar ein leichteres Spiel haben, um sich im menschlichen Körper auszubreiten. Forscher aus den USA fanden bei Versuchspersonen die höchsten Vitamin-D-Werte im September und die tiefsten im März. Man wisse, dass Vitamin D eine immunmodulierende Wirkung habe und Entzündungen senken könne, erklärt die Klinikdirektorin Geriatrie des Universitätskrankenhause Zürich in den Schweizer Medien.
Auch eine neue Studie spanischer Wissenschaftler der Universität Córdoba, über die in der Schweiz berichtet wird, stützt die These, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Vitamin-D-Spiegel und Covid-19: Aus einer Gruppe von 76 ins Krankenhaus eingewiesenen Covid-19-Patienten erhielten 50 zufällig ausgewählte Personen zusätzlich zur Standardtherapie in der ersten Woche zwei und dann wöchentlich eine Dosis des Vitamin-D-Stoffwechselprodukts Calcifediol, das im Körper zum aktiven Vitamin umgebaut wird.
Bei der Auswertung habe sich gezeigt, dass von den mit Calcifediol behandelten Patienten einer auf die Intensivstation musste; er wurde später wieder entlassen. In der anderen Gruppe waren es dreizehn Patienten, von denen zwei starben.
Nach diesen ermutigenden Ergebnissen bereiten Pharmakologen nun eine repräsentative Studie vor, berichtet das „Journal of Steroid Biochemistry and Molecular Biology“ in seiner jüngsten Ausgabe. Es gebe bereits bei verschiedenen Atemwegsinfektionen wie etwa auch Tuberkulose Hinweise darauf, dass ein Vitamin-D-Mangel einen Risikofaktor darstellen könnte – einerseits für die Infektanfälligkeit an sich, andererseits auch für den Verlauf der Erkrankung. Das Vitamin fördere die Produktion antiviraler Stoffe im Körper und hemme die Freisetzung von entzündungsfördernden Stoffen.
Vitamin D verwenden Mediziner bisher wegen seines positiven Einflusses auf Knochen und Muskeln. Bei Kindern fördert es die Festigkeit der Knochen, bei älteren Menschen führt es dazu, dass das Risiko von Knochenbrüchen sinkt. Den Stoff, der eigentlich ein Hormon und kein Vitamin ist, gibt es in Apotheken und Drogerien in Tablettenform zu kaufen.
Online-Apotheken sind die Profiteure
In der Krise, wo mancherorts schon dass Einkaufen als risikoreich angesehen wird, profitiert der Online-Handel von entsprechenden Angeboten Vitamin-D haltiger Nahrungsmittel. Online-Apotheken zählen damit einmal mehr zu den Krisengewinnern. Neben „Zur Rose“ ist „Shop-Apotheke“ in Deutschland einer der großen Online-Anbieter. Genauso wie die Konkurrenz feiert auch sie seit Monaten Kursrekorde und gewinnt Marktanteile. Um mindestens zwei Prozentpunkte sei der Anteil der Versandapotheken am gesamten Apothekenmarkt in den vergangenen Monaten gestiegen, hatte jüngst Thomas Heil vom klinischen Auftragsforschungsinstitut IQVia auf dem digitalen Kongress des Bundesverbands deutscher Versandapotheken in Berlin gesagt. Damit liege ihr Anteil aktuell bei rund 18 Prozent. Vor allem im März, kurz nachdem das erste Mal in Deutschland massive Einschränkungen für die Bürger verkündet wurden, hatten sowohl bei den stationären Apotheken als auch im Onlineversand Hamsterkäufe verunsicherter Verbraucher zu hohen Umsatzsteigerungen geführt. Danach sei die Nachfrage bei den Vor-Ort-Apothekern allerdings deutlich eingebrochen, während sie im Versandhandel weitgehend stabil geblieben sei.
oli
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