Biotech bietet mit Übernahmen durch Pharmafirmen eine eigene Branchendynamik
Still und leise hat sich im Jahr 2008 an den US-Börsen ein ehemaliger Börsenliebling zurückgemeldet: der Biotechsektor. Mit der Verspätung von einigen Jahren geht hier die Story des „sich immer schneller drehenden Übernahmekarussells“ auf. Dadurch besitzt der Sektor eine autarke Entwicklungsdynamik und widersetzt sich somit der weltweiten Wirtschaftsverlangsamung.
In dem schweren Börsenjahr 2008 gehört der Biotechsektor zu den klaren Outperformern. Bis in den Sommer hinein lag der AMEX-Biotech-Index sogar gut zehn Prozent im Gewinn, bevor der Herbst-Crash auch diese Branche nach unten riss. Trotzdem halten sich die Biotechs deutlich besser als der breite Markt.
So hat der AMEX-Biotech-Index, in dem zwanzig führende US-Biotechkonzerne vertreten sind, im letzten Jahr gut zwanzig Prozent verloren. Im Vergleich dazu musste der NASDAQ Composite einen Verlust von knapp 40 Prozent hinnehmen. Der Dow Jones verlor 33 Prozent.
In den letzten zwölf Monaten konnten im NASDAQ 100 lediglich 6 der 100 enthaltenen Aktien an Wert gewinnen. Vier davon sind Aktien von Biotechunternehmen (Amgen, Vertex, Gilead Science, Genzyme).
Für die wiedererwachte Popularität der Biotechs gibt es einen guten Grund: Das Übernahmekarussell dreht sich – und zwar immer schneller. So gab der Schweizer Pharmariese Roche im Juli dieses Jahres bekannt, dass man den Biotechriesen Genentech für 44 Milliarden US-Dollar vollständig übernehmen wird.
Auch viele andere ehemalige Biotechlieblinge wurden inzwischen von Pharmaunternehmen geschluckt. Im April übernahm der japanische Pharmakonzern Takeda für 8,8 Milliarden US-Dollar Millennium Pharmaceuticals. Der Krebsspezialist Imclone wurde erst Anfang Oktober von Eli Lilly nach einem Bieterkampf mit Bristol-Myers Squibb für gut 6,5 Milliarden US-Dollar übernommen.
Der Grund: Nun tritt ein, was die Biotechbullen schon vor Jahren prognostizierten: Den Pharmakonzernen gehen die Medikamente aus. Bis 2012 laufen verschiedene Patente auf Medikamente im Gesamtwert von
78 Milliarden US-Dollar aus und sind damit dann für die Generikabranche legal kopierbar. So wird das extrem erfolgreiche Cholesterinmittel Lipitor von Pfizer im Jahr 2011 seinen Patentschutz verlieren. Lipitor brachte Pfizer 2007 Umsätze von über zwei Milliarden US-Dollar ein. Der Countdown läuft auch für andere bekannte Blockbuster- Medikamente. Effexor von Wyeth, gegen Depressionen und mit einem Jahresumsatz von über einer Milliarde US-Dollar, verliert schon 2010 seinen Patentschutz. Oder Singulair gegen Allergien (von Merck), welches bis 2012 geschützt ist.
Die Pharmabranche hat es versäumt, ihre eigenen Forschungspipelines mit neuen, aussichtsreichen Blockbuster-Medikamenten aufzufüllen. Auf der anderen Seite haben Biotechunternehmen in den vergangenen Jahren ihre Forschungen an Präparaten weiter vorangebracht, und viele Medikamente befinden sich inzwischen in weit fortgeschrittenen Forschungsstadien.
Durch Übernahmen können die Pharmakonzerne also schneller und risikoärmer an neue Medikamente kommen, als wenn sie ihre eigene Forschung ausbauen. Zumal inzwischen die Kurse vieler Biotechs niedrig sind und die Pharmakonzerne auf der Gegenseite volle Kassen haben.
Anlegern, die von dieser Sonderdynamik des Biotechsektors profitieren wollen, bietet sich ein Bonuszertifikat der RBS an, dessen Sicherheitsschwelle bei 500 Index-Punkten liegt (ca. 17 Prozent Abstand). Die Laufzeit geht noch bis zum 18. Dezember 2009, um die Bonusprämie von knapp fünfzehn Prozent einzusammeln. Das Papier eignet sich allerdings nur für spekulative Anleger.