Buffett fährt Bahn
Ohne die Bahn hätte der amerikanische Westen im 19. Jahrhundert kaum besiedelt werden können, und auch für die Industrialisierung des Kontinents spielte sie eine bedeutende Rolle. Heute machen Flugverkehr, Autos und LKWs dem Schienenverkehr mächtig Konkurrenz. Desto mehr sorgte die Nachricht für Aufsehen, dass Investmentlegende Warren Buffett bei einer amerikanischen Bahnlinie einsteigen will. Auch Privatanleger können auf diesen Zug aufspringen.
Für 44 Mrd. US-Dollar will Buffett über seine Holding Berkshire Hathaway das Bahnunternehmen Burlington Northern Santa Fe vollständig übernehmen. Die Bahngesellschaft mit Sitz in Texas zählt zu den amerikanischen Branchenführern und betreibt ein Schienennetz, das quer über den Kontinent reicht. Der Zukauf, bei dem es sich um den größten Deal in der Geschichte von Berkshire handelt, soll im ersten Quartal des kommenden Jahres abgeschlossen werden. Mit Nostalgie dürfte Buffetts Investment allerdings nichts zu tun haben. Der künftige Wohlstand des Landes hänge von einem effizienten und modernen Schienensystem ab, so Buffett. Umgekehrt müsse Amerika wachsen und gedeihen, damit es den Bahnlinien gut gehe.
Nimmt die Bahn wieder Fahrt auf?
Die Rezession hatte allerdings das amerikanische Bahngeschäft in den letzten Monaten ausgebremst. Doch Buffetts Strategie könnte sich langfristig auszahlen. Denn Burlington Northern transportiert hauptsächlich Mais aus dem Mittleren Westen sowie Kohle: Diese Rohstoffe werden auch in Zeiten wirtschaftlicher Schwäche benötigt, und umso mehr, wenn sich die amerikanische Konjunktur wieder erholt. Noch ein weiterer Faktor spricht für Burlington Northern: Die Gesellschaft befördert auch zahlreiche asiatische Importe, die die USA über die Häfen der US-Westküste erreichen. Angesichts der Exportstärke Chinas dürfte sich der Warennachschub für die USA fortsetzen. Auch unter ökologischen Gesichtspunkten könnte der Frachtguttransport auf der Schiene gegenüber LKWs die Nase vorn haben, da Züge über eine bessere Treibstoff-Effizienz pro Tonne transportierten Gutes verfügen. Moderne Loks sind energiesparend unterwegs, und fortschrittliche Steuerungssysteme in Güterbahnhöfen verbessern die Effizienz. Vor dem Hintergrund, dass die Regierung von US-Präsident Obama verstärkt auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Wirtschaft setzen will, könnten Bahngesellschaften künftig profitieren. Ebenfalls könnte die Bahn in Fahrt kommen, wenn im Zuge einer konjunkturellen Erholung die Treibstoffpreise ansteigen und sich der internationale Handel wieder belebt.
Auf den Zug aufspringen
Anleger, die an eine Erholung der amerikanischen Wirtschaft glauben und auf die Bahn als möglichen Gewinner setzen wollen, können mit einem endlos laufenden Indexzertifikat agieren. Der S&P 500 Railroads Index umfasst wichtige amerikanische Bahngesellschaften. Denn anders als in Deutschland sind in den USA diverse private Gesellschaften aktiv, die den Markt unter sich aufteilen. Burlington Northern ist nicht nur im Index vertreten, sondern mit einem Gewicht von rund 33 Prozent auch das Indexschwergewicht. Außerdem sind Union Pacific, CSX und Norfolk Southern enthalten. Letzte sind nur im Frachtgutbereich tätig, während Union Pacific auch Personen befördert. Da das Zertifikat nicht währungsgesichert ist, sollten Anleger das Dollar-Risiko berücksichtigen.