Celesio Discount: Pharmahändler mit neuem Chef
Mehrheitsaktionär Haniel war angeblich schon seit einiger Zeit unzufrieden mit der Entwicklung bei Celesio. Vor wenigen Tagen ordnete der Mischkonzern einen Managementwechsel an. Der alte Vorstandsvorsitzende nahm es auf sich, die Börse vor zu optimistischen Gewinnschätzungen der Analysten zu warnen. Daraufhin brach die Aktie des Pharmahändlers ein. Ist das die Gelegenheit zum Einstieg für risikobereite Anleger? Ein Discountzertifikat bietet jedenfalls mehr als 8% Rendite.
Mitte August wird Markus Pinger neuer Chef bei Celesio. Da der alte Vorstandsvorsitzende Fritz Oesterle Ende Juni ausscheidet, übernimmt für die Übergangsphase Celesio-Vorstand Wolfgang Mähr die Konzernleitung. In dieser Zeit dürfte er sich bei allen wichtigen Entscheidungen mit Markus Pinger absprechen, auch wenn dieser noch im Beiersdorf-Management aktiv ist. In seinen 16 Jahren beim Konsumgüterhersteller löste Pinger so manches knifflige Problem.
Doch Celesio wieder auf Wachstumskurs zu bringen, wird eine schwere Aufgabe. Denn der Pharmahändler leidet enorm unter den Einsparungen im Gesundheitswesen. Hart trafen den Konzern die Kürzung der Generikapreise in Großbritannien und die Marktschwäche in Portugal, Frankreich und Dänemark. Oesterle kündigte im Rahmen einer Telefonkonferenz für 2011 ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von rund 600 Mio. Euro an. Die Schätzungen der Analysten hatten meist zwischen 630 und 690 Mio. Euro gelegen. Im Vorjahr hatte Celesio ein EBITDA von 700 Mio. Euro erwirtschaftet. Nach der Telefonkonferenz brach die Aktie im Tief um ein Fünftel auf weniger als 13 Euro ein. Seither erholte sich die Notiz aber wieder auf 13,68 Euro.
Einige Analysten senkten den Daumen
In der Folge stuften viele Banken den MDAX-Titel herab. Die Commerzbank nahm ihr Kursziel von 20 auf 15,10 Euro zurück und empfahl, die Aktie zu halten. Morgan Stanley hielt lediglich Notierungen von 11,90 Euro für angemessen. Damit gehörte die Investmentbank aber zu den Pessimisten. UBS-Analyst Marcus Bäumer hingegen blieb bei seiner Kaufempfehlung, da er mit positiven Folgen der schnelleren Neuausrichtung Celesios unter Markus Pinger rechnet. Sein Kursziel: 19 Euro. Die Gewinnschätzungen je Aktie reduzierte er um rund ein Zehntel auf 1,42 Euro für 2011 und 1,62 Euro für 2012. NordLB-Analyst Constantin Rohrbach ließ sein Kursziel von 17,50 Euro unverändert. Wegen der niedrigeren Notierung rät er zum Kauf.
Nach dem Absturz der Celesio-Aktie könnte es zwar zu einer Gegenreaktion kommen. Die Schwäche des Papiers an der Börse setzte aber schon mit der Verschärfung der Schuldenkrise im Mai 2010 ein. Seither büßte der MDAX-Titel fast die Hälfte seines Wertes ein. Im Gesundheitssektor ist prinzipiell gutes Geld zu verdienen, zum Beispiel mit nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln oder dem Ausbau des Geschäfts mit Firmenkunden. Am Mischkonzern Haniel, der 54,6% an Celesio hält, werden die erforderlichen Investitionen kaum scheitern. Trotzdem steht Pinger vor einem harten Stück Arbeit, bis Celesio wieder die frühere Ertragskraft erreicht. Inzwischen dürfte ein Discountzertifikat die bessere Alternative sein. Eine Emission von HSBC Trinkaus & Burkhardt mit einem Cap von 12 Euro bietet eine jährliche Seitwärtsrendite von 8,4%. Um diese zu erzielen, darf der Aktienkurs bis Juni 2012 um 12% zurückgehen.