Depotabsicherung: Aber bitte mit Hebel
Die Zeiten sind turbulent. An einem Tag steigt der DAX® um 3 Prozent, am nächsten fällt er wieder um 5 Prozent. Trader von Hebelprodukten laufen in diesen schwankungsintensiven Phasen zur Höchstform auf. Das beweisen nicht zuletzt die Umsatzzahlen der wichtigsten Hebelprodukte: Knock-out-Produkte konnten ihr börsliches Handelsvolumen im Januar 2009 um 24 und im Februar erneut um 4 Prozent steigern, auch Optionsscheine kamen im Januar auf ein Plus von sieben Prozent (Quelle: EUWAX).
Im Unterschied zu anderen derivativen Finanzinstrumenten reagieren Hebelprodukte überproportional auf Kursbewegungen ihres Basiswertes. Sie bieten Anlegern somit hohe Gewinnchancen bei relativ geringem Kapitaleinsatz. Allerdings wirkt der Hebel auch in die entgegengesetzte Richtung und kann zu einem Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.
Für die Preisbildung von Optionsscheinen ist neben den Kursänderungen der Basiswerte vor allem die erwartete Volatilität ausschlaggebend. Dabei gilt die Faustregel: Je größer die erwartete Volatilität der Basiswertoption, umso teurer wird der Optionsschein. Das gilt für Calls ebenso wie für Puts. Für Optionsscheininhaber ist es also grundsätzlich von Vorteil, wenn die erwarteten Schwankungen steigen. Analog wirkt sich eine abnehmende implizite Volatilität eher nachteilig aus.
Im Gegensatz zu Optionsscheinen spielt der Volatilitätsfaktor bei der Preisfindung von Knock-out-Produkten kaum eine Rolle. Damit punkten sie zurzeit bei Anlegern. Die Preisbildung ist somit äußerst transparent und leicht nachzuvollziehen. Das erklärt auch die momentan besonders starke Nachfrage nach ihnen. Ein weiterer Unterschied zu Optionsscheinen: Knock-out-Produkte verfügen über eine Knock-out-Schwelle. Berührt oder unterschreitet (Turbo-Call) beziehungsweise überschreitet (Turbo-Put) der Kurs des Basiswertes diese Schwelle, wird das Knockout- Papier sofort fällig. Das heißt, Anlegern kann entweder ein Restbetrag ausbezahlt werden (z.B. bei Mini Futures) oder aber das Produkt verfällt wertlos.
Neben einer Spekulation auf steigende oder fallende Kurse können Hebelprodukte auch zur Absicherung bestehender Wertpapier- Depots eingesetzt werden. Mit einem Put-Optionsschein zur Absicherung einer Aktienposition können sich Anleger für den so genannten statischen Hedge entscheiden. Er gilt immer nur für die Endfälligkeit des Puts. Die Laufzeit des Puts sollte also dem Anlagehorizont der Aktien möglichst entsprechen. Beträgt die Bezugsmenge des Puts beispielsweise 0,1, müssen Anleger zehnmal so viele Puts erwerben, wie Aktien abgesichert werden sollen. Damit gewährleisten sie, dass Kursverluste der Aktien durch Kursgewinne der Puts ausgeglichen werden können.
Soll die Kursabsicherung hingegen auch während der Optionsschein-Laufzeit bestehen, können Anleger einen dynamischen Hedge wählen. Zur Errechnung der benötigten Put-Anzahl können sich Anleger dann an dem Delta des verwendeten Optionsscheins – unter Berücksichtigung der Bezugsmenge – orientieren. Das Delta gibt die Veränderung des Optionsscheinkurses zum Kurs des Basiswertes an. Da es sich permanent ändert, kann auch der dynamische Hedge nur zum Zeitpunkt des Aufbaus als vollständig gelten.
Aufgrund des geringeren Aufgeldes ist das Hedging mit Turbo-Optionsscheinen häufig billiger als mit Standard-Optionsscheinen. Tritt das Knock-out-Ereignis allerdings ein, sind Anleger dann nicht mehr abgesichert, so dass das Risiko für die Gesamtposition auch höher ist. Möchten sich Anleger weiterhin absichern, müssten sie nach Eintritt des Knock-out-Ereignisses neue Turbo-Puts kaufen.
Heiko Weyand
Abteilungsdirektor, Zertifikate-Marketing,
HSBC Trinkaus