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Eine ausgezeichnete Einstiegsgelegenheit?

Europäische Aktien fielen letzthin mit eher negativer Wertentwicklung auf. Insbesondere defensive Sektoren stehen unter Druck. Konjunktursensible Branchen erfreuen die Anleger dagegen mit positiverem Ausblick, wie Ulrich Stephan feststellt.

BÖRSE am Sonntag

Europäische Aktien fielen letzthin mit eher negativer Wertentwicklung auf. Insbesondere defensive Sektoren stehen unter Druck. Konjunktursensible Branchen erfreuen die Anleger dagegen mit positiverem Ausblick.

Von Ulrich Stephan

Die meisten Anleger dürften an ihren europäischen Aktien zuletzt wenig Freude gehabt haben: Seit
Jahresbeginn weist der Leitindex der Alten Welt, der Stoxx 600, eine negative Wertentwicklung auf. Nicht zuletzt aufgrund der weltweiten Börsenturbulenzen im ersten Quartal 2018 verlor der 600 europäische Unternehmen umfassende Index bis 04. April 2018 rund 5 Prozent seines Wertes. Die Verluste ziehen sich nahezu durch sämtliche Sektoren. Betrachtet man die Performance des Stoxx 600 in den vergangenen sechs Monaten, zeigt sich ein differenziertes Bild. So steht dem Index ebenfalls insgesamt ein Verlust zu Buche. Dennoch gibt es Sektoren, die durchaus eine positive Wertentwicklung vorweisen können.

Steigende Zinsen beschäftigen Anleger

Investoren von defensiven Aktien dürften sich angesichts der jüngsten Entwicklung ihrer Papiere besonders enttäuscht zeigen, denn diese präsentieren sich alles andere als robust. Defensive Aktien sind im Vergleich zu zyklischen Branchen in der Regel weniger abhängig von der allgemeinen konjunkturellen Entwicklung. Zu ihnen gehören beispielsweise Konsumgüter- oder Versorgungsunternehmen. Firmen in diesen Geschäftsfeldern erwirtschaften klassischerweise keine hohen Gewinne, dafür aber konstante Margen: Die Nachfrage nach den Angeboten eines defensiven Unternehmens bleibt in der Regel eher stabil, unabhängig davon, ob die Wirtschaft wächst oder schrumpft. Auf der Suche nach höheren Renditen haben sich viele Anleger, insbesondere auch institutionelle Investoren, dem Aktienmarkt gewidmet und Gelder dort investiert. So schienen defensive Aktien mit ansprechender und stabiler Dividendenzahlung bei geringer Schwankungsanfälligkeit für entsprechend risikobereite Anleger eine Alternative zu Anleihen im Niedrigzinsumfeld.

Defensive Sektoren unter Druck

Im vergangenen halben Jahr haben sich jedoch Aktien aus den defensiven Sektoren im Stoxx 600 zum Teil schlechter entwickelt als der Gesamtmarkt: Durch die spürbar gestiegenen Renditen bei Staatsanleihen und die dadurch ausgelösten Turbulenzen an den Aktienmärkten sowie die Risiken eines möglichen weltweiten Handelsstreits haben einige Anleger ihr Kapital aus defensiven Aktien wieder umgeschichtet, sodass das Interesse insbesondere an konservativen Papieren deutlich nachgelassen hat. Während beispielsweise Aktien von Gebrauchsgüterherstellern rund 1,5 Prozent nachgaben, verloren Versorgungsunternehmen knapp fünf Prozent und Aktien aus der Gesundheitsbranche seit September 2017 mehr als sechs Prozent. Unter dem Strich bewegten sich die konservativen Sektoren unter der Entwicklung des Gesamtindex.

Zyklische Sektoren mit interessanteren Perspektiven

Eine bessere Performance zeigten zuletzt hingegen zyklische Sektoren. Dabei handelt es sich um Branchen, deren Ertragssituation stärker abhängig vom wirtschaftlichen Umfeld ist. Darunter fallen beispielsweise Autohersteller, Industrieunternehmen oder auch Finanztitel. Solche zyklischen Branchen profitieren traditionell stärker von der hohen weltwirtschaftlichen Dynamik. Das spiegelt sich auch in ihrer jüngsten Kursentwicklung wider: Seit Jahresbeginn mussten Zykliker im Stoxx 600 deutlich geringere Kursverluste hinnehmen. Mit Blick auf die vergangenen sechs Monate ist die Performance sogar positiv: Aktien europäischer Autohersteller und ihrer Zulieferer kletterten um 14,3 Prozent, Finanzwerte um mehr als drei Prozent und Technologieunternehmen um knapp ein Prozent.  Insgesamt entwickelten sich Zykliker rund drei Prozentpunkte besser als ihre defensiven Pendants.

Europa interessant – andere Märkte aber interessanter

Zykliker vor defensiven Sektoren – dieser Trend könnte sich in Europa fortsetzen. Schließlich dürften die konjunkturabhängigen Sektoren auf absehbare Zeit von der hohen globalen Wirtschaftsdynamik besonders profitieren können. Aktuell scheinen zyklische Sektoren für entsprechend risikobereite Anleger daher interessanter. Dennoch bleiben Aktien aus defensiven Sektoren zwecks Diversifizierung und im Hinblick auf ein anhaltend volatiles Kapitalmarktumfeld ein wichtiger Bestandteil des Portfolios. Insgesamt ist die Deutsche Bank für den europäischen Aktienmarkt weiter positiv gestimmt und hält an ihren Jahresendprognosen für die Indizes in der Alten Welt fest. Grundsätzlich scheinen andere Aktienmärkte bei entsprechender Risikobereitschaft aktuell jedoch interessantere Perspektiven zu bieten – beispielsweise der US-Markt oder auch die Schwellenländer.

Dr. Ulrich Stephan ist Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank.

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