T-Mobile-US und Sprint: Warum es diesmal klappen könnte
Die Telekom-Tochter T-Mobile-US und das zum japanischen Softbank-Konzern gehörende Mobilfunkunternehmen Sprint wagen wohlmöglich einen weiteren Anlauf mit Blick auf eine mögliche Fusion. Es wäre der dritte Versuch eines Zusammenschlusses innerhalb von nur vier Jahren. Warum es diesmal klappen und vor allem die Aktie der Deutschen Telekom profitieren könnte.
Die Telekom-Tochter T-Mobile-US und das zum japanischen Softbank-Konzern gehörende Mobilfunkunternehmen Sprint wagen wohlmöglich einen weiteren Anlauf mit Blick auf eine mögliche Fusion. Es wäre der dritte Versuch eines Zusammenschlusses innerhalb von nur vier Jahren. Warum es diesmal klappen und vor allem die Aktie der Deutschen Telekom profitieren könnte.
Die Kursentwicklung der Deutschen Telekom-Aktie bereitete Anlegern in der jüngeren Vergangenheit mit Sicherheit nur wenig Freude. Auf Dreijahressicht verlor Deutschlands Mobilfunkkrösus an der Börse 20,8 Prozent an Wert, innerhalb eines Jahres waren es 14 Prozent. Von den starken DAX-Rallyes der letzten Jahre haben sie in Bonn also nicht profitieren können, und auch der Start ins neue Jahr verlief mindestens holprig. Der weltgrößte Hedgefonds Bridgewater setzt mit einer Millionen-Wette auf eine weitere Talfahrt, hat seine Leerverkaufspositionen inzwischen auf 0,6 Prozent des ausgegeben Aktienkapitals aufgestockt. Rund 14 Euro ist eine Aktie der Deutschen Telekom derzeit wert; im Mai 2017 waren es noch über 18 Euro, und das war der höchste Wert seit 15 Jahren.
Woher also dieser Absturz? Konzernchef Timotheus Höttges hat nach seinem Amtsantritt 2014 doch eigentlich so ziemlich alles richtig gemacht. Umsatz, Gewinn und Marge stiegen Quartal um Quartal. 2017 erzielte man einen Umsatz von 74,9 Milliarden Euro, 2,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Das operative Ergebnis stieg um 3,8 Prozent auf 22,2 Milliarden Euro. Für 2018 rechnet Höttges mit einem weiteren Plus von zirka vier Prozent auf 23,2 Milliarden Euro. Mit Dividendenanhebungen zeigte man sich zudem aktionärsfreundlich. Inzwischen liegt die Ausschüttung je Aktie bei 0,65 Euro, was einer Dividendenrendite von 5,2 Prozent entspricht. Nur Daimler ist im Dax mit 5,5 Prozent noch besser.
An den Zahlen kann es also nicht liegen, sondern viel mehr an der aus Anlegersicht fehlenden Wachstumsphantasie, mit deren ausbleiben übrigens nicht nur die Deutsche Telekom zu kämpfen hat. Die britische BT verlor in den vergangenen drei Jahren über 50 Prozent ihres Börsenwertes, in Spanien sauste die Telefonica um 38 Prozent in die Tiefe. Auch Vodafone oder die französische Orange verloren mit zehn und neun Prozent deutlich an Wert. Im Vergleich zur europäischen Konkurrenz hatte die Telekom aber über die letzten drei Jahre durchweg ein ziemlich heißes Eisen im Feuer. Nämlich die mögliche Fusion von Tochter T-Mobile-US mit dem ebenfalls auf dem US-Markt präsenten Mobilfunkunternehmen Sprint.
Absage der Fusion hat 2017 geschadet
Als diese Wachstumsphantasie im November 2017 dann vorläufig ad acta gelegt wurde, brach der Telekom freilich ein großes Stück der eigenen Wachstumsstrategie weg. Im Zuge der allgemeinen Marktschwäche im Februar und März des laufenden Jahres gehörte die Aktie somit schnell zu den größten Verlierern. Nicht zuletzt auch, da viele Anleger mit Blick auf die geplanten und hohen Investitionen der Bonner besorgt schienen. Bereits 2017 hat die Deutsche Telekom konzernweit 12,1 Milliarden Euro in den Netzausbau gesteckt, 2018 sollen es mit 12,5 Milliarden nochmal mehr werden. Hohe Investitionen und fehlenden Wachstumsaussichten, das verträgt sich bekanntlich nicht so gut. Hinzu kommen finanzielle Unwägbarkeiten durch politische Vorgaben und die Digitalisierung.
Am vergangenen Mittwoch dann allerdings, leuchtete plötzlich ein grünes Plus in Höhe von 4,4 Prozent auf der Anzeigetafel auf. Und der Grunde dafür war schnell gefunden: Nach Informationen des Wall Street Journal reden T-Mobile-US und Sprint nun doch wieder und zum bereits dritten Mal in vier Jahren über einen Zusammenschluss. Und eine solche Fusion wäre eben nicht nur für die beiden Unternehmen jenseits des Atlantiks eine lukrative Angelegenheit, sondern auch für die Deutsche Telekom.
T-Mobile-US ist schon jetzt der wichtigste Wachstumstreiber der Deutschen. 2017 steigerten die Amerikaner ihren Umsatz um 8,1 Prozent auf 40,3 Milliarden US-Dollar und gewannen 5,7 Millionen neue Kunden hinzu. Käme es zudem zu einer Fusion mit Softbank-Tochter Sprint, wie das Wall Street Journal jüngst mutmaßte, könnten sich nach Expertenschätzungen Einsparungen in Höhe von 45 Milliarden Dollar ergeben. Hinzu käme ein Kundenplus von zirka 60 Millionen. Damit hätte man gemeinsam ähnlich viele Menschen an sich gebunden, wie die beiden dominierenden US-Anbieter Verizon und AT&T. Mit einem Anteil von 63 Prozent an T-Mobile-US würde die Deutsche Telekom in der Folge kräftig mitverdienen. Das allerdings wäre nur dann der Fall, wenn die Tochter der Deutschen bei einer Fusion die Kontrolle behalten würde.
Telekom dürfte profitieren
Nicht zuletzt an jenen Fragen um die so wichtige Kontrolle scheiterten die letzten Annährungsversuche. Nun aber scheint die Telekom im Vorteil. Grund dafür sei die Kursentwicklung der Aktien von T-Mobile-US und Sprint, erklärt JPMorgan-Analyst Akhil Dattani. Seit den letzten Gesprächen im November 2017 hat die Aktie der Telekom-Tochter zirka acht Prozent an Wert verloren. Der Sprint-Anteilsschein dagegen mehr als 30 Prozent. Der Börsenwert von Sprint liegt so bei zirka 24 Milliarden Dollar, der von T-Mobile-US mit 54 Milliarden Dollar mehr als doppelt so hoch. Bei einer Fusion dürfte die Telekom also den größten Kapitalanteil haben und somit auch in der Lage sein ein mögliches neues Unternehmen zu kontrollieren und in der Bilanz zu konsolidieren, schreibt Dattani. Sein Kursziel für die Aktie der Deutschen Telekom beließ der Experte mit einer „Overweight“-Empfehlung bei 18,70 Euro. Bei dem derzeitigen Kurs von 13,80 Euro entspricht das einem Aufwärtspotenzial von mehr als 35 Prozent.
Genug Stoff für einen nachhaltigen Turnaround des Telekom-Aktienkurses? Wohl ja, wäre da nicht noch das US-Kartellamt. Dort eine Zustimmung zu erhalten dürfte weiterhin schwierig bleiben, so Deutsche Bank-Analyst Matthew Niknam. Dabei geht es wohl nicht nur um die Wettbewerbssituation, sondern auch um die mit einer Fusion einhergehenden Job-Verluste. Hinzu kommt, dass sowohl Sprint (Softbank, Japan) als auch T-Mobile-US von ausländischen Firmen kontrolliert werden. Beide gemeinsam zum großen Konkurrenten für die US-Konzerne AT&T und Verizon aufsteigen zu lassen, dürfte in Zeiten der trumpschen America First Politik nicht gerade im Sinne der politischen Entscheidungsträger sein.
Mit der Wiederaufnahme der Gespräche ist bei der Deutschen Telekom aber zumindest die so wichtige Wachstumsphantasie wieder zurück. Durch die jüngsten Kursverluste scheint die Aktie damit günstig bewertet. Nicht unmöglich, dass die Telekom ihren Aktionären in den nächsten drei Jahren mehr Freude bereitet als in den vergangenen. Oliver Götz