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Aktien > Eon

Ist das jetzt die beste Dividendenaktie im Dax?

Viele Jahre gemieden, scheint Eon auf einmal auf dem Weg zum Anlegerliebling. Verspätet findet ein Geschäftsmodell Anklang, das vor allem Konstanz verspricht, nun aber zusätzlich noch interessante Wachstumsmöglichkeiten eröffnet.

Eon-CEO Leonhard Birnbaum. (Foto: picture alliance / dpa / Rolf Vennenbernd)

In etwa sieben Jahre lang, von Oktober 2015 bis Mai 2022, war die Eon-Aktie ein Bollwerk der Langeweile und je nachdem mit welchem Ziel man die Aktie einst gekauft hatte, ein echter Rohrkrepierer im Depot. Der Kurs hat sich in diesen Jahren kaum bewegt und nach vereinzelten Ausbrüchen nach oben oder nach unten immer wieder um die Neun-Euro-Marke herum eingependelt. Mit sehr vielen Aktien, ja allein mit einem ETF auf irgendeinen der größeren Indizes dieser Welt, hätte man in diesem Zeitraum weit mehr Rendite erzielt als mit der Aktie des Essener Energieversorgers.

Doch schon damals zeigte sich: Diese Aktie ist erstaunlich resilient, kaum bis nicht krisenanfällig. Die Coronapandemie zog nahezu gänzlich an den Papieren vorüber, ohne mehr als eine kleine, heute kaum noch erkennbare, Delle im Chartbild zu hinterlassen. Eon ist Deutschlands größter Netzbetreiber, verantwortet tausende Kilometer Strom- und Gasleitungen. Was langweilig klingt, verspricht sehr stabile Erträge. 6,6 Milliarden Euro des Konzern-Ebitda kamen im vergangenen Jahr aus diesem Bereich. Eon macht das an der Börse zu einem vergleichsweise „sicheren Hafen“. Netze müssen betrieben werden, egal wie es um die Wirtschaft oder die Geopolitik steht. Eon sichert das planbare, wiederkehrende Einnahmen, womit sich für die eigenen Aktionäre eine schöne Dividendenpolitik gestalten lässt. Seit 2019 liegt die Dividendenrendite von Eon konstant bei knapp unter fünf Prozent. Inzwischen ist das wieder deutlich mehr als nur ein Inflationsausgleich.

Trotz dieser Stabilitätsaura, die die Aktie schon seit Jahren umgibt, war sie unter Anlegern aber nie richtig beliebt. Bis jetzt. Jüngst erreichten die Eon-Papiere ein Neunjahreshoch bei rund 13 Euro. Zum Ende diese Woche notieren die Titel etwas niedriger, bei 12,40 Euro. Vorausgegangen war diesem Hoch im Herbst 2022 noch ein Sturz bis auf sieben Euro im Rahmen eines durch die Zinserhöhungen der Notenbanken im Allgemeinen geschwächten Marktes. Nun also steht die Aktie fast doppelt so hoch wie vor eineinhalb Jahren, und es scheint, als hätte der Kurs endlich die Neun-Euro-Marke hinter sich gelassen und beschäftigt sich nun mit der bei 12 Euro. Möglichweise bald aber auch mit 14 Euro, so lautet zumindest das durchschnittliche Kursziel der Analysten. Und Eon bietet gerade fundamental eine Menge an, was einen weiteren Kursanstieg rechtfertigen würde, vor allem ungeahnte Wachstumsphantasie.

Eon-Aktie

Starke Prognose

Zwar soll das Ebitda 2024 mit 8,8 bis neun Milliarden Euro etwas niedriger ausfallen als im vergangenen Jahr, doch bis 2028 soll es auf über elf Milliarden Euro steigen, 8,3 Milliarden Euro davon soll das Netzgeschäft liefern. Möglich machen soll das ein Rekordinvestitionsprogramm. 42 Milliarden Euro will Eon bis 2028 europaweit investieren. 7,2 Milliarden Euro davon noch in diesem Jahr. Bislang waren 33 Milliarden bis 2027 geplant gewesen, die Mehrheit der Analysten wurde von den Investitionsplänen der Essener überrascht.

Eon reagiert damit auf die riesige Nachfrage nach – vor allem – Stromnetzen. Die Energiewende ist ein gigantischer Wachstumstreiber und steht noch am Anfang. In den kommenden Jahren wird der Strombedarf stetig und deutlich steigen, entsprechend auch der Transportaufwand. Eons Milliardenausgaben kommen an der Börse deshalb gut an. Häufig sehen Anleger steigende Investitionen eher ungern, doch in Eons Fall versprechen sie sehr direkt auch steigende Gewinne. „Ein steigender Einkommenspfad ist die logische Folge von mehr Ausgaben“, schreibt Kepler Cheuvreux-Analyst Ingo Becker in seiner Studie zur Aktie.

Für Anleger bleibt die Eon-Aktie damit ein sicherer Hafen, der nun zusätzliches Wachstum verspricht, was wiederum auch die Dividende ansteigen lässt. Um fünf Prozent jährlich, will sie Eon anheben. Ein Wachstumsfeuerwerk wird Eon nicht entfachen, entsprechend dürfte auch die Aktie des Versorgers weiterhin eher zu den konservativen Titeln im Dax gehören, für eine Dividendenaktie bieten das aktuelle Geschäftsumfeld und die konzerneigene Prognose aber beste Aussichten. Mit Blick auf den Energiesektor sei Eon eine der „bevorzugten Aktien“, schreibt Analyst Becker. Für den Moment profitiert Eon zudem stark von seiner zweiten Konzernsparte, den Kundenlösungen. Aufgrund der wieder gesunkenen Energiepreise kann Eon Strom und Gas aktuell wieder deutlich günstiger einkaufen, während viele Kunden noch in teureren Verträgen aus der Zeit des steilen Preisanstiegs, rundum Putins Einmarsch in die Ukraine, stecken. Im vergangenen Jahr erzielte Eon in der Sparte ein Ebitda-Plus von 65 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro.

 

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