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Zentralbanken
kaufen massiv
Gold
Russland und China wollen sich von Dollar-Anlagen emanzipieren und
stocken ihre Bestände massiv auf. Damit wird ein politischer Goldrausch
entfacht. Ist die grundlegende Trendwende beim Goldpreis wirklich da?
Und lohnt sich für Anleger der Einstieg?
Die Zentralbanken kaufen Gold wie noch
nie. Im vergangenen Jahr wurde das Edelmetall
im Wert von 27 Milliarden Dollar
bei Notenbanken neu eingebunkert. Die
größte Menge kaufte die russische Zentralbank
– 274,3 Tonnen, unter anderem
mit den Dollars, die aus dem Verkauf der
US-Staatsanleihen kamen.
Nach Angaben des World Gold Council
(WGC) stieg der Goldanteil bei den
Zentralbanken innerhalb eines Jahres um
651 Tonnen. Das ist der größte Kennwert
seit 1971, als die USA auf den Goldstandard
verzichteten. Fast die Hälfte davon
entfällt auf die Zentralbank Russlands.
Für Russland ist die Spekulation bislang
aufgegangen. In den vergangenen neun
Monaten verdiente die Zentralbank rechnerisch
etwa zehn Milliarden Dollar.
Russland kauft weiterhin Gold im Zuge
der Entdollarisierung der Reserven. Nach
dem Reserven-Umfang stieg Russland
BÖRSE am Sonntag · II | 2019
Rohstoff des Quartals
24
auf Platz 5 und überholte damit China,
Indien und Japan. Die russische Zentralbank
verfügt derzeit über 2.112 Tonnen
Gold – ein absoluter Rekord für das moderne
Russland. Im Gegenzug verfügt
die russische Zentralbank derzeit über
US-Staatsanleihen im Wert von nur noch
12,8 Milliarden Dollar; 2010 waren es
noch knapp 180 Milliarden Dollar.
Fast das ganze Gold, das in Russland gefördert
wird, wird mittlerweile von der
Zentralbank gekauft. Im vergangenen
Jahr gingen 274 Tonnen von den 314
Tonnen in Russland hergestellten Goldes,
also fast 90 Prozent, in den Besitz
der Zentralbank.
Die Produktionsmenge fehlt natürlich
auf dem Weltmarkt, sodass die Preise
dort tendenziell steigen. Denn die globalen
Fördermengen stagnieren. Laut
Prognose von Goldman Sachs werden
die Mengen der globalen Goldförderung