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Die Emerging Markets
setzen Maßstäbe bei
Wachstum und Nachhaltigkeit
Peking im Dauer-Smog. Gefälschte Sicherheitsberichte in südkoreanischen Atomkraftwerken. Das Ziel der Vereinten
Nationen, die schlimmsten Formen der Kinderarbeit bis 2016 zu verdrängen: gescheitert. Mehr als 53 Milliarden
US-Dollar Schaden aus Korruption in Brasilien allein im Jahr 2013 laut „Forbes“-Schätzungen. Betrachtet man die
Schlagzeilen, scheinen nachhaltige Investitionen in Emerging Markets ein Widerspruch in sich. Doch dieses Bild
täuscht. Es tut sich in den aufstrebenden Ländern einiges im Hinblick auf eine Verbesserung der sozialen und
umweltbezogenen Standards. Und die Wachstumsstory ist nach wie vor intakt.
BÖRSE 42 am Sonntag · II | 2019
Interview
BÖRSE am Sonntag sprach mit Gabriela Tinti,
Fondsmanagerin für Schwellenländer-Aktien,
und Dominik Benedikt, Senior Nachhaltigkeits-
Analyst, beide bei Erste Asset Management
in Wien.
Nachhaltigkeit und Emerging Markets – wie passt
das zusammen? Sind nicht die Schwellenländer die
„Umwelt- und Sozialsünder“ par excellence?
Dominik Benedikt: Schwellenländer wie China, Indien oder
Brasilien setzen verstärkt auf Nachhaltigkeit, um das zukünftige
Wachstum ihrer Volkswirtschaften zu sichern. China ist
bereits der größte Investor in erneuerbare Energieträger der
Welt und ist 2017 zum zweitgrößten Markt für Green Bonds
aufgestiegen. Der 13. Fünf-Jahres-Plan sieht allein zwischen
2018 und 2020 Umweltinvestitionen in der Höhe von 750 Milliarden
Euro vor. Indien investiert ebenfalls massiv und wird
bis 2022 mehr als 100 Gigawatt an zusätzlicher Photovoltaik-
und Windkapazität installieren. Europa sieht sich als Vorreiter
im Bereich erneuerbarer Energien, und dies auch zu Recht. In
den vergangenen 15 Jahren hat sich der Fokus der globalen
Aktivitäten klar verlagert: Erneuerbare Energien werden heute
vornehmlich in Asien vorangetrieben.
Zitat Dominik Benedikt, ESG-Research Analyst, Erste Asset
Management: „Erneuerbare Energie werden vornehm-
lich in Asien vorangetrieben.“
Welche Trends lassen sich in der Außendarstellung
der Unternehmen erkennen? Was tun sie, um als
nachhaltig qualifiziert zu werden?
Benedikt: Unternehmen erkennen die neuen Chancen und haben
ein neues Bewusstsein für Nachhaltigkeitsrisiken geschaffen.
Laxe Regulatorien werden sukzessive durch strengere Umwelt-
und Sozialgesetze ersetzt. Nachhaltige Unternehmen sind aus
unserer Sicht jene, die sich diesen operativen wie regulatorischen
Risiken stellen, analysieren, welche ökologischen und sozialen
Faktoren für ihr Geschäftsmodell relevant sind, und daraus entsprechendes
(Risiko-)Management ableiten.
Viele Wirtschaftsindikatoren deuten auf eine Abschwächung
der globalen Konjunktur. Warum sollten
Investoren gerade jetzt in den Schwellenländern
anlegen? Wie sieht die Bewertung der Aktien aus?
Gabriela Tinti: Wir sehen weiterhin hohes Potenzial in den
Emerging Markets. Die Wirtschaftsleistung dieser Länder spiegelt
sich noch nicht in der Marktkapitalisierung an den Börsen