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Märkte > LfA-Elevator-Pitch

Mit KI gegen Lebensmittelverschwendung

Von links: Dr. Bernhard Schwab, Vorstandsvorsitzender LfA Förderbank Bayern, Valentin Belser, COO Delicious Data, Christiane Goetz-Weimer, Verlegerin der WEIMER MEDIA GROUP und Gastgeberin des Ludwig-Erhard-Gipfels.

Nur jeweils vier Minuten müssen reichen: Fünf Start-ups versuchen, beim LfA-Elevator-Pitch auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel das Publikum zu überzeugen. Gewonnen hat den Future Award Delicious Data.

Von Christoph Sackmann

Der Megatrend Künstliche Intelligenz (KI) hat in diesem Jahr auch den LfA-Elevator-Pitch auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee erfasst. Gleich vier der fünf Start-ups, die am Mittwochabend um den Future Award warben, haben sich für ihr spezifisches Problem eine Lösung mit einer KI einfallen lassen. Die Ursprungsidee des Start-up-Wettbewerbes: Jede Firma hat so viel Zeit, einer Jury ihre Idee vorzustellen, wie ein Aufzug vom Erdgeschoss in den obersten Stock braucht. Die Legende hinter dem Elevator-Pitch besagt, dass ein Mitarbeiter ebenso lange Zeit habe, seinen Chef zu überzeugen, wenn er oder sie mit diesem in einem Fahrstuhl landen sollte. Mittlerweile wurde die Zeit auf vier Minuten erhöht. Der von der Weimer Media Group und der bayerischen Förderbank LfA gestiftete Preis ist mit 100.000 Euro dotiert. Er geht in diesem Jahr an das Start-up Delicious Data aus München.

Lebensmittel sind nur so lange „delicious“, wie sie frisch sind. Und deswegen landen in Deutschland jedes Jahr viele Tonnen an Speisen und Getränken in Müll und Ausguss statt in Mägen. Das will Delicious Data verhindern. Es hat eine KI die Gastronomie entwickelt, die helfen soll, die Einkäufe so zu optimieren, dass niemand hungrig, aber am Ende des Tages auch möglichst wenig Lebensmittel-Müll übrig bleibt. Zielgruppen sind etwa Mensen und Kantinen, aber auch Bäckereien und der Einzelhandel, also zum Beispiel Backshops. Die Software von Delicious Data analysiert dabei, was tatsächlich verkauft wird, und plant entsprechend vorausschauend die Einkäufe. Nach eigenen Angaben des Start-ups lassen sich damit 30 Prozent der Lebensmittelabfälle vermeiden. Das kommt nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Geldbeutel der Gastronomen zu Gute, denn schließlich müssen sie weniger einkaufen.

Mit diesen Ideen versuchten die anderen Unternehmen zu punkten:

Next-Level-Telefon-Hotline: Vitas

Keiner mag Telefon-Hotlines. Kunden nervt es, lange Zeit in Warteschleifen mit nerviger Musik zu verbringen oder mit einer monotonen Bandansage konfrontiert zu werden, Unternehmen ermüdet das ständige Telefonklingeln in der Zentrale. Das Start-up Vitas aus Karlsruhe löst dieses Problem seit 2017 mit einer Künstlichen Intelligenz. Die steckt in einem Telefonassistenten, der Gespräche automatisch entgegennimmt und je nach Branche Standard-Anfragen abarbeiten kann. In Arztpraxen sind das zum Beispiel Terminvereinbarungen, es können aber auch Preisauskünfte oder simple Anleitungen gegeben werden. Welche Fragen die KI beantwortet, kann jedes Unternehmen selbst festlegen. Der Vorteil: Der Assistent kann rund um die Uhr eingesetzt werden und zahlreiche Anfragen auf einmal abarbeiten – und entlastet so gerade kleinere Betriebe wie eben Arztpraxen, Werkstätten oder Ticketverkäufer.

Roboter lernen weiche Ware: Sewts

Während Roboter Alltag in Fabriken sind, in denen Metalle oder andere harte Materialien verarbeitet werden, sind sie in der Textilindustrie kaum anzutreffen. Das liegt daran, dass es für Roboter sehr schwer ist, weiche und leicht verformbare Materialien wie eben Stoffe, Folien, Kabel oder Lebensmittel zu erkennen und richtig zu bearbeiten. An dieser Stelle setzt das Münchner Start-up Sewts an. Es hat eine KI entwickelt, die beim Greifvorgang eines Roboters anhand von Kameras berechnen kann, wie sich das Material verhalten wird. Die Gründer preisen das als „menschengleiche Wahrnehmung“. Das erste serienreife Produkt ist ein Roboter, der Frottee-Handtücher in Großwäschereien automatisch den Faltmaschinen zuführen kann – egal, wie zerknittert diese aus dem vorherigen Arbeitsschritt kommen. Die KI-gesteuerten Roboter sollen schrittweise auch immer mehr für Retouren im Online-Versand eingesetzt werden, wo sie viel Abfall vermeiden könnten.

Optimiertes Paletten-Packen: Filics

Mit großen Gabelstaplern durchs Lagerhaus zu fahren, war gestern. Das Münchener Start-up Filics hat zwei selbst fahrende Kufen entwickelt, die perfekt in die Vertiefungen von Euro-Paletten passen und diese bis zu einem Gewicht von 1,2 Tonnen anheben und verschieben können. So soll die Intra-Logistik, also die Warensortierung innerhalb von Unternehmen, automatisiert, beschleunigt und vereinfacht werden. Lkws können so etwa automatisch ent- oder beladen werden. Die Kufen lassen sich über bestimmte Routen automatisieren und können auch Lastenaufzüge benutzen.

Passgenaue Teil-Bestellung: Easy2Parts

Das letzte Start-up im Wettbewerbs in diesem Jahr ist Easy2Parts aus Deggendorf in Bayern. Die Gründer haben eine Online-Plattform gegründet, die Unternehmen aus der Maschinenbau-Branche mit Lieferanten verbindet. Hier ist ebenfalls eine KI am Werk, die nach Eingabe einiger Daten über ein Bauteil automatisch nach dem besten Lieferanten sucht. Dabei geht es vor allem um Bauteile, die passgenau gebaut oder zugeschnitten werden müssen, also Lieferanten mit den passenden Skills, Geräten und Preisen gefunden werden müssen. Die Teile werden dabei über Easy2Parts bestellt und verschickt. Letzteres geschieht klimaneutral über GLS, das die entstehenden Emissionen durch Klimaschutzprojekte kompensiert.

Sie können den Ludwig-Erhard-Gipfel live unter www.leg-live.de verfolgen. Den Ticker zum Gipfel finden Sie hier.