Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Märkte >

Wie schwer ist doch ein Kulturwandel!

Die Deutsche Bank hat es nicht leicht. Sie ist ebenso sehr ein Symbol wie ein Kreditinstitut. Das erweist sich erneut bei der alljährlichen Hauptversammlung der Aktionäre. Die Anteilseigner des Hauses durften sich in den letzten Tagen mit investierenden Scheichs befassen, die wesentliche Teile der beschlossenen Kapitalerhöhung tragen.

BÖRSE am Sonntag

Die Deutsche Bank hat es nicht leicht. Sie ist ebenso sehr ein Symbol wie ein Kreditinstitut. Das erweist sich erneut bei der alljährlichen Hauptversammlung der Aktionäre. Die Anteilseigner des Hauses durften sich in den letzten Tagen mit investierenden Scheichs befassen, die wesentliche Teile der beschlossenen Kapitalerhöhung tragen.

Lustigerweise geht das Geld aus Qatar gleich schon mal komplett an die „weitgehend erfolglosen“ (Der Spiegel) Investmentbanker des Hauses in Form von Bonuszahlungen und Gehaltserhöhungen. Eine so richtige Stärkung der Basis ist es dann doch wohl eher nicht. Und der versprochene Kulturwandel des Hauses erfährt damit auch keine Initialzündung. Auf der Hauptversammlung waren die üblichen Protestler eigentlich überflüssig: Den Protest besorgten die Stammaktionäre schon selber. Das Führungsduo Fitschen/Jain kam nicht gut weg.

Eine Gehaltserhöhung für Vorstand und Aufsichtsrat sind keine Signale, die von den Investoren erwartet werden. Allein 4,5 Milliarden Euro wurden unlängst an die Investmentbanker, also die Leute im Wertpapier- und Devisengeschäft, ausgereicht. Das ist mehr als die Hälfte dessen, was die Deutsche Bank gerade an frischem Geld von den Aktionären einsammeln will.

Derweil spielen sich vor der Festhalle auf dem Frankfurter Messegelände skurrile Szenen ab. Mit einem riesigen Schwein fordern irgendwelche Aktivisten die Hinwendung zum vegetarischen Leben, andere wollen das australische Great Barrier Reef vor der Deutschen Bank schützen, wieder andere haben sich durch den Kauf einer einzelnen Aktie (Stückpreis derzeit um die 30 Euro) eine Eintrittskarte zur Hauptversammlung gelöst, um dort nachhaltig für ihre Ziele zu demonstrieren – Nachhaltigkeit eines davon. Sie werden, soviel mal zur Servicewüste Deutschland, galant aus dem Saal getragen. Den Protest übernehmen dann, wie gesagt, die eigentlichen Anteilseigner. Warum die Bank mehr an Boni ausschüttet als sie überhaupt im Vorjahr verdient habe –eine nicht ganz unberechtigte Frage eines sichtlich erschütterten Deutsche-Bank-Aktionärs. Die Antworten klingen demgegenüber eher wie aus dem diplomatischen Korps gesteuert: Nun ja, man müsse eben wettbewerbsfähig sein bei den Gehältern, so ist das Leben.

Gegen Wettbewerbsfähigkeit hätten die meisten Aktionäre sicher nichts einzuwenden – wenn sie sich denn nicht nur in den Gehältern für die rund 3000 Top-Investmentbanker ausdrücken ließe. Denn in der Rangfolge der wichtigsten Institute wie etwa JP Morgan oder Goldman Sachs liegt die „Deutsche" weit abgeschlagen unter ferner liefen. Vor allem das Amerika-Geschäft schwächelt, und genau dafür sollten die Mittel aus der Kapitalerhöhung dienen. Nun sind die, wie wir gesehen haben, zu einem gewichtigen Teil bereits verplant – für die Boni des laufenden Jahres, zum Beispiel. In den USA lockt denn auch momentan nicht etwa die künftige Rendite, sondern eher eine harsche Strafe durch die Bankenaufsicht, weil Deutsche-Bank-Töchter sich in der Finanzkrise erheblich daneben benommen haben, wenn nicht gar Mitauslöser derselben waren.

Da wird der Kulturwandel wohl mit schmerzhaften Bußen einhergehen. Das alles wissen die Aktionäre. Und wenn es nach den kleineren unter ihnen ginge, den Pensionären des eigenen Hauses etwa oder Mitarbeitern mit Aktienbesitz, dann würde von dieser Hauptversammlung ein zorniges Signal in die Welt gehen. Nicht zuletzt deshalb, weil die Bankaktie fast egal, auf welchen Zeitraum man schaut, nur eine Richtung kennt: abwärts. In fünf Jahren gingen so zum Beispiel knapp 30 Prozent des Unternehmenswertes verloren. Von wegen, Kapital macht reich: Arbeit ist es, aber die muss schon in der Investmentsparte geleistet werden. Der Rest der "Stakeholder" schaut sauber in die Röhre.