Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Aktien >

Pfizer ist der einzig wahre Corona-Gewinner

Der US-Pharmariese schwimmt dank der Pandemie in Geld und kauft nun die vielversprechendsten Start-Ups und Wettbewerber der Branche auf. Für seine Aktionäre hat der Konzern zudem noch genügend Milliarden übrig.

(Foto: Ralf Liebhold / Shutterstock)

Der US-Pharmariese schwimmt dank der Pandemie in Geld und kauft nun die vielversprechendsten Start-Ups und Wettbewerber der Branche auf. Für seine Aktionäre hat der Konzern zudem noch genügend Milliarden übrig.

Sogenannte Corona-Gewinner gab es zu Beginn der Pandemie viele, besonders im Technologie-Sektor. Ein Großteil dieser Wunder-Firmen, deren Aktien innerhalb kürzester Zeit um ein Vielfaches gestiegen waren, ist nun aber hart auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Anleger, die auf sie gesetzt haben, ebenfalls. Der Hype um die Corona-Trends, wie das Home-Office, Video-Kommunikation, Streaming oder Online-Mode ist abgeebbt. Die Zinswende fordert ihren Tribut. Zoom, Netflix, Zalando – die Aktienkurse dieser und vieler weiterer Unternehmen wurden zahlreich und tief in den Keller geschickt, notieren teilweise sogar unter ihren Vor-Pandemie-Levels. Selbst die Impfstoff-Aktien von Biontech und Moderna stürzten in den vergangenen Monaten an der Börse ab. So ist nach zwei Jahren Pandemie nur noch ein wirklicher Gewinner übrig: Pfizer.

Kursanstieg um 50 Prozent innerhalb eines Jahres

An der Börse wurden die Papiere der US-Amerikaner lange verschmäht. Selbst die Impfstoffentwicklung brachte zunächst keinen Schwung, die Zulassung des gemeinsam mit Biontech entwickelten Präparats lies den Pfizer-Kurs auch nur kurzzeitig klettern, ehe er einen schnellen Rücksetzer anschloss. Erst Mitte 2021 fanden Anleger ihr Interesse an der Aktie wieder. Seither steigt sie. Damit entwickelt sie sich exakt antizyklisch zu den Aktien von Biontech und Moderna und den vielen anderen Corona-Gewinnern aus der Tech-Branche. Von Juli 2021 bis heute, also ungefähr innerhalb eines Jahres, ist der Kurs der Pfizer-Anteile um fast 50 Prozent gestiegen.

Während die jungen Wilden straucheln, kommt der erfahrene Tanker jetzt erst so richtig in Fahrt. Pfizer profitiert als etablierter Pharmariese ganz grundsätzlich von der aktuellen Marktlage. Steigende Zinsen und die hohe Inflation tangieren Pfizer kaum, lassen Anleger aber gleichzeitig in die eigenen Papiere flüchten, da diese als sicherer Hafen gegenüber anfälligeren Wachstums-Aktien gelten. Auch eine Rezession trifft eher andere Branchen hart, macht damit den Pharma-Sektor nur noch attraktiver, werden dessen Dienstleistungen und Medikamente schließlich immer gebraucht, egal ob nun Krise ist oder nicht.

Ein fundamentales Feuerwerk

Vor allem aber besticht Pfizer fundamental. Es hat den Eindruck, als würde im Scheinwerferlicht von Biontech und Moderna manchmal untergehen, wie viel Geld Pfizer mit dem Corona-Impfstoff Comirnaty verdient. Im abgelaufenen zweiten Quartal kletterte der Konzernumsatz um 47 Prozent auf 28 Milliarden US-Dollar. Davon entfielen 8,8 Milliarden Dollar auf den Corona-Impfstoff und noch einmal 8,1 Milliarden Dollar auf das Corona-Medikament Paxlovid, das ebenfalls von Pfizer entwickelt wurde. Vom Umsatz blieben insgesamt rund zehn Milliarden Dollar als Nettogewinn übrig.

Pfizer schwimmt dank Corona in einer ungeahnten Menge Geld. Die Zahlen schließlich sind Quartalszahlen. Auf Jahressicht erwartet Pfizer einen Umsatz von bis zu 102 Milliarden Dollar. Der Gewinn je Aktie soll 6,45 Dollar betragen. Ursprünglich rechnete Pfizer mit 6,30 Dollar.

Die Pandemie ist noch nicht zu Ende

Der an der Börse 270 Milliarden US-Dollar schwere Pharma-Gigant kann sich auch in den kommenden Quartalen auf die vergleichsweise sicheren Einnahmen aus dem Pandemie-Geschäft verlassen. Schließlich kommen die Bestellungen von Staaten, die sich eher mit zu viel, als mit zu wenig Impfstoff eindecken. Auch das Medikament Paxlovid ist gefragt. Die USA haben 20 Millionen Packungen bestellt. Eingesetzt werden die Pillen bislang zudem nur selten. Da es aber gute Erfolge bringt, wenn es rechtzeitig nach der Erkrankung eingenommen wird, könnte es bald noch stärker nachgefragt werden. Ebenfalls stehen Herbst und Winter in Europa und den USA vor der Tür. Neue Corona-Wellen könnten sich ausbreiten, Auffrischimpfungen nötig sein. Pfizer darf hier also weiter mit Milliardeneinnahmen rechnen.

Übernahmen am laufenden Band

Die wiederum investiert der Konzern angriffslustig in vielversprechende Start-Ups und Wettbewerber. In Abständen von wenigen Monaten kaufte Pfizer zuletzt das US-Biotech-Unternehmen Global Blood Therapeutics für rund 5,4 Milliarden Dollar und Biohaven, zuvor schon Partner, für 11,6 Milliarden Dollar. Hinzu kommen viele kleinere Übernahmen.

Diese Querfinanzierung könnte sich mittel- bis langfristig zu einem immensen strategischen Vorteil gegenüber der Branchenkonkurrenz entwickeln. Nicht alle Übernahmen und Investitionen werden aufgehen oder sich auszahlen. Gerade in der Pharma-Branche aber reichen oft wenige Medikamente, die zum großen Verkaufsschlager avancieren, für Milliardeneinnahmen über Jahre hinaus. Überdies vergrößert Pfizer mit dieser Strategie schlicht den eigenen Innovations-Pool. Fernab dessen flossen über vier Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklung.

Fazit

Pfizer arbeitet gerade daran sich den Status eines Corona-Gewinners langfristig zu sichern. Für Anleger ist das ein äußerst spannendes Unterfangen. Schließlich ist der Aktienkurs noch nicht enteilt. Das KGV liegt bei 8,4, die Dividendenrendite bei 3,3 Prozent. Zuletzt gab Pfizer dazu zwei Milliarden Dollar für Aktienrückkäufe aus. Gut möglich, dass da in Zukunft noch mehr kommt. Die Aktie bietet also bereits gegenwärtig einiges an, hinzu kommt danke der Übernahme-Lust des Konzerns nun auch die neue Wachstumsphantasie. An der hatte es Pfizer vor Corona lange Zeit gefehlt.

OG

Lesen Sie auch: Das große Fintech-Beben beginnt