DAX - wohin?
Ach wie gut, dass niemand weiß, ... was uns noch alles bevorsteht. Und dennoch gibt es da immer wieder diese Leute, die alles wissen wollen, möglichst lange im Voraus, und diesen weisen Satz nicht beherzigen. Das führt dann zu Prognosen über Prognosen, und gerade jetzt haben sie wieder Saison.
Auch der Letzte hat sich inzwischen überzeugen lassen, dass der Deutsche Aktienindex auf dem Weg nach oben ist. Für eine Bärenrally nun wirklich viel zu lang. Oder? Zum Beginn des Monats September hat da so mancher einmal Bilanz gezogen und einen Ausblick gewagt. Der September ist bekanntlich einer der statistisch eher unangenehm auffallenden Monate, auch wenn der Oktober als Crashmonat in die Geschichte eingegangen ist. Zu Unrecht, und man möchte meinen, dass die Abergläubischen nicht einmal in der Lage sind, zwei Monate sauber voneinander zu trennen. Aber das nur am Rande. Fest steht, dass die Kurse bei einem DAX-Stand von etwa 5.300 schon einiges an positiver Erwartung widerspiegeln. Was zu der Überlegung führen könnte, dass es bald mal genug ist mit der Euphorie. Die Fachleute sagen: Nein. Durchweg optimistisch sind die Prognosen der Großbanken, die dem DAX bis Jahresende einen Anstieg bis auf 6.300 Punkte zutrauen – das ist mutig, bedeutet dies doch ein nochmaliger Zuwachs von fast zwanzig Prozent. Derartige Raten wären wohl nur vorstellbar, wenn die positiven Nachrichten aus Wirtschaft und Konjunktur nicht abreißen. Zu Monatsbeginn lagen vor: ziemlich beruhigende Arbeitsmarktdaten, optimistische ZEW-Schätzungen und ein weiter steigendes ifo Geschäftsklima. Auf der Gegenseite befinden sich die Schätzungen, dass das böse Ende auf dem Arbeitsmarkt im nächsten Jahr kommen werde, dass die Erholung nur eine Täuschung sei und eine w-förmige Formation bevorstehe: Der Abstieg vorbei, eine kurze Erholung, dann wieder ein Einbruch. Aber auch die Anhänger der W-Theorie müssen zugeben, dass der letzte Strich des „W“ wieder nach oben zeigt. Alles also reine Geduldssache? Die Erholung, so kann man es durchaus sehen, wird nicht ein völliges Strohfeuer bleiben. Vor allem in den asiatischen Staaten, besonders China und Indien, macht sich wieder dieser schier unerschütterliche Zukunftsglaube breit, der das Wachstum in diesen Ländern befeuert und vor dem wir staunend, wenn nicht gar verständnislos stehen. In den USA sollte man auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit achten, denn die zeigt an, wie es mit dem Binnenkonsum der Amerikaner demnächst laufen könnte, und auch da sieht man bisher nichts wirklich Besorgniserregendes. Wenn man ohne blinde Begeisterung, aber mit grundsätzlich positiver Haltung und entsprechend viel Geduld an die Dinge herangeht, wird man wohl nicht allzu schief liegen. Kurzfristigen Warnungen und Mahnungen zum Trotz. Aber das ist natürlich auch nur wieder so eine Prognose. Wir wissen das alles dann, wenn wir es erlebt haben.