Deutsche Aktien nach Allzeithoch: Bereit für kräftige Zuwächse in 2015
In der ersten Dezemberwoche schloss der deutsche Aktienindex DAX bei einem Allzeithoch von 10.087 Punkten. Dieser Höchstwert kam zustande, einen Tag nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) konkrete Pläne für eine vollumfängliche quantitative Lockerung auf das nächste Jahr verschoben hatte.
In der ersten Dezemberwoche schloss der deutsche Aktienindex DAX bei einem Allzeithoch von 10.087 Punkten. Dieser Höchstwert kam zustande, einen Tag nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) konkrete Pläne für eine vollumfängliche quantitative Lockerung auf das nächste Jahr verschoben hatte.
Geldpolitische Impulse könnten zukünftig für stärkere Marktreaktionen sorgen. Unserer Ansicht nach ist das Geschäftsumfeld in Deutschland jedoch stabil genug, so dass der Aktienmarkt des Landes den jüngsten Höchststand übertreffen kann und 2015 noch weiter steigen sollte, kommentiert Rob Smith, Manager des mit 5 Morningstars ausgezeichneten Baring German Growth Trust. Unsere Einschätzung entspricht nicht den allgemeinen Markterwartungen. Tatsächlich gehen wir sogar davon aus, dass einige Marktbeobachter auf die durchwachsenen Wirtschaftsdaten hinweisen, die in den letzten Wochen in Deutschland veröffentlicht wurden, und diese als Zeichen einer zugrunde liegenden Schwäche gedeutet werden. Andere Marktteilnehmer könnten wie wir der Ansicht sein, dass der Aktienmarkt neue Höchststände erreichen wird, sehen dies jedoch lediglich als Reaktion auf die Freisetzung der enormen geldpolitischen Kräfte durch die EZB.
Die Bazooka im Holster
Bisher behält EZB-Chef Mario Draghi die Bazooka im Holster, womit die von der EZB geplanten, sehr expansiven geldpolitischen Maßnahmen gemeint sind. Seinen Äußerungen zufolge wird die EZB die Wirkungsweise der bestehenden Maßnahmen Anfang 2015 neu beurteilen. Unserer Ansicht nach wird eine vollumfängliche quantitative Lockerung umso wahrscheinlicher, je länger das Risiko einer Deflation vorherrscht. Draghi hat bereits einiges getan, um den Grundstein für weitere Handlungen zu legen. In welchem Umfang und wann die Stimulusmaßnahmen eingesetzt werden, ist bisher nicht bekannt. Es ist jedoch eher unwahrscheinlich, dass das Verschieben der Maßnahmen als politischer Rückzieher zu werten ist. Ohne Zweifel sind die zukünftigen EZB-Maßnahmen wichtig, jedoch stützt sich unsere positive Prognose für den deutschen Aktienmarkt auf unsere Bewertung des zugrunde liegenden Geschäftsumfelds, das unserer Einschätzung nach besser ist als von vielen erwartet.
Die Tendenz geht in Richtung Aufschwung anstatt Rezession
Die Geschäftslage in Deutschland ist überraschend robust. In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden, dass das Geschäftsklima bis zum letzten Monat unter den schwachen veröffentlichten Daten litt, insbesondere unter den geringen Auftragseingängen vom Sommer. Die entsprechenden Zahlen wurden jedoch nachträglich nach oben korrigiert und der aktuelle Anstieg der Auftragseingänge von 2,5 % im Vergleich zum Vormonat ist letztendlich höher als die Konsensprognose von 0,5 %. Wenn man zusätzlich die besser als erwartet ausgefallenen Unternehmensberichte für das vergangene Quartal berücksichtigt, lässt sich erkennen, dass die Lage wesentlich besser ist als von vielen gedacht.
Die Ergebnisse des Ifo-Geschäftsklimaindex vom November zeigen einen Vertrauensanstieg und machen darüber hinaus eine permanente Ungleichheit zwischen der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage der Befragten und den zukünftigen Erwartungen deutlich. Wir werten dies als ein Zeichen dafür, dass die Stimmung in der deutschen Industrie eine Tendenz zum Pessimismus aufweisen kann, obwohl die vorherrschenden Bedingungen tatsächlich recht gut sind. In diesem Zusammenhang sollte darauf hingewiesen werden, dass der Ifo-Index dieses Jahr durchgehend über der wichtigen 100-Punkte-Marke blieb, was auf eine Erwartungshaltung der Befragten von beständigem Wachstum hindeutet.
Obwohl einige gesamtwirtschaftliche Daten immer noch gemischte Signale aufzeigen, sehen wir uns durch hohe Auftragseingänge bei deutschen Unternehmen bestätigt. In Übereinstimmung mit den offiziellen Auftragsdaten für Oktober zeigt ein aktueller Bericht des VDMA, dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagebau, dass das Auftragsniveau im Oktober um 7 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist, nachdem es im September bereits um kräftige 13 % zugelegt hatte.
Demzufolge sind die Daten der Fertigungsindustrie freundlich, was außerdem auf einige führende Wirtschaftsindikatoren wie die Arbeitslosenzahl zutrifft, die sich im Oktober weiterhin auf einem Tiefstand von 6,6 % befand. Eine gesteigerte Wirtschaftsaktivität in den USA und Zinssenkungen der Bank of China dürften ebenfalls Gutes für Exportunternehmen erwarten lassen, während sich die relative Schwäche des Euro in höheren Auslandsumsätzen in der entsprechenden Landeswährung niederschlagen sollte. Des Weiteren sollte sich der Rückgang der Ölpreise weltweit unterstützend auf Länder wie Deutschland auswirken, die keine Energieerzeuger sind.
Strategische Ausrichtung auf kleinere Unternehmen
Während der von großen Unternehmen geprägte DAX Index im November um 7,0 % zulegte, stieg der über alle Marktkapitalisierungen aufgestellte HDAX um 6,8 %. Das Ergebnis legt nahe, dass mittlere und kleinere deutsche Unternehmen beim jüngsten Marktaufschwung hinter großen Unternehmen zurückgeblieben sind. Zu Beginn einer gesamtwirtschaftlich und liquiditätsgetriebenen Rallye ist dies jedoch nicht ungewöhnlich. Wir gehen davon aus, dass in diesem freundlicheren Geschäftsumfeld die kleineren Unternehmen des deutschen Mittelstands die besten Value- und Wachstumschancen bieten und unsere Strategie ist dementsprechend ausgerichtet. Im Zusammenhang mit unserem Bottom-Up-Titelselektionsprozess sehen wir permanent, dass die direkt von den Unternehmen stammenden Umsatzzahlen und Auftragseingänge jenen Daten entgegenlaufen, die auf eine Konjunkturschwäche hindeuten. Im Jahr 2011 sahen wir einen vergleichbaren Trend, der dann im darauf folgenden Jahr den Weg für eine kräftige Marktrallye ebnete. Wir gehen davon aus, dass die Märkte dieses Muster im Jahr 2015 wiederholen werden.
Robert Smith ist Investment Manager bei Baring German Growth Trust, Baring Asset Management, in London.