Deutsche Bank: Man ist wieder wer
So lange war die Bank so krank…nun läuft es wieder, Gott sei Dank – der gute Wilhelm Busch hatte zwar anderes im Sinn, aber die ungefähre Anleihe beim Dichter sei wohl gestattet. Aus Sicht der Deutschen Bank gibt es nämlich vorsichtig was zu feiern, aber es ist wohl nur ein Gerücht, dass in den Frankfurter Türmen nur die Kurs-Charts der letzten drei Wochen gezeigt werden dürfen. In dieser Zeit hat das Geldhaus an der Börse an die dreißig Prozent gewonnen, das war steil und beachtlich.
So lange war die Bank so krank…nun läuft es wieder, Gott sei Dank – der gute Wilhelm Busch hatte zwar anderes im Sinn, aber die ungefähre Anleihe beim Dichter sei wohl gestattet. Aus Sicht der Deutschen Bank gibt es nämlich vorsichtig was zu feiern, aber es ist wohl nur ein Gerücht, dass in den Frankfurter Türmen nur die Kurs-Charts der letzten drei Wochen gezeigt werden dürfen. In dieser Zeit hat das Geldhaus an der Börse an die dreißig Prozent gewonnen, das war steil und beachtlich.
Von Reinhard Schlieker
Leider, leider hat sich ein Großinvestor in jüngster Zeit verabschiedet und darf diesen Aufschwung großteils nur mit ansehen, aber wird ihn nicht genießen. Die Beteiligungsgesellschaft Cerberus trennte sich Anfang Januar von zunächst 21 Millionen, und nun – also nach dem Aufschwung, werden nochmals 15 Millionen Stück abgegeben. Es bleibt ein Verlust, der Einstieg 2017 erfolgte zu etwa zwanzig Prozent höheren Kursen. Cerberus, der wachsame Höllenhund aus der griechischen Sagenwelt, hatte eigene Ziele mit der deutschen Bankenwelt, zum Beispiel die Fusion Deutsche/Commerzbank. Das wurde bekanntlich nichts. Ob der Verkauf der Aktienpakete nun tatsächlich zum völlig falschen Zeitpunkt erfolgt, wird sich weisen. Das Gefühl aber können Privatanleger meist gut nachvollziehen: Bei den volatilen Börsen dieser Tage lässt sich leicht etwas falschmachen beim Timing.
Die Deutsche Bank, beziehungsweise ihr Aktienkurs, profitiert momentan von dem, was andere Werte hinunterprügelt: Die immer neuen Inflationssorgen und damit – vor allem in den USA – die Gewissheit, dass steigende Zinsen ins Haus stehen. Je nach Gewinnsituation und Cashflow leiden Technologiewerte, aber auch sonstige Dienstleister, die in Corona-Zeiten en vogue waren.
So hofft die Börse, dass die Deutsche vom Umfeld profitieren kann – die jüngst vorgelegten Zahlen zeigten schon einen unerwartet hohen Zinsertrag. Das Privatkundengeschäft ist noch recht weit von zufriedenstellenden Ergebnissen entfernt, aber mit diesem Segment haben andere Filialbanken ebenfalls ihre Mühe. Die Konkurrenz im Internet ist groß, auch vermögende Privatleute finden dort inzwischen Angebote, die vertraulich und sicher genug und vor allem rentabel sind. Im Investmentbanking läuft es besser bis sehr gut – nur die alte Größe ist natürlich unerreicht, war aber bekanntlich ja auch mit diversen pekuniären sowie Rufschäden verbunden.
Derweil macht Bankchef Christian Sewing klar, dass er sowohl entschlossen als auch optimistisch ist, was das denkbare Wachstum angeht. Wenn man sich vor Augen hält, was allein unter der langen Ägide des nun bald abtretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Achleitner an Rückschlägen zu verzeichnen war, dann ist die Ära Sewing schon jetzt eine Erholung. Der Ausblick der Bank ist derzeit kühn bis ambitioniert, wobei die Zeiten scharfer Rationalisierung wohl im Wesentlichen vorbei sein sollen. Trotzdem wird weiter an der Senkung des Aufwands gearbeitet, natürlich. Alles zusammengenommen rechnet die Bank mit einem Umsatz von deutlich über den eigentlich anvisierten 25 Milliarden Euro.
Das alles könnte zum Comeback des Jahrzehnts werden – wenn in der Tat auch im Euroraum nicht nur die Geldflutung zurückgefahren, sondern auch der Zins erhöht wird. Die EZB ziert sich noch. Nun mögen die Deutsche-Bank-Aktionäre auf das unmittelbare wirtschaftliche Umfeld der Geldhäuser blicken – Risiken lauern allerdings aus der volkswirtschaftlichen Ecke. Beispielsweise dürfte die EZB vor allem über dem Problem brüten, wie man einen Leitzins erhöht, ohne dass vor allem südeuropäische Länder in eine veritable Kreditklemme geraten.
Schon zu Zeiten Mario Draghis wurde die Zentralbank nicht müde, die Länder zu ermahnen, das von ihr geschaffene freundliche Umfeld zu nutzen, um die überbordende Staatsverschuldung zurückzufahren. Keines der angesprochenen Länder tat dies jedoch, zuletzt noch indirekt darin bestärkt durch ebendiese EZB im Zusammenwirken mit der Brüsseler EU-Kommission und den diversen Kredit-Fazilitäten, die praktisch alle Risiken zumindest abfederten, seien es nun jüngst Corona oder zuvor andere Widrigkeiten. Verwerfungen auf den Anleihemärkten, drohende Staatspleiten im Euroraum oder dergleichen würden natürlich auch und besonders das Bankengeschäft beeinträchtigen, von daher sind externe Risiken auch für die Deutsche Bank nicht zu unterschätzen. Die Aktie stand einmal bei 90 Euro – diese Welt, in der so etwas der Standard der Dinge war, wird so bald nicht wiederkommen.
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