Deutsche Bank - selbst geschenkt zu teuer?
Die Deutsche Bank ist bekanntlich ein Schatten ihrer selbst – und dabei noch sehr nützlich, denn bekanntlich kann wirklich jeder zu etwas dienen, und sei es nur zum schlechten Beispiel. Und so stellt sich die Frage, warum denn ein Geldhaus, das an der Börse nur ein Drittel seiner Vermögenswerte auf die Waage bringt, nicht längst zum Übernahmefall geworden ist. Reinhard Schlieker sagt seine Meinung.
Die Deutsche Bank ist bekanntlich ein Schatten ihrer selbst – und dabei noch sehr nützlich, denn bekanntlich kann wirklich jeder zu etwas dienen, und sei es nur zum schlechten Beispiel. Und so stellt sich die Frage, warum denn ein Geldhaus, das an der Börse nur ein Drittel seiner Vermögenswerte auf die Waage bringt, nicht längst zum Übernahmefall geworden ist.
Ein kleiner, daran mitwirkender Grund war auch jetzt wieder diesseits und jenseits des Atlantik zu betrachten. Die Prozessrisiken sind ungeheuerlich, und zeigen sich im Verfahren gegen mehrere ehemalige Mitarbeiter der Bank wegen „bandenmäßiger Steuerhinterziehung“. Da geht es in Frankfurt um einen Umsatzsteuerbetrug mit Ausmaßen von 220 Millionen Euro – die Bank selbst ist nicht beschuldigt, die sieben Ex-Mitarbeiter aber verweisen nun darauf, dass die Kunden der Bank sie hintergangen hätten. Ein Geldhaus mit entweder kriminellen oder aber leicht zu täuschenden Mitarbeitern und zudem hinterhältigen Betrügern als Kunden?
Irgendjemand muss den durchorganisierten betrügerischen Handel mit Umweltrechten, den sogenannten CO2-Zertifikaten, jedenfalls ersonnen haben. Ein paar der „Kunden“ wurden schon verurteilt, 2011. Die Geschichte scheint ebensowenig schnell zu enden wie diejenige in den USA, wo eine verwirrende Anzahl von Prozessen anhängig ist und neue Klagen weiterhin eintreffen. Im jüngsten Fall sollen amerikanische Immobilienpapiere durch die Deutsche Bank empfohlen worden sein, sie habe dabei die nötige Sorgfalt vermissen lassen – so argumentiert ein belgischer Kläger, eine Investmentfirma – am Ende könnten schlimmstenfalls 3,1 Milliarden Euro Straf- und Schadensersatzzahlungen stehen.
Das ist nur einer, ein kleinerer unter vielen Prozessen. Sollte die Deutsche Bank 2016 erneut so hohe Rückstellungen für Rechtsrisiken vornehmen müssen, so geriete das Eigenkapital in Gefahr – so konnte man es unlängst bei der Vorstellung der letzten Jahresbilanz vernehmen. Als so mancher bedenklich den Kopf zu wiegen begann, kam dann die Ankündigung, eigene Anleihen am Markt zurückzukaufen. Ein gutes Geschäft zwar, aber die Öffentlichkeitswirkung war nicht geeignet, den Ruf des Hauses deutlich aufzupäppeln.
Die Frage nach der Übernahme beantworten Kenner im Moment mit der Gegenfrage, wer sich denn ein solches Risiko antun wolle, zumal kein lukratives Geschäftsmodell erkennbar sei. Eine bittere Bilanz nach bald einem Jahr unter dem neuen Co-Chef John Cryan. So ganz allmählich kommt einem die Commerzbank wie ein erfolgreiches Wiederauferstehungs-Märchen vor. Der frühere Privatkundenvorstand, der die Deutsche Bank ernüchtert verließ, als die jüngste Strategiewende beschlossen wurde, soll übrigens neuer Chef der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) werden.
Offenbar kann man als Anhänger des Privatkundengeschäfts im öffentlich-rechtlichen Sektor noch ganz gut wirtschaften und sogar Ziele haben. Auf diesem, ja auch auf diesem Feld hat die Deutsche Bank: Filialschließungen im Sinn, das Abstoßen der Postbank ebenso, was auch noch teuer werden kann, sowie die Integration der Norisbank als digitalen Hafen für Privatleute, die in den verbliebenen Filialen nur stören würden. So sieht es zumindest aus. Jetzt wird es Zeit, Mitleid zu haben.