Finger weg von Aktien!
Als seien es nicht Wertpapiere, sondern heiße Kartoffeln: Die Deutschen verhielten sich auch 2015 gegenüber Aktien so, wie sie es meist von den (Ur-)Großeltern gelernt haben mögen: Bloß keine Unternehmenspapiere kaufen! Wird das auch 2016 so weitergehen?
Als seien es nicht Wertpapiere, sondern heiße Kartoffeln: Die Deutschen verhielten sich auch 2015 gegenüber Aktien so, wie sie es meist von den (Ur-)Großeltern gelernt haben mögen: Bloß keine Unternehmenspapiere kaufen! Mit dem Ruch des Risikos behaftet, dem möglichen Ruin stets vor der Nase und der demonstrativen Abscheu gegen kapitalistische Anwandlungen vertraut der Deutsche in diesen Zeiten auf das, was sein Geld garantiert und schwankungsfrei vernichtet: Tagesgeldkonto oder Sparbuch, Zinspapiere der Bank oder Anleihen des klammen Staates, der munter vom Steuerzahler geliehenes Geld ausgibt und ohne Gegenleistung verprasst, als gäbe es kein Morgen und als sei der Zins auf ewig verschwunden.
Der auf Staatsanleihen gepolte – also doch wohl staatsgläubige – Bürger wird garantiert zweimal zur Kasse gebeten: Mit Nullzinsen auf seine Papiere zum ersten, mit später höheren Steuern zum zweiten Mal. Denn was der Staat alles mit dem billigen Geld finanziert, trägt keine Rendite: Subventionen für die sogenannte Energiewende, Prämien für dies und das und sogar Elektroautos, die sonst niemand kaufen würde, der noch ganz bei Trost ist, weil es sich um experimentelle Physik auf Rädern handelt, und die wohl demnächst dank ihrer überschaubaren Zahl gern auf Busspuren fahren dürfen.
Allerlei weitere Subventionen runden das Bild ab, und nach einer gewissen Ruhepause Anfang 2016 gibt es auch bald wieder Wahlen im Dutzend, da passiert dann nichts mehr, was zukunftsträchtig und wichtig wäre. Derweil würden 55 Prozent der Deutschen auch langfristig anzulegende Mittel niemals an der Börse investieren, bleibt die Zahl der Aktien- oder Fondsbesitzer mit 13 Prozent überschaubar. Weit mehr als die Hälfte des Dax-Vermögens ist in ausländischer Hand, und dorthin fließen auch Dividenden mit einer Rendite von teils gut vier Prozent. Die gibt es seriös sonst nirgends zu verdienen.
Zugegeben, wer am Ende des Jahres seine 9,56 Prozent Wertzuwachs beim Deutschen Aktienindex eins zu eins mitnehmen wollte, musste übers Jahr hinweg schon gute Nerven haben. Allein solche einst soliden Kandidaten wie EON, RWE und Volkswagen drücken die numerische Schönheit des Index erheblich, wobei VW noch im Frühjahr einen seit Jahren nicht erreichten Rekordkurs vorlegte, von dem sich zeitweise fast 70 Prozent verflüchtigten – den kreativen Abgasingenieuren darf man es danken. Der Ratschlag der Experten lautet denn auch, rückblickend natürlich, „kreativ“ mit seiner Anlage umzugehen, das heißt: auch mal was abstoßen.
Die Empfehlung gilt sicherlich erst recht für 2016, denn besser werden die Zeiten nicht, wenn besser eine normale Finanzwelt mit vernünftigen Zinsen und schwankungsarmen Konjunkturen meint. Aber selbst 2014 erreichte der Dax ein Plus; mit 2,6 Prozent war es auch da schon mehr, als selbst in guten Zeiten nominal auf dem Sparguthaben gutgeschrieben wurde. Weiterhin also heißt es: Ohne Fleiß kein Preis, denn des alten Kostolany Ratschlag, liegen lassen und Schlafmittel nehmen, um eines Tages als Vermögender aufzuwachen, gilt so nicht (mehr).
Wachsamkeit ist gefordert, und unumgänglich. Dennoch wäre dies eine leichte Übung, wenn man als Alternative nur das Schrumpfen der eigenen Ersparnisse zu gewärtigen hat. Und das hat man, dafür sorgen der Fiskus, hohe Fondsgebühren und Nullzinsen ganz ohne Zutun des Sparers. Der aber hat sich anscheinend schlafen gelegt, er nur halt das Aktienkaufen zuvor leider vollkommen vergessen.