Coming soon? Deutsche Commerzbank AG
Die Fusion der beiden noch verbliebenen deutschen Privatbanken von größerer Bedeutung wird immer mal wieder als Möglichkeit ventiliert, um aus den zwei geschrumpften Geldhäusern einen Player zu schmieden, der international auftreten kann.
Die Fusion der beiden noch verbliebenen deutschen Privatbanken von größerer Bedeutung wird immer mal wieder als Möglichkeit ventiliert, um aus den zwei geschrumpften Geldhäusern einen Player zu schmieden, der international auftreten kann.
Es ist mal wieder soweit – offenbar denkt man im Finanzministerium an ein solches Projekt, was am Ende auch dazu führen sollte, die Bundesbeteiligung von gut 15 Prozent an der Commerzbank aufzulösen. Aber die Fachleute sind sich bei diesem Thema noch uneiniger als es generell zu erwarten wäre. In der Tat stehen der Schaffung eines bedeutenden Hauses zahlreiche Widrigkeiten entgegen. Unbestreitbar brächten die fusionierten Institute deutlich mehr auf die Waage als jeder allein, wenn es um den globalen Auftritt ginge.
Aber immer noch zwergenhaft wirkend gegenüber solchen Giganten wie Goldman Sachs zum Beispiel. Insgeheim hoffen Verfechter einer Fusion wohl erst einmal darauf, dass die Finanzierung der deutschen Exportindustrie, und hier vor allem des Mittelstandes, auf Dauer gesichert wäre. Bei geschicktem Management und günstiger Marktlage sollte zudem ein erneutes Wachstum denkbar sein – und das möglichst nachhaltiger und vor allem gesetzeskonformer als es in den Jahren vor der Finanzkrise zu beobachten war.
Gegen die Verbindung spricht nach wie vor, dass zwei Lahme noch keinen Gesunden ergeben, wenn man sie zusammenspannt. Außerdem wäre eine riesige Kapitalerhöhung bei der Deutschen Bank notwendig – von denen gab es in den letzten Jahren schon so einige, die allerdings kaum zu höherer Kapitalquote beim Bankhaus führten, sondern vor allem Strafzahlungen ermöglichen mussten. 75 Prozent der Großaktionäre müssten dann zustimmen – selbst wenn man einrechnet, dass bei Hauptversammlungen angesichts geringer Beteiligung schon ein weit niedrigerer Prozentsatz zur Verabschiedung reichen würde, bleibt da viel Überzeugungsarbeit.
Von den nennenswert Beteiligten scheint nur der Investor Cerberus nicht abgeneigt; Cerberus ist an beiden Bankhäusern beteiligt. Skeptisch zeigte sich unlängst der deutsche Mittelstand, der Konkurrenz unter den beiden börsennotierten Banken für besser hält als die Vorherrschaft eines großen Hauses – wobei angesichts des deutschen Drei-Säulen-Modells mit Sparkassen und Kreditgenossenschaften eine völlige Dominanz wohl kaum denkbar wäre.
Am Ende fällt dann noch ins Gewicht, dass Doppelstrukturen abgebaut werden könnten – von Filialen bis hin zur Unternehmens-IT. Gerade in letzterem Bereich allerdings hat die Commerzbank so ihre eigenen Erfahrungen gemacht: Nach der Übernahme und Eingliederung der Dresdner Bank wirkten manche Bereiche über lange Zeit wie paralysiert, schon allein die Angleichung der Kontonummern der beiden Kundenstämme war wohl ein computertechnischer Alptraum. So etwas könnte sich eine fusionierte Deutsche Commerzbank kaum leisten, ohne ins Trudeln zu geraten. Arbeitsplätze würden natürlich wegfallen müssen, und Unternehmensteile, auch ausländische Beteiligungen, stünden zum Verkauf an.
Die Finanzaufsicht und die Kartellbehörden hätten mitzureden – man sieht, es wäre für Gesprächsstoff auf Jahre hinaus gesorgt. Die Gerüchte und Planspiele sorgten jedenfalls bei beiden Bankaktien für leichte Erholung, wobei sich die Commerzbank auch in Sachen Wertsteigerung an der Börse aus sich heraus auf einem guten Weg sieht. Das zündende Geschäftsmodell haben aber wohl beide nicht gefunden, sonst wüsste man davon. Das würde sich mit einer Fusion nicht wie von selbst ergeben, ist zu fürchten. Womöglich würde die Beschäftigung mit sich selbst, die unsere Zeit prägt, sogar noch in die Zukunft verlängert. Das mag wohl das entscheidende Argument gegen eine Verbindung der ungleichen Schwestern sein.