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Goldene Zeiten für Bond-Picker

<br />von Olivier de Berranger, Fondsmanager des Mischfonds ARTY bei Financi&egrave;re de l&rsquo;Echiquier<br /><br />Seit dem H&ouml;hepunkt der Staatsschuldenkrise vergangenen November erzielen Unternehmensanleihen europaweit satte Renditen. Der iBoxx &euro; Corporate 3-5 year Index, der haupts&auml;chlich bonit&auml;tsstarke Investmentment-Grade-Anleihen enth&auml;lt, legte in nur vier Monaten um mehr als sechs Prozent zu. High-Yield-Anleihen entwickelten sich sogar noch besser. So erzielten etwa die Anleihen des italienischen Autoherstellers Fiat oder des deutschen Reifenherstellers Continental im selben Zeitraum eine zweistellige Performance. <br /><br />In den letzten f&uuml;nf Jahren hat sich der Anleihemarkt insgesamt, aber vor allem der f&uuml;r Unternehmensanleihen stark ver&auml;ndert. Rentenpapiere, deren Emittenten zuvor meist Staaten waren, werden heute zunehmend auch von Unternehmen gegeben, die Alternativen zur Refinanzierung ihrer Gesch&auml;ftsaktivit&auml;ten suchen. Grund hierf&uuml;r sind neue Regulierungsvorschriften, die europ&auml;ische Banken dazu zwingen, ihre Bilanzen mit Eigenkapital aufzustocken und von Schulden zu befreien. Die resultierende restriktive Kreditvergabe f&uuml;hrt dazu, dass Unternehmen Investoren zunehmend direkt &uuml;ber Anleihe-Emissionen ansprechen m&uuml;ssen. <br /><br />Der europ&auml;ische Kreditmarkt w&auml;chst derzeit sehr schnell und &bdquo;Bond-Picker&ldquo; finden hier zahlreiche attraktive Investmentchancen. Denn angesichts der aktuell niedrigen Zinsen, die vermeintlich risikolose Anlagen bieten, sind Unternehmensanleihen besonders zu empfehlen. Der hohe Risikoaufschlag f&uuml;r diese Anlageklasse bietet hohe Renditechancen. W&auml;hrend beispielsweise f&uuml;nfj&auml;hrige deutsche Bundesanleihen mit rund einem Prozent verzinst werden, werfen zahlreiche solide europ&auml;ische Unternehmensanleihen bei vergleichbarer Laufzeit eine Rendite von zwischen drei und f&uuml;nf Prozent ab. Auch das Chancen-Risiko-Verh&auml;ltnis spricht eindeutig f&uuml;r Unternehmen als Emittenten: Trotz der schlimmsten Kreditkrise seit den 1930er Jahren kam es bisher nur bei hoch verschuldeten Unternehmen und solchen mit schlechtem Gesch&auml;ftsmodell zu Ausf&auml;llen.<br /><br />Seit der Krise im Jahr 2008 haben europ&auml;ische Unternehmen alles daran gesetzt, ihre Bilanzen deutlich zu verbessern. Sie haben ihr Working Capital verringert , die Verschuldung reduziert und ihre Finanzierungsquellen deutlich diversifiziert. Auch die hohen Mengen an Cash, die in gro&szlig;en europ&auml;ischen Unternehmen vorhanden sind, erkl&auml;ren, warum Investoren lieber auf Unternehmensanleihen, als auf europ&auml;ische Staatsanleihen setzen.<br /><br />Bei der Suche nach attraktiven Unternehmensanleihen k&ouml;nnen Ratingagenturen helfen, die die Bonit&auml;t einzelner Emittenten bewerten. Auch wenn Ratingagenturen in der Vergangenheit bei strukturierten Produkten und Staatsanleihen nachweislich falsch gelegen haben, k&ouml;nnen sie bei Unternehmensemittenten vergleichsweise gute Resultate vorweisen. Doch auch ohne Rating steht fest, dass es f&uuml;r Investoren stets leichter sein wird, die Bonit&auml;t von Unternehmen wie Linde oder Danone zu beurteilen, als die einer Bank, die &uuml;ber zahlreiche hochkomplexe Derivate oder Positionen verf&uuml;gt, die gar nicht erst in der Bilanz auftauchen. <br /><br />Bond-Picking kann genauso rentabel wie Stock-Picking sein, wobei es wichtig ist, die selben Prozesse zugrunde zu legen: Man sollte nicht nur auf den Risikoaufschlag achten, sondern auch eine Unternehmensstory kaufen, die auf Qualit&auml;t der Unternehmensleitung, gute Finanzstruktur, Cashflow-Visibilit&auml;t und sozialer und &ouml;kologischer Verantwortung beruht. F&uuml;r Anleger ist es oft ratsam, hier auf die Expertise erfahrener Fondsmanager zu setzen.<br /><br />Geht man sorgf&auml;ltig bei der Auswahl der Emittenten vor, so stellen Unternehmensanleihen ein einfaches und effizientes Diversifizierungsinstrument f&uuml;r jedes Portfolio dar, um die Rendite mit vertretbarem Risiko zu optimieren.

BÖRSE am Sonntag

Warum Unternehmensanleihen gerade jetzt so ein attraktives Investment sind


von Olivier de Berranger, Fondsmanager des Mischfonds ARTY bei Financière de l’Echiquier

Seit dem Höhepunkt der Staatsschuldenkrise vergangenen November erzielen Unternehmensanleihen europaweit satte Renditen. Der iBoxx € Corporate 3-5 year Index, der hauptsächlich bonitätsstarke Investmentment-Grade-Anleihen enthält, legte in nur vier Monaten um mehr als sechs Prozent zu. High-Yield-Anleihen entwickelten sich sogar noch besser. So erzielten etwa die Anleihen des italienischen Autoherstellers Fiat oder des deutschen Reifenherstellers Continental im selben Zeitraum eine zweistellige Performance.

In den letzten fünf Jahren hat sich der Anleihemarkt insgesamt, aber vor allem der für Unternehmensanleihen stark verändert. Rentenpapiere, deren Emittenten zuvor meist Staaten waren, werden heute zunehmend auch von Unternehmen gegeben, die Alternativen zur Refinanzierung ihrer Geschäftsaktivitäten suchen. Grund hierfür sind neue Regulierungsvorschriften, die europäische Banken dazu zwingen, ihre Bilanzen mit Eigenkapital aufzustocken und von Schulden zu befreien. Die resultierende restriktive Kreditvergabe führt dazu, dass Unternehmen Investoren zunehmend direkt über Anleihe-Emissionen ansprechen müssen.

Der europäische Kreditmarkt wächst derzeit sehr schnell und „Bond-Picker“ finden hier zahlreiche attraktive Investmentchancen. Denn angesichts der aktuell niedrigen Zinsen, die vermeintlich risikolose Anlagen bieten, sind Unternehmensanleihen besonders zu empfehlen. Der hohe Risikoaufschlag für diese Anlageklasse bietet hohe Renditechancen. Während beispielsweise fünfjährige deutsche Bundesanleihen mit rund einem Prozent verzinst werden, werfen zahlreiche solide europäische Unternehmensanleihen bei vergleichbarer Laufzeit eine Rendite von zwischen drei und fünf Prozent ab. Auch das Chancen-Risiko-Verhältnis spricht eindeutig für Unternehmen als Emittenten: Trotz der schlimmsten Kreditkrise seit den 1930er Jahren kam es bisher nur bei hoch verschuldeten Unternehmen und solchen mit schlechtem Geschäftsmodell zu Ausfällen.

Seit der Krise im Jahr 2008 haben europäische Unternehmen alles daran gesetzt, ihre Bilanzen deutlich zu verbessern. Sie haben ihr Working Capital verringert , die Verschuldung reduziert und ihre Finanzierungsquellen deutlich diversifiziert. Auch die hohen Mengen an Cash, die in großen europäischen Unternehmen vorhanden sind, erklären, warum Investoren lieber auf Unternehmensanleihen, als auf europäische Staatsanleihen setzen.

Bei der Suche nach attraktiven Unternehmensanleihen können Ratingagenturen helfen, die die Bonität einzelner Emittenten bewerten. Auch wenn Ratingagenturen in der Vergangenheit bei strukturierten Produkten und Staatsanleihen nachweislich falsch gelegen haben, können sie bei Unternehmensemittenten vergleichsweise gute Resultate vorweisen. Doch auch ohne Rating steht fest, dass es für Investoren stets leichter sein wird, die Bonität von Unternehmen wie Linde oder Danone zu beurteilen, als die einer Bank, die über zahlreiche hochkomplexe Derivate oder Positionen verfügt, die gar nicht erst in der Bilanz auftauchen.

Bond-Picking kann genauso rentabel wie Stock-Picking sein, wobei es wichtig ist, die selben Prozesse zugrunde zu legen: Man sollte nicht nur auf den Risikoaufschlag achten, sondern auch eine Unternehmensstory kaufen, die auf Qualität der Unternehmensleitung, gute Finanzstruktur, Cashflow-Visibilität und sozialer und ökologischer Verantwortung beruht. Für Anleger ist es oft ratsam, hier auf die Expertise erfahrener Fondsmanager zu setzen.

Geht man sorgfältig bei der Auswahl der Emittenten vor, so stellen Unternehmensanleihen ein einfaches und effizientes Diversifizierungsinstrument für jedes Portfolio dar, um die Rendite mit vertretbarem Risiko zu optimieren.