High-Yield-Anleihen sind die Anlageklasse für 2011
Von Léon Cornelissen, Chefvolkswirt Research von Robeco Asset Management
Von Léon Cornelissen, Chefvolkswirt Research von Robeco Asset Management
2010 war kein Jahr für Staatsanleihen: Die Finanzlage einiger Staaten an den europäischen Rändern bleibt turbulent. Anfang Dezember sackte das Vertrauen in Irlands Kreditwürdigkeit weiter ab. Inzwischen ist sogar das deutsche Kredit-Image angekratzt: Durch die Milliardenhilfe für andere Euro-Staaten sorgt sich so mancher Volkswirt um Deutschlands Bonität.
Verständlicherweise greifen Anleger zum Jahreswechsel lieber zu Unternehmensanleihen. Denn: Im Unternehmenssektor sind die Aussichten verlockend. Der Grund ist die vergleichsweise gute Wirtschaftslage. Das Jahr 2011 wird daher voraussichtlich durch finanzstarke Unternehmen und eine unternehmensfreundliche Geldpolitik geprägt sein, wobei die Wirtschaft eher moderat wachsen sollte. Das ist positiv. Eine verhaltene Wachstumsrate zusammen mit einer günstigen Geldpolitik zerstreut die Sorge vor einer Inflation. Unterstützt wird das Zusammenspiel auch von wahrscheinlich unveränderten Zinsniveaus in den wichtigsten Volkswirtschaften. Gefragt sollte daher eine offensive Portfoliostrategie sein. Denn auch das Wachstum in den Schwellenländern wird sich fortsetzen. Die Menschen rund um den Globus werden 2011 wohl wieder mehr einkaufen. Mit der steigenden Nachfrage werden aller Voraussicht nach auch wieder mehr Arbeitskräfte eingestellt.
Gute Aussichten für Hochzinsanleihen 2011
Zum Jahresende 2010 haben Unternehmen beinahe ihr Vorkrisenniveau erreicht: Sie haben starke Bilanzen, hohe Gewinnspannen und guten Cashflow. Aus Investment-Sicht sprechen mindestens zwei Gründe insbesondere für High-Yield-Anleihen. Erstens können Anleger bei High-Yield-Anleihen neben hohen Zinsen auch von Kursgewinnen profitieren. Zweitens ist wahrscheinlich, dass den Yield Spreads aus makroökonomischer Perspektive noch ein Puffer nach unten bleibt. Dies sollte selbst bei einem mäßigen Wirtschaftswachstum weder ein Ansteigen der Ausfälle noch eine beträchtliche Zunahme der langfristigen Zinsen fördern. Daher bieten Unternehmensanleihen zurzeit die besten risikoadjustierten Renditen.
Neben Unternehmensanleihen bleiben Aktien attraktiv
Der Aufwärtstrend im Aktienmarkt setzt sich wahrscheinlich im Jahr 2011 fort – und ist möglicherweise noch zu steigern: Denkbar ist, dass der Aktienmarkt um weitere 5 bis 15% wächst. Das sollte vor allem Anlagestrategien mehr Gewinne bescheren, die auf Aktien aus den konjunkturabhängigen Sektoren Konsum und Industrie setzen oder die Geld in die IT-Branche investiert haben. Diesen Branchen sollte auch 2011 der Aufschwung der Schwellenländer zugutekommen: In Indien, China oder Brasilien steigen immer mehr Menschen zur gesellschaftlichen Mittelschicht auf. Damit steigt zugleich die Kaufkraft. In Deutschland und weltweit sollten Unternehmen – und damit auch ihre Anleger – von der anhaltenden Kaufwelle in den aufstrebenden Märkten und den günstigen Wirtschaftsbedingungen für 2011 profitieren. Aktuell befinden sich die Wirtschafts- und Kapitalmärkte nach zwei krisengeschüttelten Jahren in einem Stadium zwischen Erholung und Ausdehnung. Aus Sicht der Anleger sind daher wachstumsorientierte und zyklische Werte äußerst attraktive Investments.