Himmelshochzeiten
Während die Autoindustrie sich müht, Allianzen zu schmieden, die in dem ein oder anderen Fall mehr oder weniger smart erscheinen mögen, tobt am Himmel ein Kampf ganz anderen Kalibers, von der Öffentlichkeit weit weniger beachtet, aber nichtsdestotrotz erheblich bedeutsamer für die neue Weltordnung: Die Luftfahrtbranche sortiert sich neu. Konsolidierung heißt ohnehin das Zauberwort am Ausgang einer jeden Krise. Was da aber im Luftraum vor sich geht, ist mitnichten ein Symptom aktueller Ereignisse. Wenn Daimler meint, mit dem Massenhersteller Renault sein Glück zu finden – nun gut. Immerhin sind beide nicht pleite, nicht vom Untergang bedroht oder sonst wie auf dem absteigenden Ast.
Während die Autoindustrie sich müht, Allianzen zu schmieden, die in dem ein oder anderen Fall mehr oder weniger smart erscheinen mögen, tobt am Himmel ein Kampf ganz anderen Kalibers, von der Öffentlichkeit weit weniger beachtet, aber nichtsdestotrotz erheblich bedeutsamer für die neue Weltordnung: Die Luftfahrtbranche sortiert sich neu. Konsolidierung heißt ohnehin das Zauberwort am Ausgang einer jeden Krise. Was da aber im Luftraum vor sich geht, ist mitnichten ein Symptom aktueller Ereignisse. Wenn Daimler meint, mit dem Massenhersteller Renault sein Glück zu finden – nun gut. Immerhin sind beide nicht pleite, nicht vom Untergang bedroht oder sonst wie auf dem absteigenden Ast.
Das aber, und es sei beklagt, kennzeichnet die Fluglinien. Und nicht erst seit gestern. Lufthansa kämpft um jeden Sitz, nicht nur gegen die Billigheimer von Ryanair, sondern vor allem gegen die eigenen Piloten. Eine groteske Vorstellung: Während die Qualitätslinie Marktanteile verliert an ein Unternehmen, das Münzklos im Flugzeug einführen will, stemmen sich die Piloten und das Kabinenpersonal gegen die Aufgabe langgedienter Privilegien. Zugegeben, Verzicht ist schwer. Aber Überleben ist einfach auch eine gute Sache.
Der Blick nach USA hilft weiter. Unzählige Airlines überbieten sich dort im Wettbewerb; einige fliegen nur noch, weil die amerikanische Insolvenzordnung das zulässt; andere zahlen derart schlimme Löhne, dass gestandene Piloten einen Zweitjob brauchen. Dass US Airways und United Airlines zusammengehen wollen, ist denn auch eher Not als Tugend.
In Europa haben nun gerade British Airways und Iberia vorgemacht, wie es am Ende sein muss: Eine gemeinsame Holding; die Marken bleiben erhalten, jeder fliegt, wo er kann und der Schaden wird geteilt. Nach Lufthansa und Air France-KLM ist die neue Kooperation Nummer drei auf dem europäischen Markt. Man darf vermuten, dass für eine Nummer vier kein Platz mehr ist. Europa, du hast es besser: Gegenüber dem Durcheinander und der miesen Qualität in den USA ist hierzulande Flugverkehr noch eine gediegene Sache.
Mit rund 60 Millionen Passagieren jährlich, über 400 Flugzielen und einer erwarteten Ersparnis von 400 Millionen Euro jährlich kann sich die neue BA/Iberia wohl behaupten. Ungeklärt aber bleibt die Frage, warum sowohl die Briten als auch die Spanier in den letzten zehn Jahren derart unter die Räder gekommen sind. Reine Managementfehler können es nicht sein. Noch in den Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts wurde BA der Lufthansa als leuchtendes Beispiel präsentiert: Vergessen, vorbei. Jetzt hilft nur noch Größe – Nationalstolz, der immer mitschwingt, muss vor den Schulden kapitulieren.
Hochzeiten finden halt nicht immer im Himmel, manchmal aber am Himmel statt.