Nach den Wahlen: US-Gesundheitsbranche im Aufwind
Das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen ist ein entscheidender Wegweiser für das Schicksal von Obamas Reform des Gesundheitswesens. Die Unsicherheit im Gesundheitssektor ist nun beendet. Dies sollte für positive Signale für Aktien von Gesundheitsunternehmen sorgen.
Eine erste wichtige Hürde nahm die sogenannte Obamacare-Reform bereits am 28. Juni 2012. Damals bestätigte das oberste US-Gericht das neue Gesetz als verfassungsgemäß. Danach sind alle US-Bürger und Personen mit legalem Wohnsitz in den USA gesetzlich dazu verpflichtet, eine Krankenversicherung abzuschließen; andernfalls droht eine Geldstrafe. Die Haushaltsbehörde des US-Kongresses schätzt, dass die Zahl der neu versicherten Patienten allein im Jahr 2014 – also in dem Jahr, in dem die meisten Veränderungen anstehen – um 18 Mio. steigen wird. Gewisse Unsicherheitsfaktoren blieben dennoch bestehen. Zum einen sah ein Teil des Gesetzes eine obligatorische Beteiligung der US-Bundesstaaten vor, das aber vom obersten Gericht als zu einschränkend und daher verfassungswidrig eingestuft wurde. Zum andern sind Demokraten und Republikaner beim Thema Obamacare zutiefst gespalten. Die Präsidentschaftswahlen waren deshalb ein entscheidender Indikator, ob sich die Reform letztendlich durchsetzen kann.
Beendigung der Unsicherheit im Gesundheitssektor
Was wäre für Aktien aus dem Gesundheitssektor der günstigste Wahlausgang gewesen? Aus unserer Sicht erschien die Wahl des republikanischen Kandidaten Mitt Romney zwar als eher unwahrscheinlich. Sie hätte aber wohl zur Rücknahme der Obamacare-Reform und damit zu einer vielversprechenden Neubewertung des gesamten Gesundheitssektors geführt. Stattdessen wurde wie erwartet Barack Obama wiedergewählt. Auch im Kongress bleibt alles, wie es ist: Das Repräsentantenhaus bleibt unter republikanischer Kontrolle und der Senat ist in den Händen der Demokraten. Die Fortführung des Status quo bedeutet für den wiedergewählten Präsidenten, dass er auch in seiner zweiten Amtszeit mit Widrigkeiten rechnen muss. Ideologische Fragen und Haushaltsdiskussionen werden die Debatte prägen. Die Gesundheitsreform bleibt auf dem Tisch, die ursprüngliche Version des neuen Gesetzes könnte jedoch verwässert werden. Der Sieg Obamas bringt dennoch die Gewissheit, dass die von ihm angestoßene Reform nicht mehr vollständig zurückgenommen werden kann.
Neue Steuern und Vorschriften als Kehrseite der Reform
Was ist die Kehrseite von Obamacare für den Gesundheitssektor? Zwar bringt der zusätzliche Konsum von Produkten und Dienstleistungen im Gesundheitswesen durch Millionen neu versicherter Patienten höhere Einnahmen. Zugleich untergraben jedoch neue Steuern und Vorschriften langfristig die fundamentalen Kennzahlen in diesem Sektor. Wie schon 1992 bei Bill Clintons Wahlkampfkampagne zur Gesundheitsvorsorge ging auch während Barack Obamas Kampagne 2007 die Bewertung des Sektors zurück. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis fiel 2009 von 19x auf einen Tiefstand von 11x zurück. Die Bewertungsmultiplikatoren haben sich seither nicht wieder erholt. Für langfristig orientierte Anleger bieten sich damit aber auch potenziell attraktive Einstiegschancen.
Der größte Feind aller Aktienanleger ist immer die Unsicherheit. Auch wenn die Details der Ausgestaltung der Gesundheitsreform noch verhandelt werden müssen, so ist nun der große Unsicherheitsfaktor Präsidentschaftswahl beseitigt. Anleger sollten sich nun wieder auf die attraktiven langfristigen Wachstumsaussichten des Sektors konzentrieren und sich über ansprechende Renditen freuen können.